Die Animationsfilmerin Stefanie Saghri und die Redakteurin und Kulturwissenschaftlerin Miriam Holzapfel präsentierten auf der Konferenz die ersten beiden Module eines für die Bundeszentrale für politische Bildung konzipierten Unterrichtsmaterials zum Philosophieren in der Grundschule, dass die bpb Lehrerinnen und Lehrern zum kostenfreien Download im Online Dossier kulturelle Bildung (
Die angewandte Methode im Salon basiert auf einem Dreiklang:
Künstlerischer Gegenstand z.B. ein Bilderbuch oder ein Gegenstand aus der bildenden Kunst
Reflektion über den Gegenstand – Ein Diskurs in der Gruppe
Eigene künstlerische Arbeit der Kinder. Dabei entstehen oft Zwiegespräche mit den Kindern.
Das Ideenheft ist ein Ausdruckstagebuch für Kinder, mit dem im jeweiligen philosophischen Salon gearbeitet wird. Die Ergebnisse werden später in der Gruppe besprochen. Ein Beispiel für solche Ausdrucksaufgaben ist eine Seite des Heftes. Diese ist zunächst leer und hat die Überschrift: "Welche Farbe hat das Glück". Hier können die Kinder ihren eigenen Ausdruck für das Glück finden.
Eine Vorstellungsrunde im Workshop zeigt, dass alle teilnehmenden Pädagog/innen in unterschiedlichen Bereichen tätig sind. Die Mehrzahl sind Grundschullehrer/innen. Das große Bilderbuch "Zoologie" wird vorgestellt, dass in den Unterrichtsmaterialien als Impuls einer Diskussion zum Thema "Kategoriebildung" dient. In dem Buch sind Tiere abgebildet, die jeweils in verschiedenen Kategorien zusammen gezeigt werden, wie z.B. Haustiere oder schwarz/weiß-gemusterte Tiere. Nun können die Kinder herausfinden, was die Tiere auf den einzelnen Seiten gemeinsam haben und nach welcher übergeordneten Idee sie zusammengefasst wurden. Die Kinder lernen hier das Systematisieren.
Ein weiteres Buch, dass sich mit der Ordnung der Dinge beschäftigt und damit das genaue Betrachten und kategorisieren kindgerecht und spielerisch ermöglicht, ist das Bilderbuch "Herr Saubermann sucht seine Zähne". Dieses Buch wird erst vorgelesen und die Kinder hören nur zu. Im Buch sortiert Herr Saubermann, auf der Suche nach seinen Zähnen, seine Besitztümer. Im Anschluss werden Fragen an die Kinder gestellt. Wie z.B. "Hat Herr Saubermann sinnvoll sortiert?", "Würdet ihr auch so sortieren?" oder auch "Wie wäre es vielleicht sinnvoller?".
Miriam Holzapfel
Miriam Holzapfel, geboren 1975 in Stuttgart, ist Kulturwissenschaftlerin und interessiert sich für alltagskulturelle Praktiken aller Art. Tagsüber arbeitet sie vor allem als Redakteurin und Autorin in Hamburg, wo sie mit ihren Kindern lebt. Für das dortige Literaturhaus hat sie die Veranstaltungsreihe "Gedankenflieger – Philosophieren mit Kindern" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit Stefanie Saghri entwickelte sie mit Unterstützung der Bundeszentrale für Politische Bildung und der Filmförderung Hamburg-Schleswig Holstein die Marke "Phil, Sophie & Co.", zu der eine Animationsfilmserie, Philosophiesalons in Grundschulen und eine interaktive Website gehören.
Stefanie Saghri
Stefanie Saghri ist Animationsfilmemacherin und Illustratorin und lebt mit Ihrem Sohn in Berlin. Sie erzählt mit Bildern Geschichten und entwickelte gemeinsam mit Miriam Holzapfel mit Unterstützung der Bundeszentrale für Politische Bildung und der Filmförderung Hamburg-Schleswig Holstein die Marke "Phil, Sophie & Co.", zu der eine Animationsfilmserie, Philosophiesalons in Grundschulen und eine interaktive Website gehören.
Hier ist es wichtig, an die Erfahrungen der Kinder anzuknüpfen. Ein Gefühl für Fragestellungen soll geweckt werden. Die anschließende Diskussion soll offen stehen bleiben und es soll kein Konsens gefunden werden. So können die Gedanken der Kinder weiter gehen.
Als nächstes werden die so genannten "Tausend-Dinge–Gläser" vorgestellt. Das sind große Gläser, in denen sich die unterschiedlichsten kleinen Dinge wie Plastiktiere, Bausteine, Wäscheklammern, Münzen, Fundstücke jeder Art etc. befinden. Sie werden im philosophischen Salon ausgeschüttet und auf dem Boden ausgebreitet. Dann wird den Kindern der Künstler Gabriel Orozco vorgestellt. Er hat Fundstücke am Strand gesammelt und diese sortiert und systematisch aufgearbeitet. Das Beispiel dokumentiert, die Schnittstelle einer so verstandenen Philosophiestunde zum Kunstunterricht: denn die Kinder erfahren in diesem Zusammenhang viel über die künstlerische Methode Da Kinder in der Regel auch Sammler sind, können sie zudem einen Bezug zu ihrer Alltagswelt herstellen. Den Workshopteilnehmenden wurden zum Vergleich Bilder von Sammlungen in der Bildenden Kunst und Sammlungen von Kindern gezeigt. Diese sind sehr ähnlich aufbereitet bzw. sortiert. Mit den Tausend-Dinge-Gläsern wird das genaue Hinschauen geschult. Im Salon sucht sich jedes Kind drei Gegenstände aus, die seiner Meinung nach etwas gemeinsam haben. Die anderen Kinder können dann erraten, was die Gemeinsamkeit ist. So wird das genaue Beschreiben und Begründen geübt. Hierbei entstehen Dialoge, wie z.B.:
"Alle Gegenstände sind aus Plastik."
"Ja, aber das meinte ich nicht."
Das macht für die Kinder erfahrbar, dass verschiedene Thesen nebeneinander stehen und gleichzeitig richtig sein können, was Perspektivwechsel ermöglicht und das Verständnis für andere Meinungen schult.
Am Ende der Einheit stehen Fragen wie: "Brauche ich eine Ordnung?", "Brauche ich Regeln?" oder "Woher kommt die Ordnung?", die im Ausdrucks-/ Ideentagebuch zum Selbstgestalten von den Kindern bearbeitet werden. Lina Averhoff