Dr. Matthias Hamann, Direktor des Museumsdienstes Köln, stellte das Projekt "Spurensuche" vor. 28 Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren nahmen 2008-2010 an der Spurensuche in Köln teil, um gemeinsam eine Ausstellung über religionsspezifische Feste zu erarbeiten. Der Museumsdienst Köln realisierte das Projekt in Kooperation mit der VHS Köln.
"Die SchülerInnen der Hauptschule Nürnberger Straße aus Köln-Kalk lernten schnell, dass es relativ einfach ist, sich in den Museen zu bewegen. Auch wenn sie vielleicht das erste Mal dort, oder gar das erste Mal auf der linken Rheinseite unterwegs sind", so Hamann. Die Aufgabe der Jugendlichen war es, Spuren ihrer eigenen Herkunfts- und Gegenwartskultur, ihrer Klassenkameraden oder ihrer Freunde zu suchen. Die Spuren manifestieren sich, so stellten sie schnell fest, insbesondere in religiösen Symbolen oder in kultischen Festhandlungen.
Von den teilnehmenden Jugendlichen hatten 30 Prozent einen Migrationshintergrund. Vielfach fehlte ihnen Basiswissen über ihre eigene Religion und die Riten. Einige hatten ihr Stadtviertel zuvor kaum verlassen. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin und einem Filmemacher besuchten die Jugendlichen Museen, religiöse Orte und Feste. Die SchülerInnen besuchten das Kölnische Stadtmuseum, das Rautenstrauch-Joest-Museum, das Museum Schnütgen und das Museum für Ostasiatische Kunst. Sie informierten sich mit Hilfe des Museumsdienstes über die Grundlagen der fünf großen Weltreligionen – Christen- und Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus. Es blieb kein ‚totes‘ Schulwissen: In der folgenden Projektphase besuchten sie religiöse Einrichtungen: einen Tempel der afghanischen Hindu-Gemeinde (Köln-Mülheim), eine Synagoge (Roonstraße), die Selimiye Moschee (Köln-Niederkassel) und den Hohen Dom.
Einen besonderen "Aha"-Moment erlebten viele Jugendliche, als sie zu dem afghanischen Hindu-Tempel kamen, der sich in Köln-Mülheim einer Garage befand und der grellbunt, geradezu poppig geschmückt war. "Vorher hatten die Jugendlichen sich zum Teil gegen das Projekt gesperrt, aber ab diesem Moment hatte sich etwas verändert und sie waren mit Begeisterung dabei. Sie wollten dann das Projekt zu ihrem machen", so Hamann. Die Jugendlichen hielten ihre Eindrücke in Text und Bild fest. Dabei wurden sie von zwei künstlerischen BetreuerInnen unterstützt. Sie setzten sich mit Film, Foto und Grafik auseinander. In der zweiten Phase des Projekts erstellten sie eine ausstellungsreife Dokumentation. Die Jugendlichen setzten das Material und ihre eigenen Kenntnisse in eine Ausstellung um, deren Eröffnung im November 2010 im JuniorMuseum des Rautenstrauch-Joest-Museums – Kulturen der Welt stattfand. Die Klasse kuratierte also die eigene Sicht der Dinge. Zugleich lernte sie, was Museum und Ausstellung eigentlich bedeuten: Objekte auswählen, Texte schreiben, die Hängung konzipieren, an Werbung denken, die Eröffnung organisieren. Die SchülerInnen lernten viel über Teamarbeit, Zielorientierung und öffentliches Auftreten. Die Ausstellungspräsentation wurde für ca. drei Monate gezeigt, so dass knapp 1.000 Besucher die Ergebnisse sehen konnten.
Weitere Informationen unter Externer Link: http://www.museenkoeln.de/juniormuseum/download/Bulletin_Mesenhoeller_Spurensuche_ES.pdf