"Die lit.COLOGNE bekommt eine Schwester", heißt es im Programm der phil.cologne 2013. Vor vier Jahren fand erstmalig das internationale Festival der Philosophie in Köln statt, organisiert durch den phil e.V. - Verein zur Förderung der Philosophie. Das Projekt war angelegt um dem steigenden Interesse an philosophischen Fragen zu begegnen und wurde bis heute jährlich fortgesetzt.
Das Festival wird jedes Jahr von der Veranstaltungsreihe "KLASSE DENKEN" begleitet, die in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb ausgerichtet wird. Während sich die phil.cologne an ein erwachsenes Publikum richtet, ist die Veranstaltungsreihe "KLASSE DENKEN" für Kinder und Jugendliche aller Altersklassen ab der 3. Primarstufe konzipiert. Lehrerinnen und Lehrer reisen mit ihren Klassen zu Diskussionsrunden mit zeitgenössischen Philosoph/innen an, die Themen verschiedenster Art mitbringen. Die Jugendlichen sollen mit Hilfe philosophischer Fragestellungen zum eigenständigen Denken angeregt werden. Außerdem machen viele Jugendliche zum ersten Mal "die Erfahrung des öffentlichen Sprechens", wie es Jürgen Wiebicke zum Auftakt der diesjährigen phil.cologne formulierte. In Form von Unterrichtsmaterialien und vereinzelten Nachgesprächen wird es den Lehrkräften ermöglicht die jeweiligen Themen im Rahmen ihres Unterrichts zu vertiefen.
2016 luden phil e.V. und bpb zum ersten Mal zu einer gemeinsamen Fachtagung ein. Unter dem Titel "Philosophie für Kinder und Jugendliche als Zukunftsaufgabe für die demokratische Gesellschaft" wurden die Potentiale der Philosophie in der Schule ausgelotet, geprüft und diskutiert. Insbesondere der Austausch von Theorie und Praxis stand im Fokus. Aus den Debatten und Ergebnissen der Tagung ging die Idee für eine weitere Tagung hervor. Es hatte sich gezeigt, dass angesichts der aktuellen politischen Situation, die von einigen Autoren bereits als "große Regression" bezeichnet wird, ein erhöhter Orientierungs- und Diskussionsbedarf besteht.
Wie soll mit der Wahrnehmung der jetzigen Situation als Krise umgegangen werden? Kann man der akuten extremistischen Bedrohungen in produktiver Weise begegnen? Wie werde Identitätsfragen angesichts von Zuwanderung verhandelt? Wie ist mit dem drohenden Zerfall Europas – durch die Opposition von europäischem Geist und nationalem Ungeist wie es bereits Stefan Zweig formulierte – umzugehen?
Genau diese Fragen versuchten die über 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der diesjährigen Fachtagung unter dem Titel "Demokratie und der Streit um die Werte" zu verhandeln. Um den Anschluss an die Praxis auch in diesem Jahr zu gewährleisten, wurde für die Tagung ein Material mit Anregungen für Wertediskurse im Unterricht erstellt. Im kantischen Sinne zielt hier die Praxis auf das, was sein soll. Schließlich sind Wertediskurse in Zeiten einer Diffusität der Werte notwendig und wünschenswert.
Weiterhin soll das Unterrichtsmaterial nicht zur Wertevermittlung, sondern zum Umgang mit Wertedebatten in einer pluralen, diversen Gesellschaft anleiten. "Werte können vom einzelnen, und das gilt auch für Schülerinnen und Schüler, nur selbst gefunden und für sich als verbindlich erkannt werden", sagte Roland Henke, Autor des Materials, bei der Vorstellung des Selbigen.