Das Erzählen von Geschichten ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft mit langer Tradition. Wir alle lieben es, Geschichten zu hören, uns von ihnen unterhalten und fesseln zu lassen und etwas dabei zu lernen. Um Geschichten zu bewahren und zu verbreiten, werden sie seit vielen Jahrhunderten aufgeschrieben und bildlich festgehalten. Dieser Themenschwerpunkt handelt vom Wert der Geschichten, der Texte, der Bücher, der Sprache, der Bilder und des Lesens für die kulturelle und politische Bildung.
Bildungsarbeit mit Literatur und Geschichten findet in der Schule statt, in Bibliotheken, in Hochschulen, Vereinen, Workshops, Kindergruppen, aber auch zu Hause, ganz privat und in der Familie. Erfundene Geschichten oder poetische Sätze können uns manchmal politische oder historische Sachverhalte näher bringen als Sachtexte oder Nachrichten. Wir fiebern mit den Figuren mit, versetzen uns in ihre Lage und können so Blickwinkel einnehmen, die uns selbst möglicherweise fremd, möglicherweise aber auch vertraut sind. Wir erleben ihre Zeit, ihre Umgebung, ihre Nöte, Konflikte und Freuden mit und machen uns ein ganz eigenes Bild vom Thema. In der Bildungsarbeit sind Hintergrundwissen, eine Kontextualisierung und fundierte Diskussion der Inhalte wichtig, im informellen Lernen findet eine solche Auseinandersetzung oft ganz nebenbei statt.
Bei unseren Projektbeispielen geht es bei den Buchkindern Leipzig e.V. und Loesje e.V. vor allem um das Selbermachen. Das Erfinden von Texten, Geschichten, Szenarien und Bildern, die Herstellung eigener Bücher, sind Ausdruck unserer Meinungsbildung, unserer Sichtweise der Welt. Sie machen einen Prozess und eine Position sichtbar und zeigen so Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Diese produktiven Prozesse spielen eine wichtige Rolle in der kulturellen und politischen Bildungsarbeit.