Zwei Tage lang wurde besichtigt, diskutiert und geträumt – und zum Abschluss des bpb-Kongresses "inklusiv politisch bilden" stand vor allem eine Forderung der Teilnehmenden im Raum: Solch ein Zusammentreffen war längst überfällig und sollte nicht zum ersten und letzten Mal stattgefunden haben.
Nachdem alle Gruppen ihre Ergebnisse aus den Interner Link: zehn verschiedenen Denkwerkstätten vom Vor- und Nachmittag präsentiert hatten – mit selbstgebastelten "Informationswürfeln", kurzen Schauspielstücken oder Plakaten – lud Moderatorin Katja de Bragança den Künstler Peter Kuchenbach auf die Bühne ein. Er hatte den Kongress im Hintergrund begleitet und Souvenirs der verschiedenen Reise-Gruppen vom ersten Veranstaltungstag gesammelt. Denn jede Gruppe war beauftragt worden, von ihrem Ausflug ein Andenken mitzubringen. Ob Steine oder ein Amulett mit darauf abgebildeter Weltkarte: Es wurde eine eindrucksvolle Sammlung. "Das Kunstwerk ist über zwei Tage lang gewachsen und wir haben alle Exponate gewertschätzt: Es ist die Komprimierung einer Reise", sagte Peter Kuchenbach dazu.
Auf die Frage, was er als Künstler sich selbst für die zukünftige Reise der Inklusion wünsche, antwortete er: "Ich würde mir wünschen, dass Menschen mit Behinderung einen richtigen Zugang zu Kunstakademien bekommen." Es gebe viele, die auf diesem Gebiet hart arbeiten und dann keine Chancen auf dem Kunstmarkt haben würden. Dieser müsse endlich zusammenwachsen, momentan gebe es noch einen Markt für Menschen mit und einen Markt für Menschen ohne Behinderung."
Meinungen und Wünsche der Teilnehmenden
Anschließend fragte Katja de Bragança in einer Podiumsrunde verschiedene Teilnehmende des Kongresses nach ihren Wünschen und Erkenntnissen aus den Denkwerkstätten. So berichtete eine Teilnehmerin aus der Interner Link: Denkwerkstatt 9 zum Thema Museen und Gedenkstätten, wie sie sich Ausstellungen in Zukunft vorstelle: "Mein Wunsch ist, dass wir aufhören, Leute in Boxen zu stecken und zu denken: Wer kann was nicht? Sondern denken: Was können wir alle zusammen, was für gemeinsame Interessen gibt es?" Elisabeth Herrmanns aus Düsseldorf berichtete, dass ihr am Nachmittag ein paar neue Ideen gekommen seien: Erstens mehr verständliche Sprache, zweitens wolle sie den Menschen helfen, die in der Politik sitzen und drittens sollten Menschen in Rollstühlen in Lokalen eine Rampe und Behinderten-WCs bekommen, fasste sie prägnant zusammen. Eine andere Teilnehmerin wünschte sich: "Eigentlich sollte es kein Thema mehr sein, dass wir Leichte Sprache sprechen und alle Menschen Zugang zu Politik und gesellschaftlichen Themen haben."
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Julia Bertmann vom Ohrenkuss Magazin, die den Kongress bereits mit bpb-Präsident Thomas Krüger eröffnet hatte, sagte: "Politik gefällt mir sehr gut, vieles ist auch in Leichter Sprache. Aber andererseits würden mir die Menschen, wenn ich selbst in der Politik wäre, besser zuhören, das fände ich toll." Ihre erste Handlung als Politikerin wäre, dass möglichst vieles in Leichter Sprache erklärt würde. Teilnehmer Julian Kruse stimmte hier ein: "Politik interessiert mich ganz doll. Ich hoffe, dass Menschen mit Behinderung auch auf dem ersten Arbeitsmarkt Stellen finden. Dafür würde ich mich gerne einsetzen."
Ein weiterer Teilnehmer sagte: "Ich habe nur eine Anmerkung: Dass wir über sichtbare und unsichtbare Behinderung auch in Zukunft sprechen sollten. Das Bundeskompetenzzentrum hat eine Leitlinie für Inklusion erarbeitet, die ist sehr gut. Und ich würde auch unterstützen: Wir Menschen mit Behinderung wissen, wovon wir sprechen und sind gut in eigener Sache unterwegs. Deswegen muss die Politik Taten folgen lassen und sich endlich mal mit uns beschäftigen!"
Auf Austausch kommt es an
Das Schlusswort überließ Katja de Bragança dann Wolfram Hilpert, der den Kongress als Referent der bpb federführend organisiert hatte. Er antwortete auf ihre Frage, wie es ihm nun nach dem Kongress gehe: "Mir geht es wirklich gut. Wenn man so etwas plant, hat man eigentlich gar nicht im Kopf, wie viel Lebendigkeit am Ende auf so einer Veranstaltung herrscht. Es ist viel blühender als geahnt. Am Ende geht es nun darum zu verarbeiten: Was ist hier eigentlich passiert? Wie wichtig ist es, dass sich Leute hier getroffen und gemeinsam neue Ideen entwickelt haben? Vielleicht ist das Treffen an sich sogar wichtiger, als die Themen selbst, die hier besprochen wurden." Wolfram Hilpert fasste abschließend zusammen, dass es darauf ankomme, sich auszutauschen, zu vernetzen und voneinander zu lernen, dann könne das gemeinsame Ziel politisch inklusiv zu bilden auch erreicht werden. Auch wenn nicht alles umgesetzt werden könne, kann man immer Ideen sammeln und manche auch umsetzen. "Es macht Mut, dass auch andere Menschen daran glauben – dann fällt es auch mir leichter, das Ziel der politisch inklusiven Bildung mit meiner Arbeit zu unterstützen."
Imke Emmerich
Imke Emmerich ist Journalistin und Redakteurin in Berlin und arbeitet in verschiedenen Projekten der politischen Bildung. Bis 2014 war sie Referentin für das Jugendmagazin Externer Link: fluter im Fachbereich Multimedia der Bundeszentrale für politische Bildung, zuvor absolvierte sie dort ihr Volontariat. An der Universität Hamburg schloss sie ihren Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften ab.
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