Im Folgenden ist das eindrucksvolle Beispiel für eine Plausibilitätsprüfung durch die Referenzgruppe dokumentiert. Hier geht es um die Frage als Form der Darstellung der einzelnen Bausteine: Sind illustrierte Charaktere geeignet, die komplizierten Informationen einfach zu vermitteln?
Entwicklung und Einsatz der Charaktere sollte der Verbesserung des Textverständnisses dienen. Darstellung in Form einer Bildergalerie mit Text und Erfahrungsbericht:
Entwicklung verschiedener illustrierter Charaktere: menschenähnlich, farbig/schwarz-weiß, abstrakte Figuren.
Entwicklung verschiedener Darstellungsformen: dialogisch, mehrspaltig, mit Infokasten.
Prüfung durch die Referenzgruppe, Gewichtung der unterschiedlichen Wirkungsgrade der Modelle.
Ergebnis der Prüfung; Verwerfen der Charaktere: Ein äußerst geringer Identifizierungsgrad mit den Figuren führt zu geringem Interesse oder Ablehnung des Inhalts.
Erste Überlegungen im Team
Die PIKSL Arbeitsgruppe ist von der ursprünglichen Idee abgerückt, so genannte illustrierte Charaktere in die Leitfäden aufzunehmen, um entsprechende Sachverhalte zu erklären. Die Arbeitsgruppe kommt nach mehrmaliger Validierung der Charaktere zum Schluss, dass die Einbindung der Illustrationen auf der Tipp/Hinweisebene der Leitfäden nicht zum besseren Verständnis der Informationen beiträgt:
Zum einen sind die Beschreibungen der Tipps/Hinweise so kurz formuliert, dass sie keinen Dialog erfordern, der noch zusätzlich über eine visuelle Ebene erläutert werden müsste. Zum anderen wäre die Einführung von Charakteren auf ca. fünf Kapitel begrenzt, da nur dort Tipps/Hinweise platziert werden müssen.
Ein weiterer Punkt der diskutiert wurde, ist der Grad der Detailgenauigkeit. Dieser geht einher mit der Ausdrucksstäre und damit verbundenen Emotionalisierung der Charaktere. Nimmt der Grad der Verfremdung zu, verlieren die Illustrationen ihre Persönlichkeit und dienen dem Nutzer nicht mehr als Identifikationsfläche. Möglich wäre der Einsatz von Charakteren daher in Form einer Grafik-Novel, die einer Bildergeschichte ähnelt. Diese Idee der Umsetzung könnte bei zukünftigen Projekten in Erwägung gezogen werden.
Fazit: Charaktere transportieren die Inhalte bei den weitaus meisten Menschen nicht. Wer die illustrierten Charaktere unsympathisch findet, interessiert sich auch weniger für den Inhalt.
Das Ergebnis ist eindeutig und zutiefst psychologisch: Nur wenn es zu einer Identifikation zwischen Figur und Lernenden kommt, befördern illustrierte Charaktere den Lernprozess. Ist dies nicht der Fall, lehnen sie die Figur ab – und damit lehnen die Probanden auch den Inhalt ab! Die Arbeit der Referenzgruppe ist hocheffizient und verwirft das Vorurteil, Comicfiguren oder Charaktere würden jeweils die Vermittlung des Inhalts steigern. Folgerung und Lösungsvorschläge:
Die Arbeitsgruppe schlägt vor, die Leitfäden "einfach Internet" evtl. mit Video-Tutorials zu verknüpfen, um komplexere Sachverhalte intuitiver darzustellen. Diese Konzeptidee wird aufgenommen. Interner Link: (Siehe Nr. 10)
Erfolgversprechend sind stattdessen die gemeinsame Erarbeitung des Texts in einfacher Sprache und die Entwicklung einer angemessenen neuen stigmatisierungsarmen Bildsprache. Das Ergebnis ist die Zoomdarstellung mit der Lupenfunktion. Ebenfalls in mehreren Schritten wurde so das endgültige Layout aller "Leitfäden Internet in einfacher Sprache" entwickelt. Interner Link: (Siehe Nr. 11)
Darüber hinaus wird vorgeschlagen, den gegenwärtigen "Making-of-Prozess" der PIKSL Arbeitsgruppe zu dokumentieren, damit bspw. Organisationen, die vor ähnlichen Herausforderungen der UN-BRK im Kontext inklusiver Bildung stehen, von den PIKSL Prozessen und Methoden für ihre eigene Arbeit profitieren können. So entstand die Idee zu dieser Handreichung "Werkstatt einfache Sprache".