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konterBUNT | Games zur politischen Bildung | bpb.de

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konterBUNT

Anne-Lena Kramer

/ 5 Minuten zu lesen

Wie können wir Stammtischparolen im Alltag souverän begegnen? KonterBUNT gibt Impulse zur Gegenrede: Die Spielenden lernen Strategien für den Umgang mit Vorurteilen in Gesprächssituationen kennen.

Ziel des Spiels ist es, diskriminierenden Äußerungen angemessen entgegenzutreten. (© konterBUNT / LpB LSA & NLpB / eigene Screenshots, Collage)

Zusammenfassung

KonterBUNT kann den Blick für geeignete Konter gegen Stammtischparolen schärfen und Grundbegriffe verschiedener Diskriminierungsformen erklären. Das kompakte Minispiel bietet einen Ausgangspunkt, um Gegenrede mit Jugendlichen und Erwachsenen zu thematisieren. Mithilfe des Informationsmaterials in der App können Hintergründe ausführlich nachgelesen werden.

Ob auf dem Spielplatz, im Supermarkt oder auf der Familienfeier: Leider gehören diskriminierende Stammtischparolen zum Alltag. Im Minispiel lernen wir Reaktionsstrategien kennen. (© konterBUNT / LpB LSA & NLpB / Pressematerial)

Die konterBUNT-App ist ein spielerischer Einstieg in das Einschreiten gegen Stammtischparolen. Sie wurde in Kooperation der Landeszentralen für politische Bildung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt entwickelt und 2019 veröffentlicht. Die Inhalte zu Diskriminierungsformen und Gegenrede wurden von zivilgesellschaftlichen Organisationen mitgestaltet und beschäftigen sich unter anderem mit Rassismus, Klassismus, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung und Antiziganismus.

Zu Anfang erstellen wir unseren Avatar und erhalten eine kurze Einführung in das Minispiel. In mehreren Interaktionen arbeiten wir uns durch eine kleine Stadt bis wir uns dem Endgegner der Stammtischparolen stellen müssen: der Familienfeier. Die Herausforderungen begegnen uns an alltäglichen Orten: im Supermarkt, auf dem Spielplatz und in der Disko.

Wir treffen auf Personen, die vereinfachte diskriminierende Aussagen machen - klassische Stammtischparolen. Im Gespräch müssen wir innerhalb von 60 Sekunden reagieren: Lassen wir die Aussage so stehen? Werden wir ausfallend oder wettern wir zurück? Oder schaffen wir es, ein Gegenargument und eine Kommunikationsstrategie so zu kombinieren, dass unser Gegenüber die Ruhe bewahrt? Wählen wir eine der vorgeschlagenen Entgegnungen auf die Parole aus, bekommen wir mithilfe von roten (wütenden) oder grünen (glücklichen) Emojis zurückgemeldet, wie der Satz bei der anderen Person ankommt. Vergreifen wir uns im Ton, rutscht die Stimmungsanzeige unseres Gesprächspartners in den roten Bereich. Die nächste Aussage wird geschrien oder wir werden (mit zensierten Schimpfwörtern) beleidigt. Jetzt gilt es, schnell zu deeskalieren und das Gespräch aufrecht zu erhalten.

Bei konterBUNT werden wir mit diskriminierenden Kommentaren gegen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen konfrontiert (z.B. Sexismus, Trans- und Homophobie, Antisemitismus). Schnell muss der beste Konter ausgewählt werden. (© konterBUNT / LpB LSA & NLpB / eigener Screenshot)

Wenn eine Konfrontation beendet ist, bekommen wir Feedback zu jeder Aussage. Haben wir alle vier Aussagen gut oder sehr gut pariert, können wir am nächsten Ort die nächste Person treffen. Wenn es nicht geklappt hat, müssen wir das Gespräch nochmal durchspielen. Auf Grundlage der Rückmeldung können wir jetzt leichter die passende Strategie wählen.

Spielverlauf und Spieldauer

Am Ende unseres "Trainings" haben wir alle Orte gemeistert und treffen auf der Familienfeier auf die unterschiedlichsten diskriminierenden Aussagen. Diese müssen unter zusätzlichem Zeitdruck in jeweils 50 Sekunden beantwortet werden.

Haben wir die Familienfeier geschafft, können wir zu den unterschiedlichen Orten in der Stadt zurückkehren und gezielt Reaktionen auf bestimmte Stammtischparolen üben. Für jede der acht Diskriminierungsformen (Ablehnung von Geflüchteten, Antisemitismus, Antiziganismus, Diskriminierung von Menschen mit Behinderung, Klassismus, Sexismus, Rassismus, Transfeindlichkeit und Homophobie) werden uns dann Parolen präsentiert und wir sammeln mithilfe unserer Gegenrede zusätzliche Sterne ein.

Die erste "Trainings"-Runde der konterBUNT-App kann innerhalb von 15-30 Minuten abgeschlossen werden. Danach alle Stammtischparolen nach Kategorien erneut durchzuspielen dauert etwas länger. Für Reaktionen haben wir hier zwar nur noch 40 Sekunden Zeit, es begegnen uns aber unter anderem bereits bekannte Aussagen und wir üben die Reaktionen erneut ein. Dieser konterBUNT-Modus lässt sich ebenfalls in unter einer Stunde bewältigen. Die Spieldauer wird jedoch stark davon beeinflusst, wie schnell die teils komplexen Aussagen gelesen und verstanden werden und wie sehr wir uns von der tickenden Stoppuhr unter Druck setzen lassen. Außerdem werden uns zwischen den Interaktionen immer wieder Zusatzinformationen in Form von Erklärungen angeboten, die mehrere Absätze lang sind. Lesen wir alle Erklärungen und schlagen die neuen Parolen im Parolenverzeichnis bzw. die Strategien im Strategie-Guide nach, sind wir deutlich länger in der App unterwegs.

Alle Parolen und ihre Hintergründe lassen sich im Verzeichnis nochmal sortiert nachlesen. Die App orientiert sich dabei am Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. (© konterBUNT / LpB LSA & NLpB / eigener Screenshot)

Umfangreiche Informationen zum Nachlesen

Das Parolenverzeichnis erklärt uns die unterschiedlichen Vorurteile gegen gesellschaftliche Gruppen, benennt sie und erläutert, wie die Vorurteile sich im Alltag zeigen können. Es schlüsselt auf, welche Vorstellungen hinter den Parolen stecken, warum diese diskriminierend sind und was stattdessen der Realität entspricht.

Der Strategie-Guide gibt uns Anleitungen zur Gegenrede und zum "Einschreiten für Demokratie". Die Techniken sollen uns helfen, in Konfrontationen mit vergleichbaren Aussagen auch im echten Leben eine Antwort zu finden.

Es geht in der App nicht um die direkte Überzeugung des Gegenübers, schon gar nicht von radikalisierten Personen oder in Situationen, in denen wir uns in Gefahr begeben. Stattdessen möchte konterBUNT dazu ermutigen, zu reagieren, wenn Stammtischparolen fallen. Dabei soll transportiert werden, dass die Parolen nicht der Mehrheitsmeinung entsprechen, um Umstehende nicht in diskriminierenden Ansichten zu bestärken oder Zweifelnden eine demokratische Gegenposition anzubieten.

Zusätzliche Informationen über das zugrundeliegende Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, auf dem die Parolenkategorien basieren, und zu den wissenschaftlichen Hintergründen von Kontern und Strategien finden sich auf der konterBUNT-Website. Diese wird auch an mehreren Stellen in der App verlinkt. Abgesehen davon können das Minispiel und die Übersichten komplett offline genutzt werden, wenn das Spiel einmal installiert wurde. Alternativ kann konterBUNT auch vollständig auf der Website online genutzt werden, sollten keine Mobilgeräte zur Verfügung stehen.

KurzinfoskonterBUNT

  • Genre: Simulation

  • Herausgeber: Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt, Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung

  • Plattform: iOS, Android, Browser

  • Erscheinungsdatum: 11.06.2019

  • USK: nicht geprüft

  • bpb-Empfehlung: ab 14 Jahren

Pädagogische Einschätzung

KonterBUNT kann das Selbstbewusstsein stärken, um in der Konfrontation mit diskriminierenden Stammtischparolen selbstbewusst zu kontern. Unter Zeitdruck schlagfertig zu antworten, kann in der App eingeübt werden. Die vereinfachten Szenarien bleiben jedoch beispielhaft und können nur mit zusätzlicher Einordnung (durch das Informationsmaterial in der App und darüber hinaus) zu einem reflektierten und sicheren "Einschreiten für die Demokratie" führen.

Mithilfe von Argumentationstechniken lässt sich das Gelernte aus der App im Idealfall auch im Alltag anwenden. Im Guide und auf der konterBUNT-Website gibt es ausführliche Informationstexte dazu. (© konterBUNT / LpB LSA & NLpB / eigener Screenshot)

Die teils hochgestochene Sprache ist sehr erwachsen und teils wissenschaftlich, vor allem in den erklärenden Artikeln und Verzeichnissen. Diese muss für Jugendliche und Erwachsene ohne entsprechendes Vorwissen ggf. pädagogisch aufgearbeitet werden.

Die Erklärungen und Anleitungen in der App sind sehr ausführlich und äußern sich einfühlsam den Nutzenden gegenüber. Dazu gehört neben einer Triggerwarnung für die beleidigenden Aussagen, die in den Interaktionen vorkommen, auch immer wieder Ermutigung und Verständnis dafür, dass Einschreiten in realen Situationen schwierig ist.

Altersempfehlung

Als mobiles Spiel wurde konterBUNT nicht von der USK bewertet. Die App kann mit der zitierten diskriminierenden Sprache und komplexen Fachbegriffen (z.B. Namen der Diskriminierungsformen) jüngere Kinder überwältigen. Das Spielprinzip ist außerdem wenig abwechslungsreich beziehungsweise ziemlich simpel und es ist nötig, die ausführlichen Erklärungstexte aufmerksam zu lesen. KonterBUNT ist deshalb im pädagogischen Kontext erst mit Jugendlichen ab 14 Jahren bzw. Erwachsenen sinnvoll einsetzbar. Auch wenn theoretisch kein Vorwissen für den Einstieg benötigt wird, sollte doch reflektiert mit den dargestellten Parolen und Kontern umgegangen werden können.

Anwendung im pädagogischen Kontext

KonterBUNT ist ein ausgemachtes Lernspiel, das die Inhalte zwar hübsch verpackt, aber doch viel Mitlesen erfordert und wenig abwechslungsreiche Spielmechaniken anbietet. Zum Einsatz in höheren Schulklassen, der außerschulischen Jugendarbeit oder im beruflichen Kontext kann die App einen Impuls für Diskussionen über Stammtischparolen geben. Um die erste Trainingsrunde schneller durchzuspielen, können die ausführlichen Erklärungen in den Einstellungen deaktiviert und stattdessen von der Lehrperson aufbereitet werden. Alternativ kann auch der Timer ausgestellt werden, der schnelle Reaktionen fordert, um gemeinsam in der Gruppe über die richtige Antwort zu diskutieren.

Die App ersetzt kein Argumentationstraining, kann aber Begriffe erklären und Anregungen geben, wie Gegenrede funktioniert. Grundsätzlich wird vermittelt: nicht eskalieren, nicht in Gefahr begeben und nicht belehren. Durch das Minispiel kann die Angst vor der Suche nach einem perfekten Konter genommen und Selbstbewusstsein fürs Einschreiten gestärkt werden. Die App ist in ihren Rückmeldungen auch mit guten statt sehr guten Antworten zufrieden und vermittelt immer wieder: Effekte werden erzielt, wenn überhaupt eine Reaktion auf diskriminierende Parolen kommt.

Für den Einsatz im Unterricht steht Externer Link: Unterrichtsmaterial für die Klassenstufen 8 und höher zum Download bereit.

Fussnoten

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