"Lösungsansätze kommen oft von den Betroffenen selbst" | bpb.de
"Lösungsansätze kommen oft von den Betroffenen selbst"
Rede Verena Bentele
Imke Emmerich
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Der zweite Tag des Kongresses "inklusiv politisch bilden" startete am 22. September mit einer Rede von Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. In ihrem Vortrag ging sie darauf ein, dass Behinderte unbedingt gleichberechtigt in politischen und gesellschaftlichen Fragen beteiligt werden sollten und man darauf mit geeinten Kräften hinarbeiten müsse.
"Ich bin richtig froh, dass die bpb so eine Veranstaltung macht!", sagte Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, zum Auftakt des zweiten Veranstaltungstages. Denn politische Teilhabe sei für Menschen mit Behinderung ein wichtiges Thema. Jeder solle sich einbringen können und jeder wisse doch selbst am besten, welche Bedürfnisse sie oder er habe.
Nicht über den Kopf hinweg entscheiden
Als Beauftragte der Bundesregierung, die ihr Büro im Berliner Ministerium für Arbeit und Soziales hat, ist Verena Bentele für ganz verschiedene Bereiche zuständig: Sie begleitet aktiv politische Planungen und die Gesetzgebung und wirkt bei neuen Vorhaben auf die Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen hin. Zusammengefasst setzt sie sich im politischen, öffentlichen und kulturellen Bereich für die Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft ein. Sie selbst ist von Geburt an blind und war lange Zeit als Spitzensportlerin aktiv, als Biathletin gewann sie zum Beispiel insgesamt zwölf Medaillen bei den Paralympics.
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In ihrer Rede ging sie auf die Externer Link: UN-Behindertenrechtskonvention ein, die Deutschland im März 2007 unterzeichnete. Diese besagt, dass Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen die gleichen Rechte haben sollen wie Menschen ohne Behinderung, es also keine Diskriminierung geben darf. Auch Menschen mit Behinderung könnten selbst entscheiden, wo sie wohnen, leben, arbeiten und wie sie sich engagieren wollen, erläuterte Verena Bentele. "Heute entscheiden dies oft andere Personen und das müssen wir dringend ändern." Man müsse Behinderten Unterstützung anbieten bei Entscheidungen, aber man solle ihnen Entscheidungen nicht abnehmen. "Menschen mit und ohne Behinderung können selbst politisch aktiv sein, können selbst Politiker sein", sagte sie.
Momentan sei das noch nicht sehr oft der Fall: Von circa 11 Millionen Menschen mit Behinderung in Deutschland seien in Bundes-, Landes oder Stadtparlamenten nur wenige vertreten. "Die Politik muss besprechen wie und wo sich Dinge ändern sollen. Und dafür sollten vor allem die Betroffenen selbst mit ihren Erfahrungen einbezogen werden. Denn Kreativität, Einfallsreichtum und Lösungsansätze kommen oft von den Betroffenen selbst", betonte Verena Bentele.
In einem Gespräch mit Julia Bertmann vom Externer Link: Magazin Ohrenkuss, das sich ihrer Rede anschloss, hob Verena Bentele auch die wichtige Arbeit der Assistenten hervor, die Menschen mit Behinderung darin unterstützen, an die Orte politischen Geschehens zu kommen. Sie gab ihrem Publikum hier einen Einblick in ihren eigenen Alltag, in dem sie Unterstützung von zwei Assistentinnen erhält. Die Assistentinnen führen sie in die richtigen Räume und erzählen ihr, was um sie herum passiert, lesen ihr wichtige Texte vor, die es nicht in Blindenschrift gibt. Mit der richtigen Unterstützung könnten Menschen mit Behinderung also befähigt werden, eigene Vorhaben umzusetzen, zum Beispiel mit Kursen, in denen sie lernen, wie politische Teilhabe in der Praxis funktioniert – Stichwort Empowerment. "Menschen mit Behinderung haben Ressourcen, die man dringen nutzen sollte", unterstrich Verena Bentele. Und: "Politik zusammen zu gestalten ist eine schöne Aufgabe für die Zukunft."
Imke Emmerich ist Journalistin und Redakteurin in Berlin und arbeitet in verschiedenen Projekten der politischen Bildung. Bis 2014 war sie Referentin für das Jugendmagazin Externer Link: fluter im Fachbereich Multimedia der Bundeszentrale für politische Bildung, zuvor absolvierte sie dort ihr Volontariat. An der Universität Hamburg schloss sie ihren Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften ab.
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