"Hochkonjunktur" wird der kulturellen Bildung in Zusammenhang mit Schulen, insbesondere mit Ganztagsschulen, gerne bescheinigt. Anlass dazu geben Medienereignisse wie "Rhythm is it!"
Noch vor einigen Jahren stellte diese Form der "Hochkonjunktur" keine Selbstverständlichkeit dar. Als nach den für das deutsche Bildungssystem ernüchternd ausfallenden PISA-Ergebnissen mit dem Investitionsprogramm "Zukunft Bildung und Betreuung" 2003 der bundesweite Ganztagsschulausbau begann, setzten die Umbrüche in den Ländern und Kommunen auch für außerschulische Träger und Einrichtungen neue Bewegungen in Gang. Für kulturelle Kinder- und Jugendbildung bedeuteten die Bildungs- und jugendpolitischen Neuerungen Veränderungsprozesse mit weitreichenden Folgen. Die Kooperationen mit den neuen Ganztagsschulen gingen zumeist deutlich über die in langer Tradition gepflegte, zeitlich begrenzte und projektbezogene Zusammenarbeit der bisherigen Praxis hinaus. Angestrebt wurde die Schaffung eines "gemeinsamen Dritten". Für zahlreiche außerschulische Fachkräfte galt das erklärte Ziel, an einer Schulreform mitzuwirken und die Bildungswirkungen von Schule und Jugendkulturarbeit unter dem Dach eines "neuen Hauses des Lernens" zusammenzuführen
Eine große Stärke der Kooperationen zwischen Kultur und Schule liegt in der Heterogenität des Themenfeldes. Gleichzeitig stellt diese eine zentrale Herausforderung dar, die sich alleine aus der Vielseitigkeit der Kooperationspartner ergibt: Vereine, Verbände, Einrichtungen, Institutionen in freier oder öffentlicher Trägerschaft vom Spielmobil bis zum Konzerthaus, ebenso einzelne Pädagogen/-innen, wie Tanz- oder Theaterpädagogen/-innen, und freischaffende Künstler/-innen aus allen Kunst- und Kultursparten treffen auf offene, teilweise gebundene und gebundene Ganztagsschulformen in wahlweise additivem, integrativem oder kooperativem System. Gleichzeitig bietet der schulische Kooperationspartner im föderalen Deutschland nicht weniger als 16 unterschiedliche Ganztagsschulkonzepte und damit unterschiedlichste bildungspolitische Voraussetzungen und Bedingungen für Kooperationen
Bis heute ist das Handlungsfeld "Kultur und Schule" von unterschiedlichsten Dynamiken geprägt: Die Spannweite der bundesweiten Entwicklungen reicht von Nichtvorhandensein in einigen (häufig ländlichen) Regionen über zahlreiche gut funktionierende Einzelprojekte bis hin zu ersten Strukturfördermaßnahmen in einzelnen Ländern und Kommunen sowie der Entstehung von sogenannten Kulturschulen. Mit ihrem Netzwerk für Kooperationen "Kultur macht Schule"
Offensichtlich lernte das Praxisfeld aus der Erfahrung, dass die Kooperationspraxis ihre Wirkungen nur sehr punktuell entfaltet, solange sie keine nachhaltige Verankerung in den Strukturen der Schule und deren sozialräumlichem Umfeld erfährt. Zunehmend erkannten die Akteure, dass die neu entstandenen Ganztagsschulen ein geeignetes Dach bieten, unter dem die Fäden lokaler Bildungsnetzwerke zusammenlaufen können. Gleichzeitig wuchs bei den Trägern und Einrichtungen der kulturellen Bildung, nun bereits seit einigen Schuljahren kooperationserprobt, der Anspruch an den Bildungspartner Schule. Der Weg zu einer neuen Lehr- und Lernkultur und damit zur konsequenten Realisierung umfassender Bildungskonzepte erfordert Entwicklungsschritte, welche die gesamte Schulkultur und -struktur betreffen. Kulturelle Bildung bietet vielfältige Möglichkeiten, derartige Veränderungsprozesse zu gestalten.
Rückblickend auf die rasante Entwicklungsgeschichte der Kooperationspraxis seit 2003 und der Bildungserfolge, die zahlreiche Kooperationen zwischen Kulturträgern und Schulen zu verzeichnen haben, scheint die Bezeichnung "Hochkonjunktur" nicht übertrieben. Gleichzeitig haftet dem Begriff der bittere Beigeschmack einer zeitlichen Begrenzung an: Was folgt dem Aufschwung? Zukünftig muss es gelten, einen nachhaltigen Strukturrahmen für diese Kooperationen zu schaffen. Vor allem lokalen Bildungslandschaften
Vielerorts stellen Kulturkooperationen den Ursprung derartiger Netzwerke dar, Kulturträger fungieren als Motor für die Netzwerkbildung und die Inszenierung groß angelegter Bildungsallianzen. Auch die Bundespolitik macht sich die Stärkung von Bildungsangeboten im Schnittfeld Jugend, Kultur und Schule zur Aufgabe: "Wir betonen die zentrale Bedeutung der kulturellen Kinder- und Jugendbildung für die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen. Es gilt die neuen Möglichkeiten im Schnittfeld Jugend, Kultur und Schule zu nutzen und qualitativ und quantitativ auszubauen", heißt es im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung (Kapitel III. Sozialer Fortschritt – Absatz 2. Jugendliche). Damit auf die Hochkonjunktur kein Abwärtstrend folgt, sind alle Ebenen für den Ausbau nachhaltiger Strukturen gefragt: Für Bund, Länder und Kommunen muss es zukünftig gelten, die Erfahrungswerte der erfolgreichen Kooperationspraxis aufzugreifen und umfassende Bildung im Querschnitt zu fördern.
Wie Kultur Schule macht: gelungene Kooperationspraxis
In Hamburg gestaltet ein Kinderzirkus
vom Fachunterricht über den Mittagstisch bis hin zur AG am Nachmittag den kompletten Schultag einer Grundschule mit. Eine kulturpädagogische Einrichtung aus München
entwickelt gemeinsam mit einer Hauptschule ein rhythmisiertes Ganztagskonzept mit kulturellem Schwerpunkt. Die Schülerinnen und Schüler einer Grundschule in Essen kennen die Philharmonie
ihrer Stadt gut: sowohl als Künstler/-innen auf der Bühne als auch als Zuschauer/-innen bei Konzerten. Improvisationstheater gehört im Rahmen von ""KLaTSch! Kulturelles Lernen an (Off) Theatern und Schulen"
zum Angebotsspektrum zahlreicher Schulen in Sachsen-Anhalt. Ein Jazzmobil
etabliert neue Formen des Musikerlebens an zahlreichen Schulen im ländlichen Raum Niedersachsens. An einer Grundschule in Moers bereichern Künstler/-innen
seit Jahren den Fachunterricht aller Jahrgangsstufen mit ästhetischen Methoden.
Diese Beispiele sind nur Auszüge dessen, was die von Kultur und Schule gemeinsam gestaltete Bildungspraxis bundesweit zu bieten hat. Von der Medienwerkstatt über Spielmobilarbeit bis hin zur Orchestermusik: So vielfältig wie die kulturelle Bildung sind auch die Ideen, Konzepte und Methoden, mit denen sich Kunst und Kultur in allgemein bildenden Schulen etabliert.
Im Folgenden werden drei Modelle gelungener Kooperationspraxis näher vorgestellt:
Über den Holm
Ausbildung von rund "20 Young Coaches of Artistic and intercultural intervention"
Der Titel ist Programm: Der Begriff "über den Holm" kommt aus dem Sportgeschehen und bezeichnet den erfolgreichen Überschwung über den Barrenholm als Voraussetzung für die nächste Übung. Die Hector-Peterson-Oberschule in Berlin hat sich gemeinsam mit dem zirkuspädagogischen Verein "GrenzKultur" das feste Ziel gesetzt, ihren Schülerinnen und Schülern das notwendige Rüstzeug mit auf den Weg zu geben. "Die Jugendlichen treffen bei uns im Zirkuszelt auf Profis, die ihnen neue Horizonte eröffnen, ihnen dabei helfen, ihre bisherigen Grenzen zu überschreiten", so der Projektleiter Karl Köckenberger. "Unsere Trainer bringen den Jugendlichen nicht nur Disziplinen wie Trapez, Trampolin, Kugellauf, Jonglage, Breakdance etc. bei, sondern sie zeigen ihnen auch Berufe wie Tischler/-in, Schlosser/-in, Veranstaltungstechniker/-in, Fotograf/-in oder Schneider/-in", beschreibt Köckenberger das Geschehen im Zirkuszelt.
Das Projekt richtet sich an mehrfach benachteiligte und "schuldistanzierte" Jugendliche. Sie werden selbst zu Multiplikatoren und Multiplikatorinnen für Artistik und interkulturelle Interventionen ausgebildet. Während und nach dem Projekt agieren sie an ihrer Schule als jugendliche "Kulturbotschafter/-innen" im Sinne eines Keywork-Ansatzes. Das Angebot will Kinder, Jugendliche sowie Eltern in ihrer Partizipationskraft stärken, Kreisläufe von Gewaltstrategien und Rückzug durchbrechen. Dabei setzen die Zirkusleute zusammen mit den Lehrerinnen und Lehrern auf Berufsorientierung und Selbstkompetenz.
Das Projekt besteht aus einem intensiven wöchentlichen Zirkustraining (Wahlpflichtfach Sport/ Zirkusartistik), Projektwochen, einer internationalen Begegnung, öffentlichen Aufführungen und einem Workshop für interkulturelle soziale Intervention. Lehrer/-innen und Schulsozialarbeiter/-innen sind intensiv in die Zirkusproben wie auch in die Einheiten zur Berufsvorbereitung eingebunden. Die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Professionen ist eine wichtige Säule des erfolgreichen Projekts. "Doch die wichtigste Vielfalt, die die Schüler und Schülerinnen bei uns entdecken, ist die Vielfalt in ihrer eigenen Persönlichkeit", betont Karl Köckenberger.
"Auch sogenannte Lernverweigerer erleben Lust am Lernen, sie übernehmen Verantwortung, lernen Mitbestimmung, bekommen mehr Selbstvertrauen, lernen Konflikte zu lösen, sie finden offene Ohren für Probleme und Respekt vor ihren Stärken und ihrer Identität." Verantwortung übernehmen, Erfolge haben und gesellschaftliche Anerkennung bekommen – das stärkt das Selbstvertrauen und wirkt durch ein kluges Multiplikatoren-Modell in das Zusammenleben in der Schule hinein. "Der Kreislauf der Chancenungerechtigkeit kann durchbrochen werden", ist Köckenberger überzeugt.
KonTakt – ein integratives Bewegungstheater
Eine interdisziplinäre Kooperation zwischen der Förderschule Evangelisch-lutherisches Wichernstift, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und vielen weiteren Partnern
"KonTakt" ist ein integratives und generationsübergreifendes Tanz- und Bewegungstheater, das für die Einübung kultureller Toleranz, für generationsübergreifende Kommunikation und Chancengleichheit bei Aus- und Weiterbildung steht. "KonTakt" entstand auf dem Land und wurde auch dort aufgeführt. Das Projekt zeigt, dass kulturelle Bildung auf hohem Qualitätsniveau auch abseits der großen Metropolen möglich ist.
Zur Musik von Nikolai Rimsky-Korsakovs "Scheherazade" und eigens für das Projekt komponierten musikalischen Intermezzi tanzten 97 Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Rahmen eines von Choreograf Alexander Hauer entwickelten Bewegungstheaters. Für das Projekt wurden völlig verschiedene Gruppierungen erfolgreich über die Stadtgrenzen Bremens hinaus vernetzt: ein international agierendes Spitzenorchester, vier verschiedene Primar- und Sekundar-Schultypen, eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung, ein Verein für Menschen mit Behinderung, eine Gruppe Landfrauen und freischaffende Künstler/-innen.
"KonTakt" führte diese Gruppen zusammen und ermöglichte so die Begegnung zwischen diesen verschiedenen Lebensweisen und -perspektiven – mit und ohne "Handicap". Durch "KonTakt" wurden bestehende Vorurteile zwischen Gruppen, die im Alltag wenig Berührungspunkte haben, abgebaut und in ein vertrauensvolles, voneinander profitierendes Miteinander verwandelt. Mittlerweile wurden fast alle Förderschüler/-innen, die am Projekt teilgenommen haben, wieder in eine Regelschule integriert.
Die international renommierte Deutsche Kammerphilharmonie Bremen setzt neue Maßstäbe in der kulturpädagogischen Vermittlungsarbeit (hoch)kultureller Einrichtungen: Im Rahmen ihres Education-Programms betritt das Orchester immer wieder Neuland und verbindet unterschiedlichste Gruppen und Bereiche. Mit dem Umzug in die Gesamtschule Bremen-Ost hat das Orchester ein deutliches Signal gesetzt. Die Philharmoniker arbeiten im Rahmen von verschiedenen Projekten nun noch enger mit den Schülern/-innen und Lehrern/-innen zusammen.
Tamars wundersame Rettung 1944
Eine Kooperation zwischen dem Lern- und Gedenkort Jawne und der Kölner Grundschule Mülheimer Freiheit 99
Wie Tamars wundersame Rettung 1944 vonstatten ging, erfuhren die Schülerinnen und Schüler aus der dritten und vierten Klasse der Kölner Gemeinschaftsgrundschule Mülheimer Freiheit aus allererster Hand. Vier mal besuchte die Zeitzeugin Tamar Dreifuss die Kinder im Schulunterricht und berichtete über ihre jüdische Kindheit in Wilna, die Verfolgung nach Kriegsbeginn und über ihre wundersame Rettung. Gehört, erfragt, gezeichnet und aufgeschrieben haben die Kinder die aufregende und traurige Geschichte der Holocaust-Überlebenden.
Auf mehreren Ebenen wurde das Projekt in weitere Aktivitäten der Schule eingebunden: Die Kinder gingen auf Spurensuche im Stadtteil, sie verarbeiteten Tamar Dreifuss' Geschichte im Deutsch- und Kunstunterricht im Rahmen von Aufsätzen und Zeichnungen. Durch eine dem Entwicklungsstand der Kinder angepasste Vermittlung des Themas "Nationalsozialismus" lernten die Kinder rassistische, diskriminierende und die Menschenwürde verachtende Äußerungen und Handlungen zu erkennen und Handlungsstrategien zu entwickeln. Die konkrete Lebensgeschichte der Zeitzeugin bildete eine Brücke zwischen einer lange zurückliegenden Zeit und der Lebenswirklichkeit der Kinder.
Der Kölner Lern- und Gedenkort Jawne ermöglichte dieses ungewöhnliche Bildungsprojekt in Zusammenarbeit mit seiner Partnerschule, seinem Künstlerteam und Tamar Dreifuss. Ein Fotograf und eine Künstlerin arbeiteten gemeinsam mit der Klassenlehrerin sowie einem Pädagogen und einer Historikerin des Lern- und Gedenkorts in einem Team. Der Impuls für diese Zusammenarbeit kam von der Zeitzeugin selber: Ihr Wunsch war es, die Geschichte ihrer Rettung in einem Kinderbuch zu erzählen. So mündete das Projekt in einem Buch, mit dem sich mittlerweile eine Parallelklasse beschäftigt. Das Projekt unterstützt in nachhaltiger Form die Friedens- und Demokratieerziehung dieser Grundschule – hoffentlich noch viele Jahre lang!
Wirkungen kultureller Bildung in Schule
Für ein gerechtes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen stellt sich an alle mit Bildungsfragen Betrauten die Aufgabe, Lernfelder zu ermöglichen, die Grundvoraussetzungen für die Entwicklung eines eigenständigen Handelns, Denkens und Fühlens vermitteln. Internationale Evaluationen und Monitoringverfahren haben jedoch eine mangelnde Wirksamkeit der Schulen vor Augen geführt: 20 Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler konnten sie nicht die notwendigen Bildungserfolge vermitteln. Dass diese 20 Prozent nicht etwa nur über ein lückenhaftes Fachwissen verfügen, sondern in der grundsätzlichen Entwicklung einer Bildung als Lebenskompetenz nicht ausreichend unterstützt wurden, lässt sich u.a. daran ablesen, dass sich rund eine halbe Millionen Jugendliche in Maßnahmen der Wiedereingliederung in Bildung, Ausbildung und Beruf, d.h. im sogenannten Übergangssystem befinden
Hier steht nicht nur die Förderung von Kenntnissen und Fertigkeiten im Mittelpunkt, sondern auch die basale Kompetenz, sich orientieren und eigenständig handeln zu können. So müssen etwa vier Fünftel der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss eine Qualifizierungsmöglichkeit im Übergangssystem wahrnehmen. Von den Absolventen mit Hauptschulabschluss mündet etwa die Hälfte im Übergangssystem. Selbst bei Jugendlichen mit Mittlerem Schulabschluss muss über ein Viertel mit Qualifizierungsmaßnahmen im Übergangsystem Vorlieb nehmen
Die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen verlangt daher ein Bildungskonzept, das Jugendliche und Kinder im doppelten Sinne stark fürs Leben macht. Alle Kinder und Jugendlichen brauchen die Möglichkeit, Kulturtechniken wie z.B. Lesen, Rechnen und Schreiben entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse zu erlernen und zu üben. Dies stellt eine zentrale Voraussetzung für die pragmatische Handlungsfähigkeit des Subjekts dar. Neben einem soliden Schulwissen brauchen Kinder und Jugendliche jedoch mehr. Für eine gelingende Lebensführung brauchen sie Möglichkeitsräume, um ihre kreativen Stärken zu entdecken und spielerisch soziale Kompetenzen zu entwickeln. Denn die aktuelle gesellschaftliche Situation verlangt immer mehr, dass Jugendliche und Kinder in der Lage sind, ihr Leben im Hinblick auf soziale, kulturelle und wirtschaftliche Aspekte immer wieder neu zu gestalten. Die Fähigkeit zu einer fortschreitenden, lebenslangen Identitätsarbeit erfolgt im Schnittfeld bewussten Erfahrens des eigenen Fühlens, Denkens und Handelns sowie einer reflexiven Anwendung des bewusst Durchlebten als Eigenes. Das verlangt Gelegenheiten zum freien Experimentieren und Spielen. Hierin liegt ein wichtiger Grund für die Notwendigkeit von Bildungspartnerschaften von Kultur und Schule. Handlungsfähigkeit als Grundlage gesellschaftlicher Teilhabe braucht ein Ineinandergreifen beider Bildungswege, des formalen schulischen wie des nonformalen der kulturellen Bildung.
Kulturelle Bildung setzt mit dem Ziel der Förderung kreativer und sozialer Kompetenzen da an, wo der Mensch immer schon ist: an seinen sinnlichen Vollzügen. In der künstlerischen Praxis bietet Kulturelle Bildung ein umfangreiches Instrumentarium an Erfahrungs- und Kommunikationsmöglichkeiten, deren Besonderheit darin liegt, dass sie den Handlungsvollzug selbst in den Mittelpunkt stellen. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche faszinierende Kooperationen zwischen Schulen und Trägern der kulturellen Bildung entstanden. Sie nutzen die beschriebenen Potenziale von kultureller Bildung in der Schule, um Räume zu öffnen, die für alle Beteiligten neue Bildungserfahrungen möglich machen. Und sie verweisen eindringlich darauf, dass kulturelle Bildung in einem zukunftsfähigen Bildungskonzept nicht bloß eine schmackhafte Beigabe, sondern ein prinzipieller und originärer Bestandteil sein muss.
Literatur
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (Hrsg.): Bildung in Deutschland 2008. Ein Indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu den Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I, Bielefeld 2008.
Becker, H.: "Auf dem Weg zur neuen Bildung – Trägererfahrungen evaluiert", in V. Kelb (Hrsg.): Kultur macht Schule. Innovative Bildungsallianzen – Neue Lernqualitäten. Schriftenreihe Kulturelle Bildung, Vol. 3. München 2007.
Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) e.V. (Hrsg.): "Mit Kunst und Kultur Schule gestalten", Remscheid, 2009.
Kelb, Viola (Hrsg.): "Kultur macht Schule. Innovative Bildungsallianzen – Neue Lernqualitäten. Schriftenreihe Kulturelle Bildung, Vol. 3. München 2007.
Stolz, H.-J.: Gelingensbedingungen lokaler Bildungslandschaften. Die Perspektive der dezentrierten Ganztagsbildung, in: P. Bleckmann/J. Durdel (Hrsg): Lokale Bildungslandschaften. Perspektiven für Ganztagsschulen und Kommunen, Wiesbaden 2009, S. 105-119.