Was die genau ausmacht und welche Ziele sich das Zentrum gesetzt hat, wurde den Teilnehmenden in zwei Teilgruppen veranschaulicht. Ein Powerpoint-Vortrag und ein Erlebnisparcours zum Testen verschiedener kommunikationsunterstützender Computertechnologien vertieften die Eindrücke.
Barrierefreiheit in der Medienarbeit
Teilhabe an Gesellschaft und Politik im digitalen Zeitalter bedeutet auch, dass jeder Mensch die Chance eines selbstbestimmten und kompetenten Zugangs zu neuen Medien hat. Das Zentrum bietet deshalb Weiterbildungen im Umgang mit digitalen Medien für Menschen mit und ohne Behinderungen an und berät bei der Frage, welche kommunikationsunterstützende Computertechnik den unterschiedlichen Nutzern helfen könnte, einen gelingenden und vor allem eigenständigen Zugang zu digitalen Medien zu finden. Die Datenbank des Zentrums sammelt daher herstellerunabhängig Informationen zu diesen unterstützenden Technologien. Ob Bildschirmlesegeräte für Menschen mit Sehschwierigkeiten oder Mund-, Fuß- und Kopfsteuerungen für Menschen mit Bewegungseinschränkungen: Es gibt viele moderne Möglichkeiten, Barrieren zu überwinden.
Gemeinsame Aufarbeitung – unterschiedliche Perspektiven
Der Besuch im Medienkompetenzzentrum eröffnete den Teilnehmenden, für einige bis dahin auch unbekannte, Informationen zu Möglichkeiten im Umgang mit digitalen Medien. Blogs, Projekte und Initiativen, die sich mit inklusiver Medienarbeit befassen, wurden kurz vorgestellt. Schnell wurde deutlich, dass die angesetzte Zeit für den Besuch im "MeKo Mitte" zu knapp war, um alle Facetten der Arbeit auch nur anreißen zu können.
Die zweite Tageshälfte sollte anschließend Zeit und Raum geben, das Erfahrene gemeinsam aufzuarbeiten. Das große Feld der inklusiven Medienarbeit und die vielfältigen Eindrücke der Reise, wie der Tagesausflug häufig betitelt wurde, boten viel Anlass zur Diskussion. Manche Teilnehmer vermissten eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den Themen kritische Mediennutzung, Datenschutz und Netzsicherheit für Menschen mit Beeinträchtigungen. Menschen mit Leseschwierigkeiten könnten beispielsweise schneller Opfer von potenziellen Risiken des Internets werden, so die Argumentation eines Teilnehmers. Eine Debatte entspann sich darüber, dass es deshalb umso wichtiger sei, allen Menschen, und erst recht Menschen mit Beeinträchtigungen, Werkzeuge für den Umgang mit digitalen Medien an die Hand zu geben. Dabei sei andererseits darauf zu achten, dass die Gefahren der digitalen Welt nicht für Argumentationen genutzt werden dürften, manchen Menschen den Zugang zum Internet weiter zu versperren. Stichworte wie "Empowerment", "Entmündigung" und "Selbstbestimmung" waren in diesem Kontext häufig zu hören.
"Eine inklusive Gesellschaft bedeutet eine neue Wertegesellschaft"
In der Gruppe wurde auch allgemeiner und grundsätzlicher über Inklusion und Gesellschaft gesprochen. Es wurde zum Beispiel diskutiert, ob der Begriff "Barrierefreiheit" zu häufig nur auf die Gestaltung der baulichen Umgebung reduziert werde. Selbst bei einer umfassenderen Auslegung des Begriffs verliere er jedoch nicht seinen eher technischen Charakter. Darin waren sich die Diskutanten einig: Barrierefreiheit ist nicht dasselbe wie Inklusion. "Inklusion ist eine Haltung", sagte eine Teilnehmerin, und der Sitznachbar ergänzte: "Eine inklusive Gesellschaft bedeutet eine neue Wertegesellschaft."
Von Julia Schulz