Zunächst hielt Lena Steenbuck von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas den Teilnehmenden einen kurzen Inputvortrag über ein Konzept für Führungen in Leichter Sprache. Sie stellte heraus, dass vor allem mehr Zeit, kleinere Gruppen und besondere (Rückzugs-) Räume für eine erfolgreiche Führung in Leichter Sprache wichtig seien.
In einer anschließenden Diskussion dazu waren sich die Teilnehmenden einig darin, dass diese Punkte letztendlich aber auch für alle Gruppen, die Museen und Gedenkstätten besuchen, von Bedeutung seien. "Es sollten keine Ausnahmen für Ausnahmegruppen sein", hieß es.
Museen als visuelle Tempel
Ebenfalls diskutiert wurde, dass Führungen in Leichter Sprache nicht nach festen Schemata konzipiert werden sollten, sondern neue Wege gefunden werden müssten, um Barrieren abzubauen. Auch die Selbstbestimmung aller Menschen wurde thematisiert. Die Frage "Wer entscheidet eigentlich, wer wohin (in welche Gedenkstätte oder in welches Museum) gehen darf?" wurde aufgeworfen und besprochen. Dabei stieß die Aussage einer Teilnehmerin "Das Museum soll nicht nur von Experten für Experten sein" auf Zustimmung. Ein Teilnehmer merkte hierzu auch an, dass Museen häufig "visuelle Tempel" seien, in denen nichts berührt werden dürfe. Daraufhin wurde festgehalten, dass museumspädagogische Angebote immer so gestaltet werden sollten, dass verschiedene Zugänge zu den Ausstellungsstücken möglich sind. Allerdings wurde auch eingeworfen, dass "nie alles für alle" zugänglich sein könne.
Mehr Beteiligung an Inhalten von Ausstellungen
In einem kurzen Input von Sandra Meinert vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben in Köln wurde deutlich, dass Behinderungen selbst häufig kein Thema in Museen sind. Sie unterstrich, dass Behinderungen auch aus diesem Grund immer noch nicht als selbstverständlicher Teil unserer Geschichte und Gesellschaft angesehen würden. Behinderung würde häufig mit Leid und Krankheit verbunden und löse deshalb nur negative Assoziationen aus. Da Menschen mit Behinderung selten selbst zu Wort kämen, würden in der übrigen Bevölkerung viele Vorurteile herrschen.
In der sich anschließenden Diskussion dazu wurde angesprochen, dass man zwar schon viel über die verschiedenen Zugänge zu beziehungsweise Barrieren in Museen und Gedenkstätten diskutiere, dass selten jedoch darüber gesprochen werde, was denn überhaupt (in Bezug auf Menschen mit Behinderung) dort gesehen und gelernt wird.
Teilnehmende der Denkwerkstatt plädierten dafür, Menschen mit Behinderung bereits an der Konzeption von Ausstellungen zu beteiligen. So würde auch die Qualität der Museumsangebote an sich verbessert, weil letztlich alle Besucherinnen und Besucher davon profitieren würden, zum Beispiel von Angeboten in Leichter Sprache.
Zugänge für alle schaffen – am besten gemeinsam
Es wurden am Schluss einige konkrete Vorschläge dazu gemacht, wie zum Beispiel die verschiedenen Missstände in der Beteiligung von Menschen mit Behinderung in Gedenkstätten und Museen aufgehoben werden könnten:
durch das Einbauen von 'Stolpersteinen' in Ausstellungen, wie im Haus der Geschichte in Bonn,
durch eine flächendeckende Umsetzung von Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen,
durch das Ausstellen von Bildern und Kunstwerken auf Augenhöhe oder
durch Führungen mit Diskussion und Kritik in Leichter Sprache.
Auch der Spaß solle nicht zu kurz kommen, daher sollten Museen abwechslungsreich gestaltet werden. Wichtig war vielen Teilnehmenden, dass Behinderung zukünftig besser in verschiedenen Kontexten thematisiert wird und hier gemeinsam bestimmt werden sollte, welche Themen wichtig sind. Als Fazit hielt man fest, dass bei dem Besuch einer Gedenkstätte oder eines Museums für jede und jeden etwas Interessantes und Zugängliches dabei sein müsse.
Von Lena Brehm