Als Kern politischer Bildung kann entweder das Politische (vgl.
Was ist Politik?
Politik meint zunächst einmal das, was wir als alltägliches politisches Geschehen wahrnehmen und beschreiben können, also beispielsweise politische Institutionen, politische Inhalte und die sie begleitenden Auseinandersetzungsprozesse der politischen Akteure. Ganz allgemein kann Politik mit Thomas Meyer definiert werden als »die Gesamtheit aller Aktivitäten zur Vorbereitung und Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und/oder am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gesellschaft zugute kommender Entscheidungen« (Meyer 2003: 43 f.).
Lernenden eine Vorstellung von »Politik« zu vermitteln, ist eine wichtige und zugleich schwierige Aufgabe (vgl. Breit 2011: 163). Dazu muss die verwendete Definition für die Lernenden einen analytischen Mehrwert bieten. Hier bieten die dreiteilige Definition von Politik über die Dimensionen policy, politics und polity sowie der vereinfachte Politikzyklus Anknüpfungsmöglichkeiten.
Drei Politikdimensionen
Der Begriff Politik lässt sich in drei Dimensionen ausdifferenzieren.
Polity (institutionelle Dimension): Form; Ordnungsrahmen, der die Bedingungen politischen Handelns angibt (Verfassung, Normen, Institutionen etc.);
Policy (inhaltliche Dimension): Inhalt; Aufgaben und Ziele, politische Programme, Problemlösung;
Politics (prozesshafte Dimension): Prozess der Entscheidung; Durchsetzung Diese Ausdifferenzierung von Politik als »Verwirklichung von Politik – policy – mithilfe von Politik – politics – auf der Grundlage von Politik – polity« (Rohe 1994: 67) Dimensionen kann für die Analyse brauchbar gemacht werden. Sie teilt den Begriff in Kategorien ein, aus denen sich dann wieder Leitfragen für die Analyse von Politik gewinnen lassen
Der Politikzyklus
Der Politikzyklus ist ein weiteres Modell zur Beschreibung und Analyse von Politik. Danach ist Politik eine prinzipiell endlose Kette von Versuchen zur Bewältigung gesellschaftlicher Gegenwarts- und Zukunftsprobleme. Einzelne Phasen ergeben ein idealtypisches Modell des Problemlösungsprozesses: Ausgehend von einem politischen Problem (Phase 1) streiten sich politische Akteurinnen und Akteure darum, wie dieses gelöst werden kann (Phase 2). Diese Auseinandersetzung mündet in eine Entscheidung (Phase 3), die im Folgenden entsprechend umgesetzt und implementiert wird (Phase 4). Die Entscheidung, aber auch die konkrete Ausgestaltung bei deren Umsetzung lösen Bewertungen (Phase 5) und politische Reaktionen (Phase 6) aus, die zu neuen Problemen führen. Damit ist der Politikzyklus einmal durchlaufen, und es schließt sich ein neuer Zyklus an.
Aus ihren Erfahrungen in Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer haben Peter Massing und Werner Skuhr ein vereinfachtes Modell des Politikzyklus für den Einsatz im Unterricht entwickelt (…) (vgl. Massing 1999: 28 ff.). Er fasst die Phasen zusammen und bildet zusätzlich elf Kategorien (…), unter denen sich politische Entscheidungsprozesse vollziehen (siehe Abb. 1, S. 94). (…)
Das Modell kann allen Lernenden dazu dienen, eigenständig dynamische und sehr komplexe politische Prozesse zu durchdringen, es schafft für sie eine Ordnung und Struktur, reduziert zugleich die große Komplexität politischer Prozesse (…) und macht den Prozesscharakter von Politik deutlich (…) .
Beim Einsatz des Politikzyklus als Analyseinstrument im Unterricht (…) ist allerdings zu beachten, dass reale politische Prozesse nicht in Phasen geordnet verlaufen (…) , sondern parallel (…) und sich überschneidend. Auch andere Motive, wie beispielsweise die Sicherung der eigenen Machtposition seitens der politischen Akteurinnen und Akteure, (…) können und sollten genauso wie die Unterscheidung von - negativ besetztem – privaten Streit und notwendigen politischen Auseinandersetzungen reflektiert werden.
Der Artikel ist eine gekürzte Fassung eines Abschnittes aus dem Aufsatz Markus Gloe / Tonio Oeftering (2020), Didaktik der politischen Bildung. Ein Überblick über Ziele und Grundlagen inklusiver politischer Bildung. In: Externer Link: Meyer, D./Hilpert, W./Lindmeier, B. (Hrsg.): Grundlagen und Praxis inklusiver politischer Bildung. Bonn , S. 87 - 132.