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Expertenworkshop 6: "Philosophieren am außerschulischen Lernort. Das Projekt ‚Gedankenflieger’ vom Jungen Literaturhaus Hamburg" | Fachtagung "Philosophie für Kinder und Jugendliche als Zukunftsaufgabe für die demokratische Gesellschaft" | bpb.de

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Expertenworkshop 6: "Philosophieren am außerschulischen Lernort. Das Projekt ‚Gedankenflieger’ vom Jungen Literaturhaus Hamburg" Isabelle Köster

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Isabelle Köster (© Ast/Jürgens)

Im Workshop "Philosophieren am außerschulischen Lernort" hat Isabell Köster das Projekt "Gedankenflieger" des Jungen Literaturhaus Hamburg (JULIT) vorgestellt. Dort liegt der Fokus auf Kinderbüchern, die einen kindgerechten Einstieg in verschiedene philosophische Themen ermöglichen. Durch die Erweiterung des Projektes um "Gedankenflieger.Überland" kann seit einigen Jahren auch eine größere Zielgruppe außerhalb Hamburgs, nämlich Grundschulkinder in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, erreicht werden.
Als Impulse für verschiedene Thematiken wurden einige Kinderbücher vorgestellt und Anhaltspunkte zum philosophischen Gespräch mit den Kindern gegeben. Ausgangspunkt sind dabei immer Alltagsphänomene, also die Erfahrungswelt der jeweiligen Gruppe. Dadurch wird gewährleistet, dass jedes Kind sich einbringen kann. Interessant war hier zum Beispiel, dass sich "Stadtkinder" und "Landkinder" teils deutlich in ihren Erfahrungen unterschieden und sich auch nicht unbedingt vorstellen konnten, dauerhaft mit den jeweils anderen zu tauschen.

Ein Buch, in dem es um ‚Stadt‘, ‚Lebensraum‘ oder ‚Heimat‘ geht, ist "Maulwurfstadt" von Thorben Kuhlmann. Köster und ihr Team vom JULIT nutzen diese Geschichte, um mit Kindern über Heimat zu philosophieren oder auch z.B. über Flüchtlinge, die ihre Heimat verloren haben. Die aktuelle Flüchtlingsthematik hat häufig auch für Kinder eine große Bedeutung, da sie vieles dazu aufschnappen, das Phänomen aber häufig nicht gänzlich verstehen. Köster empfiehlt dazu verschiedene Kinderbücher, zum Beispiel "Lindbergh" von Thorben Kuhlmann oder "Ein roter Schuh" von Karin Gruß, merkt aber auch an, dass es für Menschen ohne Traumaausbildung schwierig sei, Flüchtlingskinder direkt mit Fluchterfahrungen zu konfrontieren.

Isabell Köster

Isabell Köster, geboren 1970 in Gütersloh, Studium an der Leuphana Universität und in Pavia, Italien, ist Kulturwissenschaftlerin und Verlagskauffrau und arbeitete zunächst im Projektmanagement der Bertelsmann Stiftung und als freie Journalistin. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Hamburg und arbeitet seit vielen Jahren für das Literaturhaus Hamburg, mit den Schwerpunkten "Junges Literaturhaus" und "Förderer". Seit 2008 ist sie dort für die Reihe "Gedankenflieger – Philosophieren mit Kindern" verantwortlich. Mit Unterstützung der Bundeszentrale für politische Bildung und der PwC-Stiftung erweiterte Sie die Veranstaltungsreihe zu einem Vorzeigeprojekt mobiler Bildung: Seit 2015 philosophieren die Gedankenflieger nicht nur in Hamburg sondern sind mit dem "Philomobil" auch in Norddeutschland unterwegs.

Stattdessen verweist sie auf die Möglichkeit, über ‚Freundschaft‘, statt über ‚Heimat‘ zu sprechen. Dazu schlägt sie das Buch "Sam und Dave graben ein Loch" von Mac Barnett vor. Hierbei könne man über die Frage philosophieren, was eigentlich etwas Besonderes ist und über die Freundschaft der beiden Jungen sprechen. Da die Konzentrationsspanne der Kinder vor allem in Gruppen begrenzt sei, schlägt Köster außerdem vor, die ‚Philosophie-Salons‘ immer auch mit einer praktischen Anwendung zu verbinden. Zum Thema Freundschaft/Flüchtlinge hat sie Kindern beispielsweise die Frage gestellt, ob man sich auch ohne Sprache verständigen und sogar anfreunden könne und hat kleine Gruppen aufgefordert, Rollenspiele dazu zu entwickeln. Diese und andere kreative Aufgaben ermöglichen es den Kindern, sich eigene Gedanken zu machen und ihre Ideen zu verarbeiten. Am Ende eines jeden ‚Salons‘ werde dann mit den Kindern darüber gesprochen, ob sich in ihrer Einstellung oder Wahrnehmung etwas verändert hätte.

Viele weitere Buchtipps und Anwendungsvorschläge finden Sie auf der Bücherliste der "Gedankenflieger": Externer Link: http://gedankenflieger.literaturhaus-hamburg.de/tag/buchtipp/ Zum Ende hat Köster noch darauf hingewiesen, dass "Philosophieren" für Kinder abschreckend klingen könne und sie sich aus diesem Grund für die Bezeichnung "Gedanken fliegen lassen" entschieden hätten. Dies hat, genau wie die Bücher und Erfahrungen der Expertin, großen Anklang in der Gruppe von Lehrer/innen und Erzieher/innen gefunden.

Lina Averhoff

Fussnoten