Tobias Hasenberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität zu Köln, stellte didaktische und methodische Ansätze des Social Labs der „Zukunftsstrategie Lehrer*innenbildung“ mit digitalen Formaten vor. Das Team entwickelt und erprobt neue Formate, die Theorie und Praxis des Lehrens und Lernens in einem oder mehreren der drei gesellschaftswissenschaftlichen Fächer verzahnen. Räumlicher Bezugspunkt der Formate ist dabei stets der Stadtraum Köln. Im Stadtraum – seit jeher ein Labor gesellschaftlicher Dynamiken – spiegeln sich soziale Prozesse, die die drei Fächer auf je eigene Art aufgreifen. Je nach didaktischem Zuschnitt kann der Stadtraum so zum Lehr- und Lern-raum werden.
Ein Schwerpunkt des Social Labs liegt auf Formaten, die Lehramts-Studierende befähigen, Fachun-terricht reflektiert mit digitalen Tools gestalten zu können. Sie werden unterstützt, Unterrichtsset-tings zu entwerfen, in denen nicht nur mit digitalen Tools gelernt wird, sondern auch die Facetten einer Welt der Digitalität reflektiert werden können.
Hasenberg stellte dabei heraus, dass es um einen pragmatischen Zugriff auf digitale Tools gehe, die es den Lehrkräften ermöglichen, ohne tiefergehende Programmierkenntnisse digitale Lehr-Lern-Medien für den Unterricht selbst zu gestalten: „In einem aktuellen Projekt reichern wir zum Bei-spiel Schulbuchseiten mit Augmented Reality an, um politische Debatten im Klassenzimmer zeitna-her und kontroverser diskutierbar zu machen“, so Hasenberg. Bei einem früheren Projekt (mit der „sk stiftung jugend + medie“) hätten Studierende mit Schülerinnen und Schülern über das Thema „Smart City“ diskutiert, dazu digital gestützt Spuren in der Stadt analysiert und die Befunde via Augmented Reality (AR) visualisiert. In den Seminaren des Social Labs planen, realisieren und re-flektieren Studierende Exkursionen im Stadtraum, für die sie selbst digitalen Content erstellen. Nicht zuletzt gestaltet das Social-Lab-Team auch selbst digitalen Content für den Einsatz auf Ex-kursionen mit Schülerinnen und Schülern. „Hierbei setzen wir vor allem auf Audio, etwa indem wir im Sinne der Augmented Reality (AR) Häuser oder Plätze zum Sprechen bringen“, so Hasenberg. So kann zum Beispiel die Geschichte von Orten sehr nahe erfahren werden. „Dies kann den Blick der Schüler/-innen in reizreicher städtischer Umgebung fokussieren.“ Er sieht eine große Chance für den Einsatz digitaler Tools mit fachlichem Content bei Exkursionen. Sie könnten ermöglichen, Wahrgenommenes zu kontextualisieren, Befunde Anderer – z.B. durch GPS-Marker – reflektierbar sowie Zukunftsansichten diskutierbar zu machen. Einen großen Vorteil sieht Hasenberg darin, dass Teilnehmende bzw. Schülerinnen und Schüler sich durch AR ins Stadtbild einschreiben könnten, ohne dass etwa Fassaden leiden müssten oder andere bauliche Veränderungen nötig wären. Es seien faktische Manipulationen möglich, ohne aber tatsächlich in die analoge Welt einzugreifen.
Qualitätskriterien
Als Kriterien für die Qualität von Projekten in solch analog-digital verschränkten Räumen nennt Hasenberg zum Beispiel eine „Kollaborations- oder Werkstattästhetik“ (in Abgrenzung zu perfekt gestalteten Hochglanz-Formaten großer Anbieter). Diese solle zeigen, dass mehrere Leute zusam-mengearbeitet haben, sie sollen Hürden zum Mitmachen senken und Nutzerinnen und Nutzer motivieren, sich selbst, z.B. mit Verbesserungen oder alternativen Ideen, einzubringen. Auch die Frage einer „Impuls-Aura“ des Lern-Settings findet Hasenberg wichtig: Wie provokant und heraus-fordernd ist das, was dargestellt wird? Regt es zum Denken oder Handeln an? Hier sieht Hasenberg ein besonderes Potential in der Verschränkung sozialwissenschaftlicher Fächer mit den gestalteri-schen Mitteln der kulturellen Bildung. Außerdem müsse ein qualitätsvolles Format, das digitale und analoge Räume miteinander verschränkt, eine gewisse Komplexitätspotenz haben: Regt es dazu an, sich mit Komplexität auseinanderzusetzen, und ermöglicht es dabei gleichzeitig, in verschiede-nen Komplexitätsgraden zugänglich zu sein? Es gebe nun mal keine einfachen Lösungen, dies müs-se Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern veranschaulicht werden, und sie müssten neu-gierig auf vielschichtige Perspektiven und Erklärungsansätze gemacht werden, so Hasenberg.
Die Arbeit der Social Labs wird im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Weitere Informationen: Externer Link: https://zus.uni-koeln.de/cl_social_labs.html