Am 21. und 22. September 2015. Der Titel der Tagung war "inklusiv politisch bilden". Mehr als 300 Menschen haben an dem Kongress teil-genommen.
Bei dem Kongress wurde über Politik gesprochen. Es ging darum, wie Menschen etwas über Politik lernen können. Wie sie sich informieren können.
Inklusiv bedeutet: Der Kongress war für alle Menschen. Für Fach-Leute. Für Politiker und Politikerinnen. Für Menschen, die mehr über Politik wissen möchten. Für Menschen mit und ohne Behinderung. Für Menschen, die in ihrem Beruf mit Politik zu tun haben. Für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Sie alle sollten mit-einander ins Gespräch kommen.
Was ist beim Kongress "inklusiv politisch bilden" passiert?
Der 1. Kongress-Tag
2 Tänzerinnen haben den Kongress eröffnet. Sie haben zusammen getanzt. Nele Buchholz und Corinna Mindt von der tanzbar_bremen. Nele Buchholz hat das Down-Syndrom. Corinna Mindt nicht. In ihrem Tanz haben die beiden Frauen gezeigt: Sie arbeiten auf der Bühne trotzdem perfekt zusammen. Ohne Worte. Nur durch Bewegung.
Die Eröffnungs-Rede
Zu Beginn des Kongresses haben 2 Menschen eine Begrüßungs-Rede gehalten. Einer der beiden war Thomas Krüger. Er ist der Präsident der Bundes-Zentrale für politische Bildung (bpb). Er hat die Rede zusammen mit Julia Bertmann gehalten. Sie ist eine Journalistin mit Down-Syndrom. Das heißt: Sie schreibt für eine Zeitschrift. Für die Zeitschrift Ohrenkuss. Die beiden haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen begrüßt. Sie haben gesagt, warum sie den Kongress wichtig finden.
Thomas Krüger hat gesagt: "Alle Menschen sollen sich über Demokratie, Politik und Gesellschaft informieren können. Aber nicht alle Menschen sind gleich. Und nicht alle Menschen können komplizierte Texte gleich gut verstehen." Deshalb findet er es wichtig, gemeinsam darüber zu reden wie alle Menschen sich über Politik und Gesellschaft informieren können.
Auch Julia Bertmann hat in ihrer Rede gesagt, warum sie den Kongress wichtig findet. Sie hat gesagt: "Ich will mehr über Politik erfahren. Ich will wissen: Wie geht Politik mit Bildern – und wie geht Politik mit Sprache? Ich will sagen, dass die Politiker auf die Wünsche von uns Menschen mit Behinderung eingehen sollen. Und ich will wissen, wo Politik gemacht wird und wie Politik gemacht wird. Vielleicht mache ich am Schluss auch Politik."
Aber beim Kongress wurden nicht nur Reden und Vorträge gehalten. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen haben zusammen gearbeitet. Auf unterschiedliche Art.
Die Giraffe und das Grund-Gesetz
Die bpb hat einen Film gemacht. Zusammen mit der Redation Ohrenkuss. Der Film heißt "Die Giraffe und das Grund-Gesetz". Der Film wurde beim Kongress gezeigt.
Am 1. Kongress-Tag gab es kleine Reise-Gruppen. Sie waren in Berlin unterwegs. Sie haben zu Beispiel eine Gedenk-Stätte besucht. Oder mit Politikern und Politikerinnen im Bundes-Tag gesprochen.
In den Reise-Gruppen waren Menschen mit und ohne Behinderung zusammen unter-wegs. Sie haben zusammen an politischen Fragen gearbeitet. Und sie haben sich gegen-seitig kennen-gelernt. Das war ein guter Start für den Kongress.
Von unterwegs haben die Reise-Gruppen ein Souvenir mitgebracht. Also eine Reise-Erinnerung. Zum Beispiel eine Eintritts-Karte. Oder ein Ahorn-Blatt.
Aus den Souvenirs wurde beim Kongress ein Kunst-Werk gemacht. Vom Künstler Peter Kurenbach. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten am Kunst-Werk mit-arbeiten.
Peter Kurenbach sagt über das Kunst-Werk: "Das Kunst-Werk ist über 2 Tage lang gewachsen und wir haben alle Exponate [alle Reise-Erinnerungen] gewert-schätzt: Es ist die Komprimierung [Zusammen-fassung] einer Reise."
Danach haben sich die Reise-Gruppen am Tagungs-Ort wieder-getroffen. Sie haben sich über ihre Erfahrungen ausgetauscht. Und sie haben auf der Bühne darüber gesprochen.
Das Bühnen-Programm wurde von einem Musiker begleitet. Anton Berman hat die Vorträge mit Klängen unter-malt.
Am 2. Tag hat Verena Bentele die Begrüßungs-Rede gehalten. Sie ist die Beauftragte der Bundes-Regierung für die Belange behinderter Menschen. Etwas kürzer kann man dazu auch Bundes-Behinderten-Beauftragte sagen. Verena Bentele ist Ansprech-Partnerin für die Bundes-Regierung. Immer wenn es in der Politik um Menschen mit Behinderung geht.
Verena Bentele hat gesagt: "Ich bin richtig froh, dass die bpb so eine Veranstaltung macht!" Sie findet es wichtig, dass alle Menschen die Chance haben, Teil von Politik zu sein. Dass sie selbst über ihre Wünsche und Bedürfnisse sprechen. Dass man mit ihnen spricht, und nicht über sie. Das passiert noch zu selten.
Verena Bentele hat auch über die UN-Behinderten-Rechts-Konvention gesprochen. Darin steht: Menschen mit Behinderung haben die gleichen Rechte wie Menschen ohne Behinderung. Sie dürfen nicht benachteiligt werden. Auch Menschen mit Behinderung könnten selbst entscheiden, wo sie wohnen wollen. Wie sie leben wollen. In welchem Beruf sie arbeiten. Und für welche Themen sie sich interessieren.
Verena Bentele sagt: "Heute entscheiden dies oft andere Personen und das müssen wir dringend ändern."
Sie sagt: Menschen mit Behinderung brauchen Unterstützung. In manchen Bereichen brauchen sie Assistenz. Aber sie treffen ihre eigenen Entscheidungen. Auch zum Thema Politik.
Verena Bentele sagt: "Menschen mit und ohne Behinderung können selbst politisch aktiv sein, können selbst Politiker sein. Politik zusammen zu gestalten ist eine schöne Aufgabe für die Zukunft."
Die Denk-Werkstätten
Nach der Rede von Frau Bentele konnten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen für 10 verschiedene Denk-Werkstätten entscheiden. Dort haben Fach-Leute Projekte vorgestellt. Oder über verschiedene Themen gesprochen. Zum Beispiel zum Thema Werkstatt-Beiräte und Heim-Beiräte. Oder zum Thema Leichte Sprache in der Politik.
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten 2 verschiedene Denk-Werkstätten besuchen.
Danach haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auf der Bühne über ihre Erfahrungen gesprochen. Darüber, was sie Neues erfahren haben.
Julian Kruse war in der Denk-Werkstatt "Inklusiv bilden mit Ohrenkuss, PIKSL & Co.". Dort hat er gelernt, was QR-Codes sind. Und wie man sie in der politischen Bildung benutzen kann. Er sagt: "Mit meinem Handy kann ich das auch. Mit dem Internet kenne ich mich aus. Ich finde es spannend hier."
Eine Teilnehmerin aus der Denk-Werkstatt 9 zum Thema "Inklusion in Museen, Gedenkstätten und an historischen Orten" erzählt, wie sie sich Ausstellungen in Zukunft vorstellt: "Mein Wunsch ist, dass wir aufhören, Leute in Boxen zu stecken und zu denken: Wer kann was nicht? Sondern denken: Was können wir alle zusammen, was für gemeinsame Interessen gibt es?"
Zum Abschluss des Kongresses gab es eine Diskussion auf der Bühne. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben über das Thema gesprochen: Welche Wünsche haben sie für die Zukunft? Wie kann Politik in Zukunft für alle Menschen funktionieren? Was muss sich verändern?
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Kongresses konnten auf die Bühne kommen. Jeder konnte unterschiedlich lang mit-diskutieren. So konnten alle sagen, was ihnen wichtig ist.
Siny Nedumthuruthil hat gesagt: "Ich wünsche mir, dass es eine Selbstverständlichkeit wird, dass alle Menschen Zugang zu Bildung haben."
Julian Kruse hat gesagt: "Ich interessiere mich sehr für die Politik. Dafür, dass mehr Menschen mit Behinderung einen Job auf dem 1. Arbeits-Markt bekommen. Das finde ich wichtig. Dafür will ich mich einsetzen."
Ein Teilnehmer hat gesagt: "Wir Menschen mit Behinderung wissen, wovon wir sprechen und sind gut in eigener Sache unterwegs. Deswegen muss die Politik Taten folgen lassen und sich endlich mal mit uns beschäftigen!"
Wolfram Hilpert hatte das Schluss-Wort. Er hat den Kongress 1 Jahr lang geplant. Die Moderatorin hat ihn gefragt, wie der Kongress für ihn war. Wolfram Hilpert hat gesagt: "Mir geht es wirklich gut. Wenn man so etwas plant, hat man eigentlich gar nicht im Kopf, wie viel Lebendigkeit am Ende auf so einer Veranstaltung herrscht. Es ist viel blühender als geahnt. Am Ende geht es nun darum zu verarbeiten: Was ist hier eigentlich passiert? Wie wichtig ist es, dass sich Leute hier getroffen und gemeinsam neue Ideen entwickelt haben? Vielleicht ist das Treffen an sich sogar wichtiger, als die Themen selbst, die hier besprochen wurden."
Wolfram Hilpert glaubt, inklusive politische Bildung kann gelingen. Wenn man sich austauscht. Wenn man sich vernetzt. Und wenn alle bereit sind, voneinander zu lernen.
Er hat gesagt: "Es macht Mut, dass auch andere Menschen daran glauben – dann fällt es auch mir leichter, das Ziel der politisch inklusiven Bildung mit meiner Arbeit zu unterstützen."
Von Anne Leichtfuß
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