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Wege durch die Geschichte – Hindernisse? | bpb.de

Wege durch die Geschichte – Hindernisse? Deutsch, historisch, inklusiv?

/ 3 Minuten zu lesen

Das Deutsche Historische Museum in Berlin dokumentiert die Geschichte Deutschlands seit dem Mittelalter, das Jüdische Museum widmet sich hingegen speziell der Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland. Welche inklusiven Angebote die Museen bereithalten und wie diese noch verbessert werden könnten, durften einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reise-Gruppe "Wege durch die Geschichte – Hindernisse?" selbst austesten.

Wege durch die Geschichte – Hindernisse? (© Swen Rudolph/bpb)

"Ist das die Titanic?" Die Gruppe scharte sich um die Bleistiftzeichnung eines Schiffs, drei Schornsteine ragten darauf vom Deck aus in den Himmel, darunter ein riesiger Schiffsaufbau. Es war nicht die Titanic, sondern eine Zeichnung der "Imperator", die bis 1914 als größtes Schiff der Welt galt. Nicht nur sie konnten die Teilnehmer in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums bewundern, auch eines der ersten Autos der Marke Maurer-Union – die Verwandtschaft zur Pferdekutsche ist nicht zu übersehen – sowie Trachten, Uniformen und prunkvolle Gemälde aus der deutschen Geschichte.

"Alltag Einheit": Vorreiter in Sachen Inklusivität?

Spannender als das Betrachten von Bildern fanden viele aus der Gruppe die Möglichkeit, das Museum selbst zu erkunden. Die Museumsführerin verteilte verschiedene Objekte, darunter ein Holzengel, eine Eieruhr aus Plastik oder ein Radiergummi – und die Teilnehmenden waren aufgefordert, die Exponate selbständig unter die Lupe zu nehmen und erst einmal ihren eigenen Assoziationen zu folgen, bevor gemeinsam darüber gesprochen wurde.

Während Inklusivität in der Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums hauptsächlich durch die geschulte Museumspädagogin gewährleistet wurde, verdiente sich die Sonderausstellung "Alltag Einheit" den Beinahmen "barrierefreie und inklusive Ausstellung". Ein am Boden installiertes Blindenleitsystem führte Besucherinnen und Besucher mit Sehbehinderungen durch die Ausstellung, ebenso standen Audioguides zur Verfügung, die die Ausstellungsstücke erklärten. Texttafeln, die in Braille-Schrift, Leichter Sprache und Gebärdensprache übersetzt waren, ermöglichten es allen, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

Barrierefrei durch die jüdische Geschichte

Reise-Gruppe 2 (© Swen Rudolph/bpb)

Auch die Teilnehmenden, die das Jüdische Museum in Berlin besuchten, berichteten begeistert von ihren Erfahrungen. Zusammen mit einer Museumspädagogin erkundeten sie einen kleinen Abschnitt des Museums, das die Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland zeigt, und erfuhren so zum Beispiel, was ein Granatapfel mit dem jüdischen Neujahrsfest zu tun hat. Auch die für alle erlebbare Architektur des Libeskind-Baus mit vielen Schrägen und den drei unterschiedlich gestalteten Hauptachsen beeindruckte viele: die Achsen sollen die sogenannten drei Wirklichkeiten der Geschichte der jüdischen Deutschen – die Kontinuität, die Emigration und den Holocaust – darstellen. Erfreut hatte die Besuchergruppe laut ihrer Berichte, dass nahezu das ganze Museum für Rollstuhlfahrer barrierefrei gestaltet war.

Wünsch dir was: Vorschläge zur besseren Inklusion im Museum

Das Feedback der anschließenden Arbeitsgruppe am Nachmittag verdeutlichte noch einmal, wie gut den Teilnehmenden die Ausstellungen in beiden Museen gefallen hatten: Alle nutzten die Möglichkeit, sich über das auszutauschen, was Ihnen an den Besuchen besonders gut oder eher weniger gefallen hatte, fast alle betonten während einer Auswertung, dass sie gerne noch viel mehr Zeit in den Museen verbracht hätten.

An der Dauerausstellung des Deutschen historischen Museums wurde häufiger kritisiert, dass sie für Sehbehinderte nicht besonders gut zugänglich sei, ein Blindenleitsystem fehlt bislang. Audioguides waren während des Besuchs zwar vorhanden, jedoch merkte ein sehbehinderter Teilnehmer an, dass ihre Bedienung verbessert werden könnte. Das Museum bietet zwar Führungen durch die Dauerausstellung speziell für Menschen mit Sehbehinderungen an, eine Erkundung außerhalb dieser Führungen gestaltet sich jedoch als schwierig.

Die abschließend formulierten Wünsche für den nächsten Museumsbesuch, die die Teilnehmenden auf bunten Karten notierten, reflektieren die Ergebnisse aus der Diskussionsrunde: "Alle Sinne ansprechen – mehr Balance" stand darauf, außerdem "Alle Museen überprüfen, ob sie in Leichter Sprache Angebote gestalten können" sowie "Führung für jeden nach seinem Bedarf" und "Mehr Zeit, um auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen".
Eine Teilnehmerin resümierte für sich selbst: "Ich wünsche mir, dass mehr Leute mit Behinderung ins Museum gehen!". Die Gruppe hofft nun gemeinsam darauf, dass die Museen die Bedingungen dafür verbessern, denn das Interesse und der Bedarf an inklusiven Ausstellungen – das zeigte der Tag deutlich – ist vorhanden.

Von Carlotta Brüning

Fussnoten