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Kontraste bestimmen den Film. Die große Vergangenheit Korinths, belegt durch Ruinen, scheint durch eine weniger pittoreske als von Armut zeugende Archaik der Lebensverhältnisse ersetzt. Einem Schäfer mit seiner Herde folgt im Gegenschuss der Blick auf eine moderne Eisenbahnbrücke über den Kanal. Alt und Neu treffen aufeinander, doch macht dieses Nebeneinander von Technik und überlieferter Produktionsweise nicht den Kern des Films aus.
"Corinth Canal" erzählt nicht von der Überwindung der Rückständigkeit, sondern von der Überwindung eines Rückschlags. Denn der eigentlich wichtige Kontrast in diesem Film ist der zur jüngsten Vergangenheit, in der die Brücke zerstört und der Kanal blockiert war. Ihn behandelt der Handlungsstrang um Kapitän Nicola, der mit seinem Segelschiff von Piräus aus durch den Kanal die Güter weitertransportiert. Der Hafen von Piräus gibt Gelegenheit, die Güterlieferungen durch das "European Recovery Program" (ERP) entsprechend ins Bild zu setzen. Gewissermaßen mit Nicolas Augen sieht der Zuschauer den Kanal von Korinth, dessen Geschichte der Film nun in zwei Etappen behandelt.
Die Mischung von Inszenierung und Kompilation zeitgenössischer Dokumentaraufnahmen wirkt fast als "Film im Film". Die deutschen Besatzungstruppen hatten 1944 bei ihrem Rückzug den wichtigen Verkehrsweg für die nachfolgenden Alliierten unbrauchbar gemacht. In den Kanal stürzende Waggons scheinen tatsächlich damaligen Aufnahmen zu entstammen, vielleicht auch die Sprengung der Brücke selbst. Doch diese Episode sucht Spannung durch Inszenierung. In geschickter Montage scheinen die Bewohner eines Dorfes, die kurz vor der Explosion weggetrieben wurden, zur Brücke zurückzusehen – darunter auch der Schäfer vom Filmanfang. Doch heute, so der Kommentar, "ist der Krieg mit seinen Zerstörungen schon weit weg". Mögen auf den Kanalwänden noch die Inschriften lesbar sein, die von der Besetzung zeugen: Nun ist der Kanal wieder intakt. Imponierende Luftaufnahmen zeigen ihn als unerwartet schmalen Einschnitt in die Berge. Doch erspart er die Umschiffung des Peloponnes und ist daher eine der wichtigsten Verkehrsadern Griechenlands.
Die zweite Rückblende gilt der Räumung des blockierten Kanals – die Arbeiten dauerten 13 Monate und waren im November 1948 beendet. Auch dies ein Projekt, bei dem amerikanische Hilfe zentral war. Vor diesem Hintergrund feiert der Film die Passage von Nicolas Schiff auf dem Weg in den Golf von Korinth.
(Text: Rainer Rother)
Quelle: Dieser Beitrag ist Teil der DVD "Selling Democracy".
Mehr Informationen
Kamera: Jacques Lettelier
Schnitt: Francoise Diot
Musik: Maurice Thiriet
Weitere: Nelo Risi (Assistant Producer)
Produktion: 1950
Spieldauer: 11 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv, dem Deutschen Historischen Museum und den Internationalen Filmfestspielen Berlin
Lizenzhinweise
© USIS, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutsches Historisches Museum, Bundesarchiv - Filmarchiv und Internationale Filmfestspiele Berlin