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Wenn es einen idealtypischen Marshallplan-Film gäbe, dann käme "Village without words" ihm sehr nahe. Überraschenderweise nimmt in Kurlands Film das Ideal dabei die Form eines Hymnus an, einer Feier der Hilfeleistungen und des Aufschwungs. Viele der so gern für die Propaganda des "European Recovery Program" (ERP) genutzten Mittel und Techniken fehlen in "Village without words". Stattdessen löst sich der Film von allem Dokumentarischen. Seine Bilder fügen sich zu einer Konstruktion zusammen, in der jede einzelne Aufnahme ein Baustein für die Steigerung des Ganzen ist.
Kurland verzichtet auch auf Individualisierung in einer Story, es gibt keine identifizierbaren individuellen Figuren. Er zielt nicht auf konkrete Projekte (die filmisch zu dokumentieren wären) und auch nicht auf die gut erfundene exemplarische Geschichte (die entsprechend zu inszenieren wäre). Vielmehr zielt er auf einen Film, als Symbol – nicht für dieses oder jenes Projekt, sondern für die Idee des Marshallplans.
"Village without words" ist eine "Erfolgsgeschichte" par excellence. All die Versatzstücke, die in so vielen Marshallplan-Filmen auftauchen, um anhand eines möglichst genau verorteten und datierten, an identifizierbare Personen gebundenen Projektes vom Erfolg des ERP zu berichten, sind hier vorhanden. Aber in reiner Form: irgendeine Fabrik, Arbeiter, die an vielen Orten leben könnten, die Straßen und Schaufenster einer namenlosen Stadt, ein stillstehendes Karussell – das ist das Material des Films.
Der erste Teil könnte den Titel "Bestandsaufnahme" tragen. Sie fällt trist aus. Eine Fabrik, heruntergekommen zur Ruine, Straßen, in denen keine Menschen mehr unterwegs sind, Schaufenster ohne Waren. Alle Räder stehen still, nur der Zerfall schreitet fort. Eine Abblende beendet diesen Teil – und die Misere.
Ein Schiff läuft in den Hafen ein, ab hier herrscht ein einziges Vorwärtsschreiten. Das ERP-Logo prangt auf den entladenen Kisten, auf dem Zug, der sie transportiert. Arbeiter kehren in die verfallene Fabrik zurück, setzen Maschinen instand, nehmen die Produktion wieder auf. Die Straßen beleben, die Auslagen füllen sich. Wo im ersten Teil ein Schwenk über einen verlassenen Platz auf einem Jungen endete, der dort am Brunnen ein Spielzeug-Kriegsschiff fahren ließ, dreht hier das Karussell wieder seine Runden. War anfangs nichts in Ordnung, ist am Ende alles wohlgerichtet. "Village without words" ist ein einerseits idealtypisches, andererseits auftrumpfendes Exempel. (Rainer Rother)
Quelle: Dieser Beitrag ist Teil der DVD "Selling Democracy".
Mehr Informationen
Musik: Alberico Vitalini
Produktion: 1950
Spieldauer: 12 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit dem Bundesarchiv-Filmarchiv, dem Deutschen Historischen Museum und den Internationalen Filmfestspielen Berlin
Verfügbar bis: 31.12.2035
Lizenzhinweise
© USIS, Bundeszentrale für politische Bildung, Deutsches Historisches Museum, Bundesarchiv - Filmarchiv und Internationale Filmfestspiele Berlin