Was ist ein definierter Körper? Diese Frage stammt nicht aus der Welt der Philosophie, sie wird üblicherweise im Fitness-Studio gestellt. Unser Körper ist uns nicht mehr einfach nur gegeben, er wird geformt, er ist, wenn er weit verbreiteten ästhetischen Idealen halbwegs entsprechen soll, Produkt harter Arbeit und gelungener Selbstdisziplin. Aber: Ist diese Arbeit am besseren Ich ein Ausdruck von Autonomie oder von verinnerlichten gesellschaftlichen Zwängen? Besteht die eigentliche Fitness heute darin, ein begehrtes, einzigartiges Subjekt in einer harten, kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft zu sein?
Diesen Fragen widmet sich die Gesprächsrunde, moderiert von Jürgen Wiebicke. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive stellt sich die Frage danach, wie sich die gesellschaftlichen Strukturen beschreiben lassen, welche die Entfaltung des "Geistes der Selbstoptimierung" begründen. Hierfür wird die Thematik verortet im Spannungsfeld zwischen "Quantifizierung des Sozialen" (St. Mau) und der Logik einer spätmodernen "Gesellschaft der Singularitäten" (A. Reckwitz), zwischen Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung, Effizienz und Authentizität. Die Folgen dieser scheinbar paradoxen Situation sind weitreichend und stellen insbesondere in Bildungszusammenhängen neue Herausforderungen dar: Wie ist der individuellen Spirale permanenter Enttäuschung beizukommen? Welche Wege kann (politische) Bildung aufzeigen in einer zu Vereindeutigung neigenden Emotionskultur? Wie kann den gesellschaftlichen Konsequenzen begegnet werden? Um Perspektiven zu eröffnen für die praktische Bildungsarbeit, muss die gesellschaftspolitische Dimension des Themas "Selbstoptimierung" in den Blick genommen werden. Dem widmet sich Thomas Krüger im Gespräch mit Dr. Greta Wagner.