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Top Secret International von Rimini Protokoll: Der überwachte Zuschauer | Kulturelle Bildung | bpb.de

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Top Secret International von Rimini Protokoll: Der überwachte Zuschauer Impuls: Imanuel Schipper

Katharina Reinhold

/ 2 Minuten zu lesen

Rimini Protokoll lässt sein Publikum mit „Top Secret International“ ins globale Netz der Staatsgeheimnisse und Geheimdienste eintauchen – mitten im Museum. Augenscheinlich nicht zu unterscheiden von den anderen Museumsbesucherinnen, bewegen sich die Teilnehmenden über Audio-Anweisungen als Journalistin, Whistleblower oder Spionin durchs Museum.

(© Benno Tobler)

Imanuel Schipper, freier Dramaturg beim Theater-Label Rimini Protokoll, stellte die Inszenierung „Top Secret International“ vor. Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel gründeten im Jahr 2000 Rimini Protokoll und arbeiten seither in verschiedenen Konstellationen unter diesem Namen. Stück für Stück erweitern sie die Mittel des Theaters, um neue Perspektiven auf die Wirklichkeit zu schaffen. Viele ihrer Arbeiten zeichnen sich durch Interaktivität und einen spielerischen Umgang mit Technik aus.

Top Secret International

In Zeiten globaler Überwachungsaffären, vermeintlicher No-Spy-Abkommen und immer zahlreicher werdender Whistleblower-Plattformen begeben sich Rimini Protokoll mit der Produktion „Top Secret International (Staat 1)“ mitten hinein in das globale Netz der Staatsgeheimnisse und Geheimdienste – den Staat im Staat. Top Secret ist der erste Teil einer Reihe von Stücken, die sich über zwei Jahre hinweg mit Phänomenen der Postdemokratie befasst. Ein Algorithmus lässt das Publikum selbst zu unauffällig Agierenden werden: als Journalisten belauschen die Besucherinnen und Besucher Ermittlungen fremder Geheimdienste, versetzen sich in die Lage eines Whistleblowers oder werden mit einer Legende ausgestattet. Zwischen den Skulpturen eines Museums sind die Theaterbesucherinnen und -besucher kaum von den anderen Museumsbesucherinnen und -besuchern zu unterscheiden. Durch Stimmen über Kopfhörer werden sie durch die Museumsräume geleitet. In analogen Notizblöcken sind Telefone mit Gesten-Erkennung eingebaut. Mit subtilen Gesten und gezielten Bewegungen greifen die Besucherinnen und Besucher auf Dateien und Archive zu, die sich nach und nach öffnen: Lebensgeschichten aus Politik, Journalismus und Spionage, global agierende Geheimnisträgerinnen und -träger und Aktivistinnen und Aktivisten stecken das Spielfeld ab. Die Besucherinnen und Besucher beobachten und verfolgen einander, nehmen Kontakt auf, bilden Koalitionen oder entziehen sich der Verbindung. Dabei können sie immer wieder Entscheidungen treffen, die den weiteren Verlauf ihres Erlebnisses bestimmen.

Die Entwicklung des Stückes habe über 2 Jahre gedauert, so Schipper. „Digitale Tools sind furchtbar mühsam und kompliziert und langsam zu entwickeln“, so Schipper. „Inhalt, Format und Interaktion überlagern sich, wir bewegen uns in allen dreien“. Der Raum und das Setting sind für die Arbeit von Rimini Protokoll von essentieller Bedeutung. Im Produktionsprozess laufen inhaltliche Gespräche, technologisches Austüfteln, Ausprobieren von Hardware und Verhandlungen mit Museen darüber, wie invasiv man vorgehen darf, parallel. Die Digitalität werde dabei möglichst versteckt und erst am Ende sichtbar. Kooperation sei sehr wichtig – auch mit den Besucherinnen und Besuchern. Diese hätten stets eine gewisse Autonomie: „Wir nehmen sie eng bei der Hand, aber sie haben stets Wahlmöglichkeiten“, so Schipper.

Weitere Informationen: Externer Link: www.rimini-protokoll.de/website/de/project/top-secret-international-staat-1

Fussnoten