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Muße, Plastik und die Gestaltung von Stadt | Kulturelle Bildung | bpb.de

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Muße, Plastik und die Gestaltung von Stadt In der Über Lebenskunst.Schule verbünden sich Kunst und BNE für das gute Leben von Morgen.

Saskia Helbig Wanda Wieczorek Saskia Helbig und Wanda Wieczorek

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Was können Kunst und kulturelle Bildung zu einem globalen Wandel beitragen? Im Modellprojekt Über Lebenskunst.Schule arbeiteten Künstler/-innen mit Jugendlichen an Schulen kreativ zu Nachhaltigkeits-Themen. Eine erste Bilanz.

Projekt der Über Lebenskunst.Schule "Aus der Spur". (© Dennis Feser)

Was haben Achtsamkeitstraining, Rapid Manufacturing und die Gestaltung eines Schulvorplatzes gemeinsam? Schaut man sich das bundesweite Modellprogramm Über Lebenskunst. Schule an, so lassen sich durchaus Gemeinsamkeiten finden. Während des vergangenen Schuljahres haben 17 Künstlerinnen, Künstler und Kulturschaffende Projekte an Schulen realisiert, in denen sie anhand ihrer künstlerischen Arbeitsweisen Themen, Fragen und Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung bearbeiteten. Dazu gehört die politische Beteiligung an Stadtplanungsvorhaben genauso wie die körperliche Auseinandersetzung mit Wachstumsparadigmen, Techniken zur Veredelung von Altkleidern, Meditation, die Selbstbefragung zur Wirkung von Geld und die geografische Erkundung des eigenen Lebensumfelds.

Dass sich Fotografen/-innen, Bildhauer/-innen und Tänzer/-innen auf ungewohnten und oft überraschenden Wegen mit gesellschaftlichen Konventionen beschäftigen, das wissen wir schon. Ob sie auch die Richtigen sind, um gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die Herausforderungen und drängenden Fragen unserer Zeit unter die Lupe zu nehmen, wollte das Projekt Über Lebenskunst.Schule in den vergangenen zwei Jahren herausfinden.

Es bestand aus einem einjährigen Weiterbildungsprogramm für Künstler/-innen und Kulturschaffende, an das sich die wiederum einjährige Realisierung der Schulprojekte anschloss. In diesem Jahr (2012) wird das Projekt mit der Dokumentation und Auswertung der gewonnenen Erfahrungen abgeschlossen. Entstanden ist die Über Lebenskunst.Schule als Kooperation des Institut Futur der Freien Universität Berlin mit dem Projekt Über Lebenskunst, einer umfangreichen Initiative für Kunst und Nachhaltigkeit der Kulturstiftung des Bundes mit dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Was müssen wir lernen für den globalen Wandel?

Das erste Jahr des Programms stand im Zeichen der Frage, was und wie wir lernen sollen, um den globalen Wandel in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen – und was Kunst und kulturelle Bildung dazu beitragen können. 18 Künstler/-innen und Kulturschaffende aus so unterschiedlichen Disziplinen wie Bildhauerei, Theater, Design, Musik, Fotografie und Wissenschaft wurden zur Teilnahme an der Über Lebenskunst.Schule ausgewählt. Ab September 2010 kamen sie einmal im Monat zusammen, um sich in insgesamt zehn Präsenzseminaren auf ihre Arbeit an Schulen vorzubereiten. Jedes der sogenannten Module war einem Themenkomplex gewidmet und wurde von Expert/-innen aus Wissenschaft und Praxis gemeinsam mit dem Leitungsteam vorbereitet und gestaltet. Es wurden gezielt Referenten/-innen aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern wie beispielsweise Erziehungswissenschaft, Schauspieltraining und Kunstvermittlung eingeladen, um der Vielschichtigkeit des Gegenstandes zwischen Kunst, Schule und Nachhaltigkeit gerecht zu werden.

Zu Beginn lag der thematische Schwerpunkt vor allem auf den Dimensionen nachhaltiger Entwicklung und ihrer Bedeutung für die Bildungsarbeit: Diskutiert wurden die Entstehung des Nachhaltigkeitsdiskurses, die didaktischen Prinzipien von BNE sowie Gestaltungskompetenz als ihr zentrales Motiv. Ein weiterer Strang behandelte die Institution Schule als Arbeitsfeld für Künstler/-innen: dabei ging es um die Struktur des deutschen Schulwesens ebenso wie um mögliche Fallstricke in der Kooperation. Hier wurde auch in den Blick genommen, welche Programme kultureller Bildung mit welchen Qualitätsansprüchen bereits erprobt wurden.

Die Arbeit an den begrifflichen Konstanten des Programms nahm viel Raum ein: Wie kommen Kunst, Pädagogik und nachhaltige Entwicklung zusammen? Welche notwendigen und welche überkommenen Abgrenzungen existieren zwischen diesen Feldern? Wo positionieren sich die teilnehmenden Künstler/-innen und welche Kriterien können für die Arbeit an dieser Schnittstelle angelegt werden? Schlüsselbegriffe wie Partizipation und Kommunikation wurden dabei vertieft bearbeitet, markieren sie doch augenfällig die Schnittstelle zwischen diesen Bereichen.

Die Präsenzseminare wurden durch ein sogenanntes Projekteforum begleitet, das der Erarbeitung der Projektkonzepte diente. Dafür wurden die Inhalte der Module schriftlich aufgearbeitet, auf die eigene Ideenfindung bezogen und der jeweilige Stand des Konzepts der Gruppe vorgestellt. Die Kulturwissenschaftlerin und Kunstvermittlerin Rahel Puffert betreute das Projekteforum und stand als Beraterin zur Verfügung.

Im Laufe des Ausbildungsprogramms zeigte sich, dass sich die methodische Vielfalt von BNE im Zusammenspiel mit künstlerischen Arbeitsweisen potenzieren kann. Das Angebot von Seiten der Referenten/-innen, methodische Settings wie z.B. Zukunftswerkstatt oder Open Space praktisch kennen zu lernen, wurde ergänzt durch eigene Workshops der Teilnehmenden, die der Gruppe ihre spezifischen künstlerisch-pädagogischen Praktiken näher brachten. Diese Mischung aus bewährten Methoden im Kontext von BNE und individuell erdachten, künstlerisch motivierten Arbeitsweisen bereicherte das gemeinsame Lernen und die Projektentwicklung gleichermaßen.

Und wie machen wir das Schritt für Schritt?

Mit dem Schuljahr 2011/12 begann die Umsetzungsphase, in der die Projektinitiatoren/-innen und die beteiligten Schüler/-innen ihre Arbeit aufnahmen. Insgesamt 17 Schulen in 5 Bundesländern waren von den Künstlerinnen und Künstlern angesprochen und für eine Kooperation gewonnen worden. Fast alle 14 Projekte nutzten den relativ langen Förderzeitraum und dehnten die Zusammenarbeit auf das ganze Schuljahr aus. Währenddessen wurden sie vom Leitungsteam der Über Lebenskunst.Schule begleitet und in ihrer Reflexion unterstützt. Dazu gehörten regelmäßige Treffen aller Künstler/-innen für Austausch und kollegiale Beratung, Projektbesuche und Gespräche mit Beteiligten, methodisch-inhaltliche Beratung durch Expert/-innen aus Wissenschaft und Praxis, eine fachliche und redaktionelle Begleitung der einzelnen Dokumentationen sowie eine begleitete Aktionsforschung von drei der 14 Projekte. Der kontinuierlichen und gründlichen Reflexion der Praxis kam damit ein hoher Stellenwert zu.

An die beteiligten Künstler/-innen stellte dies oft hohe Ansprüche, da sie sich stets zwischen der praktischen Arbeit an den Schulen und deren Analyse auf der Metaebene bewegten. Jedoch wurde es damit erst möglich, aus Erfolgen und Momenten des Scheiterns zu lernen und im Austausch mit den Kollegen/-innen individuelle Erfahrungen auch in ihren verallgemeinerbaren und strukturellen Aspekten zu begreifen. Im Rahmen der abschließenden Publikation sollen diese Erkenntnisse formuliert und für das im Entstehen begriffene Arbeitsfeld an der Schnittstelle von Kunst und BNE fruchtbar gemacht werden.

Jedes der 14 Projekte fand seinen ganz spezifischen Weg zwischen der individuellen Interpretation von BNE, der eigenen künstlerischen Praxis und den Erfahrungen an und mit der Schule. Schaut man sich alle Projekte gemeinsam an, dann zeichnen sich zwei Achsen ab, die das heterogene Feld zu ordnen erlauben: Entlang einer Achse "thematisch – an Gestaltungskompetenz orientiert" lässt sich ablesen, wie deutlich ein Themenbezug im Vordergrund steht und inwiefern sich die Projekte an Kompetenzen orientieren, die eine nachhaltige Entwicklung erst möglich machen, d.h. wie konkret sie auf Gestaltungskompetenz rekurrieren.

Beispielhaft für einen klaren Themenbezug sei das Projekt Entpacken – Anpacken von Claudia Stiefel genannt, in dem die Plastiktüte als Emblem einer nicht-nachhaltigen Konsumkultur im Zentrum stand.

Dagegen stellte beispielsweise Unsere Schule von Katia Klose die Reflexion der eigenen Leitbilder in den Mittelpunkt, indem sie Schüler/-innen aus zwei unterschiedlichen Kulturkreisen – aus Leipzig und aus einem Indianerreservat in Kanada – jeweils zu ihren Vorstellungen einer idealen Schule befragte und die Auseinandersetzung mit den Antworten der jeweils anderen organisierte.

Quer dazu verläuft eine Achse, die anzeigt, inwiefern die Projekte aktivierend wirken, also das praktische Handeln der beteiligten Schüler/-innen im Sinne nachhaltiger Entwicklung unterstützen und inwiefern sie einen eher reflexiven Zugang wählen, der den Schwerpunkt auf Selbstwahrnehmung und persönliche Erfahrungen legt und damit Aufmerksamkeit und eine kritische Haltung gegenüber Problemen nicht-nachhaltiger Entwicklung fördert.

Multilab.Mobil - Ausstellung bei den Thementagen ÜberLebenskunst.Schule (© Katharina Lüdicke)

Deutlich aktivierend ist beispielsweise Multilab.Mobil von Katharina Lüdicke, die mit Schülern/-innen und Lehrern/-innen einen neuen Lernort entwickelt und in die langfristige Nutzung durch die Schule übergeben hat.

In Schneller, Höher, Besser, Mehr?! von Christin Schmidt dagegen wurden durch tänzerische Methoden die verinnerlichten Anforderungen des ökonomischen Wachstumsparadigmas freigestellt und der bewussten Auseinandersetzung zugänglich gemacht.

Was verbindet uns – heute und in Zukunft?

Nun kann man anhand der 14 Projekte, die unter dem Dach der Über Lebenskunst.Schule versammelt sind, zahlreiche Erkenntnisse gewinnen, die die Zusammenarbeit von Kunst und Schule betreffen – beispielsweise, welche methodischen Herausforderungen die Anpassung eines künstlerischen Prozesses an die oftmals streng rhythmisierte Struktur der Schule bedeutet, und zwar für Künstler/-innen und Schulpartner/-innen gleichermaßen.

Oder welche elementare Bedeutung eine sorgsam aufgebaute Kommunikation zwischen den Projektpartnern hat. Oder wie die Spannung zwischen dem Wunsch nach einem partizipativen, offenen Prozess und der praktischen Notwendigkeit von Vorgaben und Zielsetzungen ausgehalten wird.

Für BNE und ihre Umsetzung an Schulen ist jedoch vor allem die Erkenntnis bedeutsam, dass durch die künstlerische Arbeit in allen Projekten Ziele der BNE im Zentrum standen, nämlich die Wahrnehmung junger Menschen zu schärfen, ihren Blick zu öffnen, ihre Kreativität zu entfalten und sie zu selbstbewussten Problemlösungen zu ermutigen. Dabei haben sich manche Projekte explizit am Lernzielkatalog der Gestaltungskompetenz und den Leitlinien der Agenda 21 orientiert und dies als unterstützend und durchaus auch als legitimierend erfahren, während sich andere begrifflich ganz von diesem Kontext lösten.

Nachhaltige Entwicklung fängt bei jedem persönlich an. Welche verschlungenen Wege zu Einsicht, Bewusstsein und letztendlich zum Handeln führen, lässt sich niemals allgemeingültig herausfinden. Dass diese Lernprozesse aber höchst individuell sind, kognitive, ästhetische und emotionale Pfade beinhalten, von persönlichem Erleben, kollektivem Tun, von Selbstwirksamkeit und Wertschätzung abhängig sind, das können wir sicher sagen. Und dazu haben alle 14 Schulprojekte einen sehr eigenen – teils nachdenklichen, teils mitreißenden, aber immer inspirierenden – Beitrag geleistet.

Die vielleicht interessanteste Erfahrung aus unserem Modellprogramm ist die, dass ein geteiltes übergeordnetes Anliegen wie nachhaltige Entwicklung für die Überwindung sprachlicher und praktischer Hürden äußerst bedeutsam ist und engagierten Personen aus den unterschiedlichen professionellen Bereichen eine gemeinsame Plattform bieten kann.

Eine ausführliche Darstellung eines Projektes der Über Lebenskunst.Schule "HORTUS CIRCULOSUS – Kreisläufe zwischen Kunst und Natur" finden Sie Interner Link: hier.

Zum Abschluss der Über Lebenskunst.Schule erscheint eine Publikation in Form einer Webseite, die das Programm in seiner Gesamtheit dokumentiert und wesentliche Erkenntnisse aus der Durchführung der Schulprojekte formuliert. Alle Elemente, vom Bildungsprogramm bis hin zur Abschlussveranstaltung werden darin vorgestellt und auf ihre Bedeutung für das Zusammenwirken von Kunst und Bildung für nachhaltige Entwicklung hin analysiert. Ab November 2012 online unter Externer Link: www.ueber-lebenskunst.org/schule

Fussnoten

Fußnoten

  1. "Rapid Manufacturing" bezeichnet Methoden und Produktionsverfahren zur schnellen und flexiblen Herstellung von Bauteilen und kleinen Serien mittels computergesteuerter Fertigung. In den letzten Jahren sind weltweit zahlreiche "Fablabs" entstanden, die den Zugang zu solchen High-Tech-Produktionsverfahren und dem entsprechenden Produktionswissen auch für Personen ermöglichen, die über wenig Einkommen oder Bildung verfügen.

  2. Externer Link: www.institutfutur.de

  3. Externer Link: www.ueber-lebenskunst.org

  4. Für einzelne Projektbeschreibungen siehe Externer Link: http://www.ueber-lebenskunst.org/contents/page_view/nodeId:103

  5. Zum Beispiel vorausschauend und in Alternativen denken und handeln, die eigenen Leitbilder reflektieren oder gemeinsam mit anderen planen und handeln können. In der BNE wird mit Gestaltungskompetenz die Fähigkeit bezeichnet, Wissen über nachhaltige Entwicklung anzuwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung zu erkennen. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und umzusetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen (vgl. de Haan, G. / Harenberg, D. (1999): Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Freie Universität Berlin, BLK, Bonn. Heft 72).

Saskia Helbig studierte Erwachsenenbildung, Soziologie und Psychologie an der FU Berlin und der Universitat van Amsterdam. Nach dem Abschluss arbeitete sie für das Forum Ziviler Friedensdienst in Bonn, bevor sie 2007 an die FU zurückkehrte und das DBU-geförderte Multiplikatorenprogramm „Bildung für nachhaltige Entwicklung an Ganztagsschulen“ koordinierte. Seit 2010 leitet sie das Projekt ÜBER LEBENSKUNST.Schule, ein Bildungsprogramm der Freien Universität Berlin.

Wanda Wieczorek studierte Angewandte Kulturwissenschaften in Lüneburg. Sie wirkte als Assistentin der künstlerischen Leitung der documenta 12 und entwickelte den documenta 12 Beirat sowie die documenta 12 Halle (2005-2007) mit; seit 2010 leitet sie das Projekt ÜBER LEBENSKUNST.Schule, ein Bildungsprogramm der Freien Universität Berlin.