PIKSL bedeutet „Personenzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben“. Das Projekt PIKSL in Düsseldorf bringt Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen, um innovative Ideen durch Inklusion zu verwirklichen.
PIKSL ist von der Standortinitiative Deutschland Land der Ideen als „Ausgewählter Ort 2012“ ausgezeichnet worden. Von NRW Wissenschaftsministerin Svenja Schulze wurde das PIKSL Labor zum Ort des Fortschritts gekürt. 2014 und 2016 wurden PIKSL Projekte als innovative Praxis von der internationalen Organisation Zero Project prämiert. Zudem trägt PIKSL das Phineo Wirkt-Siegel für gelungene Inklusionsarbeit.
1. Bildersprache
Wie hat sich die Bildsprache und Symbolik entwickelt?
In einem ersten Schritt sind wir davon ausgegangen, dass wir eigentlich eine Bildsprache, Charaktere (abstrahierte Menschendarstellungen) und Symbolik brauchen, um die Textinformation zu unterstützen und den Text verständlicher zu machen. Wir haben die Informationsebene und eine visuelle Ebene, die das Textverständnis unterstützen soll. Im Rahmen des Prozesses hat sich dann ergeben, dass diese Charaktere eigentlich überflüssig sind, weil sie nicht das Verständnis unterstützen. Zumindest hat sich in unseren Arbeitsgruppen herausgestellt – in denen ja Menschen mit Lernschwierigkeiten mitgearbeitet haben –, dass es eigentlich keinen Unterschied macht, ob da jetzt Charaktere neben dem Text stehen, die Bezug haben auf den Text, oder eben nicht. Wir haben festgestellt, dass es sinnvoller ist, im Rahmen der Facebook-Leitfäden mit Screenshots zu arbeiten. Das heißt also, wir fertigen Illustrationen an, auf denen wir die Oberfläche des Monitors sehen, wo wir genau das abbilden, was der Nutzer sieht. Dann können wir die einzelnen Punkte highlighten ohne diese Charaktere zu verwenden
2. Die PIKSL-Methode
Wie wurden die unterschiedlichen Vorschläge getestet? Gab es eine bestimmte Vorlage oder Methode zum Testen?
Es gibt, wir nennen das die PIKSL-Methode, die ist aber keine wissenschaftliche Methode, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass wir immer iterativ arbeiten. Das heißt also, wir haben erst einmal eine Problemstellung – in diesem Fall: Wie können wir diesen Text verständlicher machen. Durch Illustrationen oder durch eine visuelle Sprache? Dann ist es wirklich so, dass alle anfangen zu arbeiten, zu scribblen, und dann bauen wir Prototypen. Das kann der Mensch mit Lernschwierigkeit, genauso wie die Illustratorin, oder der Pädagoge. Alle sitzen im Arbeitskreis und fangen an zu zeichnen und zu malen. Wir besprechen diese Entwürfe, testen sie auf Verständnis hin, verwerfen Entwürfe und Illustrationen und nehmen die, die am besten funktionieren. Die werden wiederum optimiert und so drehen wir immer wieder Schleifen. Das heißt also, wir gehen nicht linear vor von A nach B, sondern über A, B, C, D und drehen immer wieder eine Schleife, überprüfen diese Ergebnisse, bis wir in der Arbeitsgruppe, die sehr interdisziplinär aufgestellt ist, meinen ein Verständnis zu haben, das für eine große Schnittmenge an Menschen funktioniert. So entstehen unsere Entwürfe. Das ist ein grundsätzlicher PIKSL-Prozess, der so in allen Projekten stattfindet, die hier implementiert wurden.
3. Ergebnis des Entwicklungsprozesses
Das ist jetzt die finale Ansicht in dem Leitfaden. Wir bilden das Interface von Facebook mit einer Illustration ab und zoomen dann mit der Darstellung in die entsprechenden Aspekte. Über den Zahlencode und die Highlights im Text stellen wir dann den Bezug her. So können wir anhand des Screenshots erklären, welche Aspekte zu berücksichtigen sind und wie der Nutzer vorgehen muss.
4. Einfache Sprache
Es gibt eine eigene PIKSL-Definition, wie wir im Labor ‚einfache Sprache‘ benennen. Diese leitet sich schon aus der ‚Leichten Sprache‘ ab, aber folgt nicht deren Standards, Regeln und Normen. Im Grunde genommen geht es darum, einen komplexen Sachverhalt, bzw. einen komplexen Text so mit Menschen mit Lernschwierigkeiten gemeinsam, auf ein einfaches Niveau und einen gemeinsamen Nenner herunter zu brechen. Das ist unsere Definition von einfacher Sprache, sie folgt nicht unbedingt den Regeln der Leichten Sprache, ist aber auf eine bestimmte Wortanzahl begrenzt und fordert auch den Einsatz von Bildern und Illustrationen. Von daher ist es eine eigene Sprache, die sich aus der Leichten Sprache ableitet, komplexe Sachverhalte vereinfacht; aber sich nicht nur auf Menschen mit Lernschwierigkeiten fokussiert, sondern für eine breite Zielgruppe adressiert ist.
5. Vereinfachung
Nach welchen Prinzipien erfolgt die Reduzierung der Inhalte?
Im Prinzip genauso wie die Reduktion der Illustration, bzw. der visuellen Inhalte: Im Rahmen eines iterativen Prozesses. Wenn wir einen komplexen Text haben und zum Beispiel über mehrere Seiten erklärt haben, wie eine Registry oder eine Anmeldeform auf Facebook funktionieren, dann schauen wir mit der Prüfgruppe, bzw. den Nutzen gemeinsam, wo die Filetstücke sind, also die wichtigsten Punkte im Text. Und die werden dann herausgenommen und entsprechend auf ein einfaches Sprachniveau herunterformuliert.
6. Vorteile
Der größte Vorteil liegt darin, dass wir gemeinsam mit den Anwendern ein Produkt entwickelt haben, das auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingeht. Dadurch dass wir die Vorstellungen der Anwender im Gestaltungsprozess berücksichtigt haben, und diese mit ihrem eigenen Input eingebunden wurden, konnten wir gute, niederschwellige Produkte entwickeln, die funktionieren und das Nutzerverhalten im Umgang mit den Leitfäden berücksichtigen. Im Prinzip gilt das für alle Produkte, die wir gemeinsam mit der Bundeszentrale entwickelt haben. Die Nutzer sind von Anfang an mit an Bord, sie können ihre Bedürfnisse formulieren und diese Ideen fließen in unsere Produkte ein, die so immer besonders anwenderzentriert funktionieren.