Dalia Grinfeld gehört zu den wichtigsten jüdischen Stimmen in Deutschland. Die Politikwissenschaftlerin hat den jüdisch-queeren Verein Keshet mitbegründet und die Jüdische Studierenden Union Deutschland JSUD. Dort war sie außerdem die erste Präsidentin. Inzwischen ist Dalia Grinfeld stellvertretende Direktorin für Europäische Angelegenheit bei der Anti Defamation League. Und: Sie ist sehr wahl- und demokratie-enthusiastisch.
In der Nacht vor Wahlen kann sie kaum schlafen, die Entwicklungen am Wahltag verfolgt sie wie einen Krimi. Jede Hochrechnung hat Grinfeld im Auge und ist am liebsten sogar selbst mit dabei: als Wahlhelferin. Demokratie und das Privileg, wählen zu dürfen, sie für sie hohe Güter. Deswegen versucht sie auch, ihre Freunde und Freundinnen immer wieder zu überzeugen, wählen zu gehen. Geduldig setzt sie sich hin, sucht Videos und Texte raus, die erklären, wie eine Briefwahl funktioniert, was Kumulieren und Panaschieren genau ist und wie sich der deutsche Bundestag zusammen setzt.
Dalia Grinfeld ist nicht kontaktscheu und wendet sich aktiv an ihre Bundestagsabgeordneten. Sie geht zu Sprechstunden, schreibt Mails. Sie findet: Wählerinnen und Wähler sollten die Themen, die sie interessieren auch bei ihren Abgeordneten einbringen und mit ihnen darüber diskutieren. So lässt sich laut Grinfeld auch noch besser rausfinden, wer einen politisch gut repräsentieren kann und wer nicht. Und selbst für die langen Wahlprogramme hat Dalia Grinfeld Tricks auf Lager, damit man sich nicht durch hunderte Seiten wühlen muss.
Im Gespräch mit der Journalistin Pola Sarah Nathusius verrät sie diese und erzählt außerdem, was ihr für die nächste Legislaturperiode wichtig ist und wie Deutschland regiert werden soll.