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2. Interview durchführen (1) | bpb.de

2. Interview durchführen (1)

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Didaktische Hinweise



Die Methode des Interview hängt eng mit der Methode der Erkundung zusammen. So kann im Rahmen einer Erkundung ein Interview stattfinden. In beiden Fällen handelt es sich um Realbegegnungen, die die ansonsten symbolisch vermittelte Realität im Unterricht um konkrete, echte und ganzheitliche Lernerfahrungen erweitern.

"Die unmittelbare Wahrnehmung von Ausschnitten der Realität steuert dem ‚allmählichen Verschwinden der Wirklichkeit‘ (v. Hentig) entgegen. Mit der Intention, die Trennung von Schule und Leben zu überwinden und einen lernenden Zugang zur Wirklichkeit - und nicht zur symbolischen Abbildung - der Welt zu eröffnen, stehen die drei Methoden ( gemeint sind Erkundung, Sozialstudie und Praktikum; dies trifft aber genauso auf die Methode des Interviews zu, d. A.) in der Tradition der deutschen und amerikanischen Reformpädagogik. Sie greifen Pestalozzis Formel vom Lernen mit Kopf, Herz und Hand auf und erinnern an J. Deweys Klage, dass die Schulfächer die unmittelbare Lebenswirklichkeit zerstückeln." (Joachim Detjen).

Wird ein Interview in den Unterricht integriert, so wirkt es als Produkt handlungsleitend. Das heisst, der Unterricht wird nicht nur durch den Lehrer oder die Lehrerin strukturiert, sondern die "Herstellung" des Produkts Interview motiviert die Schülerinnen und Schüler dazu, die entsprechenden Planungsschritte selbst zu vollziehen. Damit ist eine Handlungsorientierung des Unterrichts ( im Gegensatz zu einer Orientierung an der Lehrperson) gegeben.

"Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte die Organisation des Unterrichtsprozesses leiten, (...). (Hilbert Meyer).

Hand in Hand mit der Handlungsorientierung geht auch die Subjekt- und Prozessorientierung: Die Schülerinnen und Schüler sind aktiv am Planungsprozess des Unterrichts beteiligt und können das fertige Interview mit Recht als ihren Erfolg werten. Auch Misserfolge können nicht auf andere abgewälzt werden.

Die Methode ist in diesem Fall nicht nur Mittel sondern Gegenstand des Unterrichts, so dass Methodenkompetenz trainiert wird. Planung, Durchführung und Auswertung der Ergebnisse sind Schritte eines sozialwissenschaftlichen Verfahrens.

Schließlich wird beim Einsatz dieser Methode "forschend gelernt", das heißt, die Schülerinnen und Schüler finden tatsächlich etwas heraus, was ohne ihren Einsatz sonst nicht herausgefunden worden wäre.

Einsatzmöglichkeiten



Das Interview soll hier im Wahlkampf-Baustein eingesetzt werden. Es kann zum Beispiel arbeitsteilig nur von einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern vorbereitet werden, während die anderen Plakate, Wahlwerbespots oder Internetseiten analysieren.

Soll die ganze Lerngruppe eingebunden werden bietet es sich an, zuerst einen gemeinsamen Fragenkatalog zu erarbeiteten und dann Kandidaten verschiedener Parteien zu befragen, um die Antworten zu vergleichen.

Das Interview kann ab Klasse acht eingesetzt werden.

Zusätzlich kann das Methodenblatt Interview (2) eingesetzt werden, mit dem einfache Gesprächstechniken geübt werden.

Literatur



Franz Josef E. Becker, Politisches Lernen durch Realbegegnung. Zur Methode von Erkundung und Befragung, in: Methoden in der politischen Bildung - Handlungsorientierung, hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1991.

Bernd Kolossa, Methodentrainer. Arbeitsbuch für die Sekundarstufe II Gesellschaftswissenschaften, Cornelsen Berlin 2000.

Hilbert Meyer; Unterrichtsmethoden, Band I und II, Cornelsen Verlag 1989.

Joachim Detjen, Erkundung, Sozialstudie, Praktikum, in: Wolfgang W. Mickel (Hrsg.), Handbuch zur politischen Bildung, Bundeszentrale für politische Bildung Bonn 1999, S. 397 ff.

Fussnoten