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Das süße Jenseits | Der Filmkanon | bpb.de

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Das süße Jenseits The Sweet Hereafter

Stefan Stiletto

/ 3 Minuten zu lesen

Das süße Jenseits (© picture alliance )

Kanada 1997
Drama

Kinostart: 1998 (Deutschland)
Verleih: Studiocanal
Regie: Atom Egoyan
Drehbuch: Atom Egoyan nach dem gleichnamigen Roman von Russell Banks
Darsteller/innen: Ian Holm, Caerthan Banks, Sarah Polley, Tom McCamus, Gabrielle Rose, Alberta Watson u. a.
Kamera: Paul Sarossy
Laufzeit: 112 Min
Sprachfassung: dt. F.
Format: 35mm, Farbe
Festivals / Preise: Filmfestspiele Cannes 1997: Großer Preis der Jury, FIPRESCI Preis
FSK: ab 12 J.
Altersempfehlung: ab 14 J.
Klassenstufen: ab 9. Klasse
Themen: Familie, Tod/Sterben, Trauer/Trauerarbeit, Schuld (und Sühne), Märchen
Unterrichtsfächer: Deutsch, Englisch, Ethik, Religion, Kunst

Bei einem Busunglück mitten im Winter sind 14 Kinder aus dem kleinen kanadischen Ort Sam Dent ums Leben gekommen. Der New Yorker Anwalt Mitchell Stephens ist angereist, weil er mit einer Sammelklage für Gerechtigkeit sorgen will. Geradezu besessen versucht er, die Eltern der Kinder zu überreden, vor Gericht auszusagen und Schmerzengeld einzuklagen. Tatsächlich gelingt es ihm, nach und nach immer mehr Eltern für sich zu gewinnen. Doch allmählich regt sich auch Widerstand. So erkennt etwa Nicole, die als einzige den Unfall überlebt hat, wie Stephens den Zusammenhalt in der Stadt gefährdet. Das Kinopublikum erfährt zudem, dass auch der Anwalt ein Kind verloren hat. Gilt sein selbstloser Kampf möglicherweise weniger der Suche nach Gerechtigkeit und mehr der Bewältigung einer persönlichen Tragödie?

Ohne Rücksicht auf Erklärungen lässt Atom Egoyan in seiner Adaption des gleichnamigen Romans von Russell Banks die Zeitebenen fließend ineinander übergehen. Erst nach und nach wird deutlich, welche Szenen in der Vergangenheit, der Gegenwart oder gar der Zukunft der Haupthandlung spielen. Durch diese nicht-chronologische, anfangs irritierende Montage und Erzählweise gelingt es dem überaus dicht und ruhig inszenierten Film, die zahlreichen Figuren sehr vielschichtig darzustellen. Zugleich verschiebt sich der Fokus der Handlung somit nicht auf den Unfall selbst, der erst in der zweiten Filmhälfte gezeigt wird, sondern auf dessen Folgen für die Familien.

Vor allem die allegorische Ebene vertieft die im Film thematisierten Konflikte und bietet Anknüpfungspunkte zur Interpretation, werden doch zunehmend Motive aus dem Märchen Der Rattenfänger von Hameln aufgegriffen. Wie dessen Protagonist tritt der Anwalt, der als Grenzgänger zwischen der ¬ – auch farbig – kalten Außenwelt und den warm beleuchteten Innenräumen inszeniert wird, zunächst als Retter auf, der den Eltern eine verführerisch einfache Lösung für ihre Sorgen anbietet und sie zugleich mit dem Versprechen auf Geld lockt. Doch letztlich ist er es, der damit – wenngleich ohne schlechte Absicht – den inneren Frieden der Dorfbewohner/innen auf die Probe stellt. So wird die Märchenvorlage wiederum durch die allgegenwärtigen Schuldgefühle und die Auseinandersetzung mit Trauer und Schicksalsschlägen um universelle ethisch-moralische und religiöse Themen erweitert. In dieser Hinsicht lohnt sich vor allem eine Beschäftigung mit den beiden Hauptfiguren Stephens und Nicole, die mit ihrem Verhalten die Erwartungen des Publikums unterlaufen und damit den Themen Verlustbewältigung und Trauerarbeit neue, differenzierte Facetten hinzufügen.

Informationen und Materialien:

Interner Link: bpb.de: Dossier Filmkanon: Das süße Jenseits

Externer Link: ZEITonline: Familienbilder. Atom Egoyans Film "Das süße Jenseits"

Mehr zum Thema auf kinofenster.de

Externer Link: Lust am Untergang - Der Katastrophenfilm (Kinofilmgeschichte vom 12.12.2006)
Externer Link: Über die Unfähigkeit zu trauern (Hintergrund vom 21.09.2006)
Externer Link: Das Zimmer meines Sohnes (Filmbesprechung vom 01.12.2001)

Fussnoten

Weitere Inhalte

Stefan Stiletto: Geboren 1976. Studierte Pädagogik (Diplom) mit Schwerpunkt Medienpädagogik in Trier und Bielefeld und beschäftigte sich insbesondere mit dem Thema Filmkompetenz. Volontariat bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Arbeitet seit 2002 frei als Autor filmpädagogischer Texte sowie als Referent.