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Der animierte Kurzfilm informiert über die begriffsgeschichtliche Entwicklung und verschiedenen Bedeutungsebenen des Begriffs "Kalifat".
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[Zu sehen ist der Youtuber LeFloid. Er steht in dem Zimmer in dem er seine Videos macht – im Hintergrund lehnt eine lebensgroße Star-Wars-Figur in der Ecke, ausserdem ist ein Bücherregal, Bilder und eine weitere Figur zu sehen. Rechts im Bild ein Tisch mit einem Bildschirm auf dem das LeFloid-Logo zu sehen ist: ein goldener Schriftzug, der die Form eines Schwertes hat. LeFloid ist in Großaufnahme zu sehen. Er spricht direkt in die Kamera, die ihn leicht von oben filmt. Er spricht schnell, mit starker Mimik und Gestik. Der Filmschnitt nimmt das stakkatohafte seines Sprechens auf.]
LeFloid: Aloha werte Ladies und Gentlenerds. Es geistern ja zur Zeit einige Begriffe durch die Medien und das Netz, die im Kontext mit dem Islam stehen. Aber wenn man versucht diese Begriffe zu verstehen, findet man wenig verständliche Information.
Ich habe deswegen gemeinsam mit einigen anderen Youtubern und der Bundeszentrale für politische Bildung einige dieser Begriffe mit Experten und Expertinnen genauer betrachtet. Bei mir geht es heute um das Wort Kalifat. Kennen wir derzeit z.B. im Zusammenhang mit Schlagzeilen wie: "Xyz will jetzt in Syrien beim Aufbau eines Kalifats als Märtyrer sterben", oder "Xyz will dem IS beim Aufbau eines Kalifats in Syrien helfen". Aber was genau ist das, was da aufgebaut werden soll eigentlich? Ist es wirklich das, wofür der Begriff steht oder wird dieser nur vom IS besetzt? Was ist denn eigentlich das Kalifat? Dafür hab ich mich bei einigen ExpertInnen schlau gemacht und gebe jetzt gerne an mein Comic-Ich ab.
[LeFloid wird ausgeblendet, leise Musik setzt ein und eine weiße Fläche mit der gezeichneten Comic-Figur von LeFloid mit grüner Mütze und Kapuzenpullover ist zu sehen. Schriftzüge des Wortes Kalifat werden in veschiedenen Sprachen von einer Hand ins Bild gelegt - in der Mitte die Umschrift des arabischen Wortes in grün. Hinzu kommt eine Gedankenblase mit einem Fragezeichen. LeFloid ist nun im Off zu hören – mit ruhigerer Stimme als im Intro.]
LeFloid: Was ist das Kalifat?
[Die Bilder werden von der Hand weggewischt und folgende Bilder nacheinander auf den weißen Hintergrund gelegt: das Wort "Kalifat" und die Umschrift des arabischen Wortes, ein gezeichenes Kalenderblatt mit der Aufschrift "7. Jahrhundert" und in der Mitte der Umriss der arabischen Halbinsel.]
LeFloid: Kalifat oder hilafa bedeutet "Stellvertretung". Es ist eine Regierungsform, die ihre Wurzeln im 7. Jahrhundert hat. Sie entwickelt sich im damaligen muslimischen Staatswesen nach dem Tod des Propheten Mohammed.
[Das Bild des Kalenders und die Schriftzüge werden zu beiden Seiten aus dem Bild gewischt, die grüne Fläche der arabischen Halbinsel bleibt. Darauf wird die gezeichnete Figur eines Kalifen gelegt. Hinzu kommen nacheinander folgende Bilder: eine Gruppe Menschen mit der Unterschrift "Umma", die Worte "Kalif, Nachfolger des Gottesgesandten" und darunter die Worte "Richter", "Politiker", "Berater".] LeFloid: Der Kalif galt in der Leitung der Gemeinde als Nachfolger des Propheten. Er sprach Recht, traf politische Entscheidungen und gab alltägliche Ratschläge in der Lebensführung.
[Ein neuer weisser Hintergrund wird aufgerollt. Darauf werden während des kommenden Textes folgende Bilder gelegt: eine arabische Kalligrafie des Wortes "Mohammed", der Umriss einer Figur mit einem Fragezeichen auf einer grünen Wolke, das schon vorher verwendete Bild der "Umma" und vier Namenstafeln: "Abu Bakr 632-634", "Umar b. Al-Khattab 634-644", "Uthman b. Affan 644-656" und "Ali b Abi Talib 656-661".] LeFloid: Der Prophet Mohammed selbst hatte keinen Nachfolger bestimmt. Die Idee des Kalifats als Staatsform stammt also nicht von ihm. Die frühe muslimische Gemeinde forderte aber eine Leitfigur. Vier von den frühen Gefährten des Propheten wurden die ersten Kalifen. Sie wurden von den Vertretern der muslimischen Gemeinde gewählt.
[Bis auf die letzte Namenstafel werden alle Bilder weggewischt. Die Namenstafel "Ali b Abi Talib" steht nun links oben im Bild. Hineingelegt wird eine gezeichnete Figur, über der "Kalif" steht. Hinzugelegt wird die Zeichnung eines weiteren Mannes mit der Überschrift "nächster Kalif", der ein Kind an der Hand hält, über dem "übernächster Kalif" steht.]
LeFloid: Nach der Ermordung des vierten Kalifen ‘Ali gab es keine Wahlen mehr. Stattdessen wurde das Amt des Kalifen nun innerhalb von Herrschaftsfamilien vererbt.
[Nun werden die Figuren weggewischt und die Namenstafel umgedreht. Zu sehen ist nun ein Fragezeichen. Daneben wird das Bild zweier Figuren mit Büchern und Schriftrollen gelegt, die miteinander diskutieren. In eine Reihe darunter werden folgende Bilder gelegt: eine Urne mit der Unterschrift "Wahl", ein Baum unter dem "Abstammung" steht und das vorherige Bild der drei Generationen der Kalifen mit "Vererbung" als Untertitel.]
LeFloid: Bereits zu Lebzeiten des vierten Kalifen ‘Ali, hatte sich ein Streit darüber entwickelt, wer der rechtmäßige Kalif sein durfte und nach welchen Kriterien er bestimmt werden sollte: Durch Wahl, durch Abstammung vom Propheten oder durch Vererbung.
[Die Reihe der drei Bilder wird weggewischt. Neben das Bild des Fragezeichens werden zu beiden Seiten die Silhoutten zweier mit Speeren bewaffneter Soldaten auf Pferden gelegt. In die zweite Bildzeile werden drei schematische Gruppenbilder mit den Unterschriften: "Sunniten", Schiiten", "Charidischiten" gelegt.]
LeFloid: Aus diesem politischen Streit, der auch militärisch ausgetragen wurde, entwickelten sich verschiedene Gruppen im frühen Islam: Sunniten, Schiiten und Charidischiten. Diese Gruppen wurden später zu eigenständigen theologischen Strömungen.
[Über das alte Bild wird ein neues weisses Blatt gelegt, auf das der Umriss eines Tablets gezeichnet ist. Die Hand drückt den gezeichneten Knopf und ein Realfilm beginnt auf dem Monitor des Tablets zu spielen. Zu sehen ist wieder LeFloid ist in seinem Zimmer.]
LeFloid: Aha, die Aufteilung in die theologischen Richtungen der Sunniten und Schiiten geht also zurück auf den frühen Streit darüber wer der legitime Herrscher sein sollte?
[Der Realfilm wird ausgeblendet, das gezeichnete Tablet von zwei Händen aus dem Bild genommen und folgende Bilder auf die weiße Fläche gelegt: Das Kalenderblatt mit der Aufschrift "7. Jahrhundert", die Zeichnung der arabischen Halbinsel und eine Figur mit Turban, auf einem Teppich sitzend, die eine Schriftrolle und eine Schreibfeder in den Händen hält.]
LeFloid: Zur Zeit des Propheten Mohammed war der muslimische Herrschaftsbereich noch beschränkt auf die arabische Halbinsel. Die Aufgaben der ersten Kalifen in Verwaltung und Organisation waren überschaubar.
[An den Kartenumriss der arabischen Halbinsel wird nun ein weiterer Kartenumriss angelegt – zusammen zeigt die Karte nun das Reich der Abbasiden ca. 750-900. Neben die Karte werden die Worte "Persien" und "Byzanz" mit jeweils einer schematischen Gruppensilhouette gelegt. An dem Kalender werden Blätter abgerissen, auf denen 8. und 9. Jahrhundert steht. Zu lesen ist schließlich "10. Jahrhundert". Neben die Figur des Kalifen werden nun drei Bilder von Papierrollenstapeln gelegt und als letztes sein bisher lächelndes Gesicht durch ein besorgtes ersetzt.]
LeFloid: Durch die Erweiterung des Herrschaftsgebiets bildete sich aber ein komplexes Staatswesen heraus. Neue Völkergruppen und Kulturen wurden Teil des Islamischen Reiches und die Verwaltungssysteme der eroberten Staaten wurden zu großen Teilen übernommen. Obwohl sich die Gesellschaft den neuen Entwicklungen anpasste, konnte die ursprüngliche Kalifatsform den Bedürfnissen der vielen verschiedenen Gemeinden immer schwerer gerecht werden.
[Nun wird wieder ein neues weißes Blatt ins Bild gelegt. Als erstes werden drei Namenstafeln hineingelegt: "Abu Bakr, 632-634", "Umar b Al-Khattab, 634-644" und "Uthman b. Affan, 644-656") Dann folgt die gezeichnete Figur eines Kalifen mit Turban. Links neben die Figur des Kalifen wird der schwarze Umriss einer respektvoll knieenden Figur gelegt, rechts neben den Kalifen eine Umrissfigur, die sich von ihm abwendet und mit einer ausgestreckten Hand Ablehnung signalisiert.]
LeFloid: Mit Ausnahme der ersten drei Nachfolger des Propheten waren alle Kalifen unter Muslimen umstritten. Sie haben nie alle Muslime unter ihrer Herrschaft vereint, denn innerhalb wie außerhalb des Islamischen Reiches gab es immer politische Gegenbewegungen.
[Alle Bilder werden weggewischt und erneut der Umriss des Reichs des Abbasiden und das Kalenderblatt "10. Jahrhundert" hineingelegt. Der östliche Teil der Karte (dem heutigen Iran und angrenzenden Ländern entsprechend) und der westliche Teil (der Nordafrika umfasst) werden abgetrennt. Auf alle drei Kartenteile werden dann Figuren gelegt, die die jeweiligen Herrscher darstellen.]
LeFloid: Das Islamische Reich zerfiel unter dem Herrschaftshaus der Abbasiden im 10. Jahrhundert in mehrere Teilstaaten. Hier hatte nicht der Kalif das Sagen, sondern die lokalen Herrscher. Ein weiteres Kalifat gab es ab dem Jahr 929 in Spanien.
[Wieder wird ein neues weißes Blatt ausgerollt. Die Figur des Kalifen mit einem Schild "Kalif" wird hineingelegt, das dann mit einem Schild "Symbolische Macht" überdeckt wird. Daneben wird ein Bild dreier Figuren gelegt - zusammen mit dem Schild "Emire, Sultane, militärische Befehlshaber", das dann durch "politische Macht" überdeckt wird.]
LeFloid: In vielen muslimischen Gebieten hatte der Kalif nur eine symbolische Funktion als Herrscher. Die politische Macht hatten Sultane, Emire und militärische Befehlshaber inne.
[Die Schriftschilder und die Dreiergruppe werden aus dem Bild genommen, es bleibt die Figur des Kalifen. Hinzu kommt das Bild der streitenden Gelehrten und der Kalif bekommt ein Schild mit der Aufschrift "Symbolische Autorität". Dann wird das Wort "Symbolische" überdeckt, so dass nun "Weltliche Autorität" zu lesen ist.]
LeFloid: Auch muslimische Gelehrte hatten unterschiedliche Ansichten über die Aufgaben des Kalifen. Viele vertraten die Meinung, dass der Kalif nur in weltlichen Angelegenheiten ein Herrscher sein sollte. Die Autorität in religiösen Urteilen sollte den islamischen Gelehrten zukommen.
[Wieder wird das Bild durch das weiße Blatt mit der Umrisszeichnung eines Tablets überdeckt. Die Hand drückt den gezeichneten Knopf und der Realfilm beginnt in dem Display-Rahmen zu spielen. Zu sehen ist wieder LeFloid im Zimmer als Realfilm.]
LeFloid: D. h. mit Ausnahme der kleinen muslimischen Gemeinde im 7. Jahrhundert gab es in der Geschichte nie eine politische oder religiöse Einheit der Muslime unter einem einzigen Anführer. Auch gab es keine eindeutig definierte Staatsform, denn die wechselte ja immer entsprechend den historischen Umständen.
[Der Realfilm wird ausgeblendet und das gezeichnete Tablet herausgenommen. Hereingelegt wird eine Umrisskarte des Osmanischen Reiches zu seiner größten Ausdehnung im 19. Jahrhundert. Die Kalenderblätter werden im Zeitraffer abgerissen, bis dort "19. Jahrhundert" zu lesen ist, und auf die Karte wird das Bild einer Fahne mit dem Schriftzug Osmanisches Reich gelegt. Zuletzt werden die Umrisszeichnungen zweier sich gegenüber stehender bewaffneter Reiterverbände auf und neben die Karte gelegt.]
LeFloid: Den letzten Kalifentitel trug das Herrschaftshaus der Osmanen. Auch sie befanden sich oft in Kämpfen mit anderen muslimischen Staaten.
[Ein neues Blatt wird aufgerollt. Das Bild des Kalifen wird mit einem Schild "Politische Macht" hineingelegt, das dann durchgekreuzt wird. Recht neben die Figur wird dann eine graue Umrisskarte der Türkei mit einer schwarz-weißen türkischen Fahne gelegt. Das Kalenderblatt wird abgerissen, es ist nun "20. Jahrhundert" zu lesen. Zuletzt wird die Figur des Kalifen wird aus dem Bild herausgenommen.]
LeFloid: Der letzte Kalif hatte keine politische Macht mehr. Nach der Gründung der Türkischen Republik 1923 wurde das Kalifat abgeschafft.
[Alle Bilder werden weggewischt. Herein kommt das Bild dreier Figuren (ein Mann und zwei Frauen), die nach rechts schauend in argumentierender Haltung dargestellt sind. Über sie wird eine Sprechblase gelegt, in dem das Wort "Umma" auf einem in zwei Teile gerissenen Schild zu sehen ist. Rechts wird das Bild eines Mannes und einer Frau eingelegt, die auf die andere Gruppe schauen und ebenfalls argumentieren. In ihrer Sprechblase ist das Wort "Kalifat" mit Spinnweben dargestellt.]
LeFloid: Dies löste viele Diskussionen unter Muslimen aus: Manche empfanden die Abschaffung des Kalifats als Zeichen für den endgültigen Verfall der muslimischen Einheit. Andere sahen sie als notwendig an, weil sie das Kalifat als Regierungsform für nicht mehr zeitgemäß hielten.
[Die vorherigen Bilder werden weggewischt. Hereingelegt wird der Kalender mit dem Blatt "20. Jahrhundert" und das Bild dreier modern gekleideter Männer, mit einer Sprechblase mit dem Wort "Kalifat", an das ein gezacktes Schild "neu!" gezeichnet ist. Neben die Gruppe wird dann die Figur des Kalifen mit dem Schild "Geistige und religiöse Einheit" gelegt.]
LeFloid: Im 20. Jahrhundert forderten einige muslimische Denker die Neubelebung des Kalifats. Dieses Kalifat sollte nicht als politische Macht oder in Form eines Staates funktionieren. Der Kalif sollte vielmehr die geistige und religiöse Einheit der Muslime verkörpern. Allerdings gab es keine Einigung darüber, wie das Kalifat zustande kommen und wer Kalif werden sollte.
[Die Bilder werden weggewischt. Ins Bild gelegt wird eine blasse Zeichnung einer Weltkugel, bei der dann im Nahen Osten eine Fahne mit der Aufschrift "Kalifat" eingesetzt wird. Diese Fahne wird durch ein großes Schild "Nicht legitimiert" überdeckt. Rundherum werden im Zeitraffer Bilder unterschiedlicher Personen mit verschränkten Armen und Sprechblasen mit dem Wort "Nein!" in verschiedenen Sprachen gelegt.]
LeFloid: Gegenwärtige Ausrufungen eines Kalifats, wie das des so genannten Islamischen Staates im Irak und in Syrien, werden von den meisten Muslimen weltweit nicht akzeptiert.
[Das gezeichnete Tablet wird wieder hineingelegt, die Hand drückt den Knopf und LeFloid ist in dem Zimmer zu sehen.]
LeFloid: Was heißt das denn, wenn heute ein islamischer Staat, bzw. ein neues Kalifat gefordert wird?
[Der Realfilm wird ausgeblendet, das Tablet herausgenommen. Die Hand zieht von oben in Schlangenlinien das Bild einer Wolke herein, auf der die Weltkugel liegt. Sie trägt eine Banderole mit der Aufschrift "Islamische Weltmacht".]
LeFloid: Die heutige Forderung nach einem islamischen Staat und einem neuen Kalifat bezieht sich auf ein Bild von einer großen einheitlichen islamischen Weltmacht.
[Das Bild der Weltkugel wird herausgezogen. Ins Bild gelegt wird die Silhouette einer Figur mit einem Gewehr in der Hand, die ein Schild mit der Aufschrift "Mehr Macht!" trägt. Neben die Figur wird eine große Sprechblase gelegt, in der folgende Bilder mit grünen Blüten verziert zu sehen sind: der Umriss der arabischen Halbinsel, der Kalender mit dem Blatt "7. Jahhundert" und das Schild "Umma" mit der Silhoutte einer Gruppe darüber.]
LeFloid: Um diese Herrschaftsansprüche in der heutigen Zeit zu rechtfertigen, wird die Sehnsucht nach einer politisch-religiösen Gemeinschaft beschworen und das Bild der kleinen muslimischen Gemeinde im 7. Jahrhundert als Vorbild verklärt.
[Die vorherigen Bilder werden weggewischt und das Bild einer Gruppe unterschiedlicher Menschen mit einem Schild "Umma 7. Jahrhundert" darunter, wird hineingelegt. Dazu werden zwei Bilder gelegt: eins, das zwei antik gekleidete Personen mit Papierrollen und einem antiken Tempel im Hintergrund zeigt, und ein Bild das einen Reiter mit langem Bart und einer Krone zeigt.]
LeFloid: Dabei wird übersehen, dass es eine Einheit in dieser Form niemals gegeben hat. Das islamische Staatswesen war immer eine Mischform aus verschiedenen Einflüssen.
[Die beiden letzten Bilder werden weggewischt. An das Bild der Umma wird ein großer grüner halbrunder Pfeil gelegt, der auf die folgenden nacheinander eingelegten Bilder weist: Eine Gruppe modern gekleideter unterschiedlicher Menschen, eine fussballspielende Frau und eine Frau mit einem Kind. Unter diese drei Bilder wird dann das Schild "Umma heute" gelegt. Hinzu kommen noch das Bild eines betenden Mannes mit einem Kind, ein tanzender Sufi und eine weitere tanzende Person, dann wird das Bild der alten Umma herausgenommen und die ganze Bildfläche mit weiteren Bildern gefüllt: Eine Frau mit Kopftuch an einer Tafel, eine Gruppe Jugendlicher an einem Tisch, eine Gruppe unterschiedlicher Menschen, von denen eine im Rollstuhl fährt, ein Mädchen im Sprung auf dem Skateboard, ein junger Mann mit Basecap, der einen Gebetsteppich ausrollt, eine Frau mit Stift und Klemmbrett, eine Frau auf einem Skateboard, eine betende Frau und eine weitere Gruppe kleiner und großer Menschen.]
LeFloid: Auch in der muslimischen Gemeinschaft haben sich im Laufe der Geschichte große Veränderungen vollzogen. In der Frühzeit gab es eine lokal begrenzte Gemeinschaft der Muslime mit vielen kulturellen Gemeinsamkeiten.
Heute gibt es weltweit eine viel größere Zahl muslimischer Gemeinschaften, die mit den jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Kontexten verknüpft sind, in denen sie leben.
[Die Bildfläche wird ausgeblendet und der Film zeigt wieder LeFloid in dem Zimmer. Er spricht die Zuschauer direkt an.]
LeFloid: Fassen wir das mal ganz kurz in eigenen Worten und Gedanken zusammen. Das Kalifat war also eine historische Regierungsform, bei der der Kalif häufig nicht die politische Macht hatte sondern nur als Symbol funktionierte. Und mit Ausnahme einer kurzen Zeitspanne im 7. Jahrhundert hatte der Kalif auch nie alle Muslime der Welt unter seiner Herrschaft vereinigt. Also ist es absolut keine Regierungsform, die man heute auf eine globalisierte, moderne Welt übertragen kann. Und für die es sich zu sterben lohnt. Das ist allerdings nur meine ganz persönliche Einschätzung. Wie ist eure Meinung dazu? Ist euch der Begriff Kalifat schon mal begegnet? Ab in die comments! Ausserdem möchte ich mich an dieser Stelle ganz kurz bei der Bundeszentrale für politische Bildung bedanken, mit der zusammen dieses Video hier möglich geworden ist und wir jetzt gemeinsam in den Kommentaren, auch mit einigen Experten für euch da sind - falls von eurer Seite aus z.B. noch mehr Fragen aufkommen sollten. Wenn ihr Bock auf noch mehr Videos über diese Themen habt, dann schaut mal unten in die Videobeschreibung rein, da ist 'ne Playlist mit allen Videos verlinkt und da stehen noch viel mehr Informationen drin. Geil, dass ihr wieder dabei wart, Ladies and Gentlenerds. Euch 'nen traumhaften Tag noch, baut keinen Scheiß und ihr wisst ja: Macht's nicht gut, macht's besser! Haut rein!
[Bei den Worten "Haut rein" bewegt LeFloid die Hand wie zum Abschlagen direkt auf die Kamera zu, und das Bild wird schwarz.]
Mehr Informationen
Redaktion, Kamera, Schnitt: Pudelskern, Meimberg GmbH
Drehbuch, Musik, Ton: Pudelskern
Sprecher: Mirko Drotschmann
Wissenschaftliche Beratung: Saliha Kubilay, Marie Meimberg, Prof. Dr. Armina Omerika
Produktion: 12/11/2015
Spieldauer: 8 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung
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