Sechs sehr unterschiedliche Projekte wurden im Rahmen der Veranstaltung im Pecha Kucha Format vorgestellt, so waren in kurzer Zeit momenthafte Auszüge, aber auch relativ intensive Einblicke in die sehr unterschiedlichen Projektformen und Aktionen möglich. Ob die Projekte eher dem System Kunst, Kulturelle Bildung oder politische Bildung zugeordnet waren, einen wichtigen Aspekt nahm in jedem Fall der öffentliche Raum in Konzeption und Umsetzung ein.
Aktive Neuverknüpfung von Stadt-Orten
Verschiedene Orte wie religiöse Stätten, Geschäfte, geschichtsträchtige Plätze und Museen sind für Kinder und Jugendliche oft nur im engen Rahmen ihrer Lebenswelt verortet oder werden, durch die modernen Verkehrswege, verinselt wahrgenommen. In Projekten wie "Spurensuche" oder "Martin Luther King Cache" konnten die SchülerInnen diese besonderen Geschichts- und Kulturorte aufsuchen und erkunden und damit Stadträumen neu verknüpfen. Hervorzuheben sind an diesem Kontext auch die Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für Menschen und Orte außerhalb ihrer gewohnten Lebenswelt sowie die Möglichkeit der Empathie-Bildung für andere Kulturen.
Im Berliner Großprojekt "Citizen Art Days" öffneten sich neben neuen kulturellen Stadt-Orten beispielsweise durch Stadtspaziergänge, auch Sozial- und Kommunikationsräume.
Ermöglichungsräume für aktive Raumaneignung
Die Perspektive des Projektes "Stadt statt Strand" ist es, Stadt als beweglich, mobil und gestaltbar zu betrachten. Es geht dabei um kreative Nutzung von Freiräumen in der Stadt durch aktives Handeln der BewohnerInnen. Partizipation und freien Zugang zu nötigen Informationen soll die aktuell in der Entwicklung stehende Rechtefibel ermöglichen, die später kostenlos verfügbar sein soll. Machtstrukturen in Stadtverwaltung aufzudecken und undurchsichtiges Gesetzes- und Paragraphengewirr so für junge Menschen zugänglich zu machen, ist eine wichtige Gelingensbedingung zur Selbstermächtigung.
Entwicklungspotenzial in Stadträumen wahrzunehmen und zu erkennen, dann "querzudenken" und sofort produktiv zu machen ist das interessante und vielversprechende Prinzip. Gerade der Ansatz, Stadt-Raum als veränderbar und offen für Gestaltungen zu verstehen, enthält die Chance auch an ungewöhnlichen Orten wie kleinsten Nischen oder im Rahmen von Zwischennutzungen mit kreativen Eingriffen anzusetzen.
Heterogenität sichtbar machen
Die Heterogenität von Städten und Gemeinden aufzuzeigen und durch subjektive, vielfältige Perspektiven wahrnehmbar zu machen ist die Qualität des Projekts "Hörpfade", das aktuell eine digitale akustische Landkarte Bayerns schafft. Auch komplexe historische Inhalte mit unseren modernen Wohnorten zu verknüpfen und individuelle Schicksale hörbar werden zu lassen, sind Elemente des Projekts.
Bei allen Projekten der Erwachsenenbildung gilt es bezüglich der Zielgruppe und der TeilnehmerInnen zu hinterfragen: Wer erzählt? Und: Wer hört zu? (Wie) Können größere Vielfalt und Differenz in der TeilnehmerInnenstruktur erreicht werden – oder: ist dies überhaupt gewollt? Wo erscheinen z.B. Werbung, Anzeigen und Einladungen für eine Veranstaltung?
Fehler und Widerstände bei der Projektarbeit
Ebenso wenn der "Collini Social Club" in den unterschiedlichsten Mannheimer Stadtvierteln öffentlichen Austausch und Diskussion rund um das Thema Stadtentwicklung sucht und initiiert. An dieser Stelle tritt auch das Thema der Widersprüche und Fehler, bzw. der Umgang damit hervor: Architektursünden und stadtplanerische Fehler werden beispielsweise in Mannheim Grundlage von konstruktiven und sozialen Stadtentwicklungsprozessen.
Auch die Frage: wie gehen der ProjektinitiatorInnen selbst mit Widerständen und Problemen um, ist interessant und wurde beispielsweise im Falle von Daniel Schmöcker im Rahmen der Präsentation des Projekts "Martin Luther King Cache" offengelegt, als es um Themen wie Würdigung und Anerkennung des Educaches ging.
Zuletzt bleibt stets die Herausforderung: Wie können die wertvollen Erkenntnisse aus gelungenen Projekten für die Stadtentwicklung genutzt und auch der Stadtverwaltung zugänglich gemacht werden? Gibt es Offenheit von Projektinitiatoren, Stadtbevölkerung und -regierung für Dialog und Austausch? Haben die entworfenen Utopien und Modellprojekte so langfristige Auswirkungen und können Ausgangspunkt für die positive Entwicklung von Stadtvierteln sein? Gut, wenn diese Überlegungen von Anfang an Raum in der Projektplanung bekommen, nach außen dringen und gehört werden.