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Augen auf! | Games zur politischen Bildung | bpb.de

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Augen auf! Rezension

Alexander Zart

/ 5 Minuten zu lesen

Fake News, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus sind Themen, die in der medialen Welt heutzutage eine große Rolle spielen. "Augen auf!" will junge Menschen über diese Themen zielgruppengerecht aufklären und sensibilisieren.

"Constable Truth" versucht mit reißerisch aufbereiteten Falschinformationen Follower für seine rechtsextreme Mission zu gewinnen. (© Augen auf! / Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit)

Zusammenfassung

"Augen auf!" bildet eine gelungene Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler spielerisch mit schwierigen und sensiblen Themen wie Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Fake News in Kontakt zu bringen. Anwendungen wie dieses Spiel können an den Schulen wertvolle Impulse für die demokratische Bildung geben. "Augen auf!" empfehlen wir Klassen ab dem 6. Schulbesuchsjahr bis hin zur gymnasialen Oberstufe, da hier die Voraussetzungen für das Verständnis der entsprechenden Themen bereits vorhanden ist und viele Schülerinnen und Schüler dieser Altersstufen auch bereits im Internet damit in Kontakt gekommen sind.

In den letzten Jahren hat die Bedeutung digitaler Kommunikation stetig zugenommen. Ob Tiktok, Instagram, Snapchat oder Twitch – der Austausch von Bild, Video, Ton und Text findet heutzutage in der Regel online statt. Bei dieser rasanten Entwicklung steht es außer Frage, dass neben den zahlreichen Vorteilen auch viele Gefahren in der frei zugänglichen Onlinewelt lauern. Radikale und extremistische Gruppen nutzen das Internet, um ihre Ideologien zu verbreiten und Propaganda zu veröffentlichen. Die Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit hat mit "Augen auf!" ein Aufklärungsspiel für die deutschen Klassenzimmer zur Verfügung gestellt, mithilfe dessen Jugendliche für Fake News und Extremismus im Internet sensibilisiert werden sollen.

Constable Truth will mit vorgetäuschten Umweltbeschmutzungen Hass und Fremdenfeindlichkeit säen. Dabei erhält er tatkräftige Unterstützung von Proudgirl und Thor, während sich Frida und Neo schnell gegen die Propaganda von Constable Truth aussprechen. (© Augen auf! / Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit / eigener Screenshot)

Spielverlauf

"Ich bin Constable Truth – Für Wahrheit, Fairness und eine bessere Welt!" Mit diesen Worten begrüßt der Protagonist Constable Truth in "Augen auf!" seine Follower. Der junge charismatische Mann, der auf der fiktiven Internet-Plattform "The Social" Streams und Videos hochlädt, macht zunächst einen engagierten Eindruck, echauffiert sich über Umweltkriminalität und strahlt Glaubwürdigkeit aus.

Doch schnell beginnt dieses Bild von Constable Truth Risse zu bekommen. In einer Umfrage, die Truth früh im Spiel an die Spielgruppe richtet, verstecken sich bereits fremdenfeindliche und homophobe Inhalte.

Für die Einteilung der Schülerinnen und Schüler in Gruppen startet Constable Truth im Spiel eine Umfrage. Diese zeigt bereits fremdenfeindliche und homophobe Inhalte und wirkt sehr propagandistisch. (© Augen auf! / Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit / eigener Screenshot)

Nach der Umfrage durch Constable Truth werden die Spielenden in mehrere Gruppen eingeteilt, die jeweils von einem der Hauptfollower (Proudgirl, Neo, Thor, Frida) von Constable Truth geleitet werden. Die Gruppen der Follower Proudgirl und Thor sind sehr positiv gegenüber Constable Truth und seinen Ideen eingestellt, wohingegen die Gruppen von Frida und Neo sehr schnell skeptisch gegenüber Truths Anschauungen und Ideologien sind, sodass sie später sogar versuchen, die Machenschaften von Constable Truth zu sabotieren und ihn als Lügner zu entlarven. Im weiteren Spielverlauf stellt sich nämlich heraus, dass Truth für die von ihm verurteilte Umweltkriminalität selbst verantwortlich ist. Mit seiner Inszenierung verfolgt er das Ziel, Follower zu gewinnen und Hass gegen Minderheiten zu säen, denen er diese fingierten Verbrechen anhängen möchte.

Constable Truths Hass gegen Andersdenkende spitzt sich soweit zu, dass Followerin Frida von Truth und seinen Helfern Proudgirl und Thor besucht wird. Rufen die Schülerinnen und Schüler nicht die Polizei, endet der Besuch in Handgreiflichkeiten. (© Augen auf! / Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit / eigener Screenshot)

Schnell spitzt sich die Situation zu und die Gruppen von Proudgirl und Thor können Frida und Neo als Verräter enttarnen, was dazu führt, dass diese von Constable Truth aufgesucht werden. Entscheidet sich die Followerschaft von Proudgirl und Thor in dieser Situation gegen das Rufen der Polizei, enden diese "Besuche" darin, dass Frida und Neo von Truth und seinen Helfern zusammengeschlagen werden. Am Ende des Spiels entscheiden dann die Aktionen der Spielenden, ob Truth und seine Gefolgschaft mit ihrer Propaganda weitermachen können, von der Polizei verhaftet werden oder von der Onlineplattform "The Social" gesperrt werden.

Nach dem Durchlauf des Spiels können wir anhand des Entscheidungsbaumes zurückspulen und unsere Entscheidungen ändern. Dadurch erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie sie einen anderen Einfluss auf den Spielverlauf hätten nehmen können. (© Augen auf! / Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit / eigener Screenshot)

KurzinfosAugen auf!

  • Genre: Adventure

  • Herausgeber: Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit

  • Plattform: PC, Mac

  • Erscheinungsdatum: Februar 2022

  • USK: nicht geprüft

  • bpb-Empfehlung: ab 12 Jahren

Pädagogische Einschätzung

Handreichung und Begleitmaterial

Für Lehrkräfte ist "Augen auf!" eine sehr gute Möglichkeit, im Unterricht die Themen "Extremismus", "Fremdenfeindlichkeit", "Hass gegen Andersdenkende" und "Verschwörungstheorien" im Social-Media-Kontext aufzugreifen. Dadurch kann das Game in allen Jahrgängen, in denen diese Themen eine Rolle spielen, eingesetzt werden.

Die Lehrkräfte werden dabei durch eine 44-seitige Handreichung unterstützt, welche neben pädagogischen Überlegungen und konkreten Einbettungsmöglichkeiten des Spiels in verschiedene Unterrichtseinheiten auch eine komplette Spielanleitung enthält. Darüber hinaus werden in der Handreichung Fragen aufgelistet, die Lehrkräfte nach dem Spiel an die Klasse richten können, um sowohl den Lernfaktor zu ergründen ("Zu welchem Zeitpunkt war euch klar, dass es sich um einen rechtsextremen Influencer handelt?"), als auch den emotionalen Aspekt abzufragen ("Hattest du Skrupel den Anweisungen zu folgen?"). Im Anschluss daran eröffnet die Handreichung auch die Diskussion über Lösungsansätze, wie solchen Problemen und Gefahren im Internet aus dem Weg gegangen werden kann oder wie man sogar aktiv gegen sie vorgehen kann ("Was macht ihr, wenn ihr im Netz auf extremistische Inhalte trefft?"). Insgesamt liefert die Handreichung somit einen tiefgründigen, methodisch-didaktisch durchdachten Unterbau, um darauf das Spiel "Augen auf!" im Unterricht aufzubauen und die Sensibilisierung der darin enthaltenen Themen anzubahnen und zu vertiefen.

Neben der Handreichung erhalten die Lehrkräfte auch die einzelnen "Gruppenbriefe". Diese Arbeitsblätter sind Briefings, die sich die Schülerinnen und Schüler im Verlauf des Spiels zu bestimmten Zeitpunkten durchlesen sollen und die verschiedene Aufgaben beinhalten. So müssen die Gruppen von Frida und Neo im Spielverlauf Codes knacken, um Truths Computer zu hacken und so an geheime Daten zu gelangen oder Truths Account bei der Internetplattform "The Social" anzeigen zu können.

Die Gruppen von Proudgirl und Thor hingegen unterstützen Truth durch den Kauf mehrerer Merchandise-Artikel, die Truth auf seinem Kanal bewirbt, um sich und seine Mitstreiter zu stärken. Später im Spiel müssen diese Gruppen einen möglicherweise starken Perspektivwechsel durchführen, da sie von Proudgirl und Thor dazu aufgefordert werden, Frida und Neo als Verräter zu benennen. Hier können die Gruppen mit "Augen auf!" spielerisch und dennoch sehr eindrucksvoll und emotional erfahren, wie ihre Entscheidungen das Leben von Frida und Neo im späteren Verlauf beeinflussen.

Genau hierin liegt das Ziel des Spiels: Durch die Gruppenerfahrung und die spielerische Interaktion sowie durch die Erfahrungen durch den Perspektivwechsel sollen die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigt werden, in äquivalenten Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Außerdem soll auch das frühe Erkennen von extremistischen Inhalten, Fake News und Propaganda angeleitet und geschult werden. Auch eine Auseinandersetzung mit Gruppenzwang und Mitläufertum bietet sich an.

Einbettung in den Unterricht

"Augen auf!" lässt sich an vielen Stellen in den Rahmenlehrplänen der einzelnen Bundesländer verankern. Da eine Vielzahl an Themen, wie zum Beispiel "Extremismus", "Fake News", "Menschenrechtsverletzung", "Beeinflussung" und "Ausgrenzung von Minderheiten und Andersdenkenden" im Spiel Einzug finden, werden vor allem die Rahmenlehrpläne der Fächer Politische Bildung, Ethik und in Teilen auch der Geschichtsunterricht bedient.

Hinzu kommt, dass der Arbeitsaufwand für Lehrkräfte hinsichtlich der Durchführung von "Augen auf!" durch die Handreichung und die darin enthaltenen Unterrichtsvorschläge im Rahmen gehalten wird, da bereits ein Großteil der Vorbereitung erledigt ist. Dennoch sollten sich die Lehrkräfte neben dem eigenen Durchspielen im Zuge der Vorbereitung folgende Fragen zu stellen:

1. Inwieweit hatte die Zielklasse mit der Thematik bereits Kontakt?

2. Welche Begrifflichkeiten müssen im Vorfeld noch geklärt werden, damit die Erfahrung der Schülerinnen und Schüler nicht durch inhaltliche Verständnisprobleme eingeschränkt wird?

Zudem müssen die Lehrkräfte die Klassen in vier Gruppen teilen, welche jeweils einem von Truths Followern zugewiesen wird und später den Ausgang des Spiels in den unterschiedlichen Rollen beeinflussen sollen.

Nach dem Durchlauf des Spiels können die Schülerinnen und Schüler mit der Lehrkraft anhand des sogenannten "Entscheidungsbaumes" ihre Entscheidungen zurückspulen und sich nochmal für andere Wege entscheiden, um zu schauen, wie sich das Spiel mit anderen Voraussetzungen weiterentwickelt hätte.

Fussnoten

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Alexander Zart ist Lehrer an der Oberschule mit Grundschule Carl-Friedrich Grabow im brandenburgischen Prenzlau. Zuvor hat er Sonderpädagogik mit den Fächern Deutsch und Geschichte studiert.