Iran 1988
Drama, Kinderfilm
Kinostart: 07.01.1993
Verleih: -
Regie: Abbas Kiarostami
Drehbuch: Abbas Kiarostami
Darsteller/innen: Babek Ahmed Poor, Ahmed Ahmed Poor, Kheda Barech Defai, Iran Outari, Ait Ansari u. a.
Kamera: Farhad Saba
Laufzeit: 83 Min
Sprachfassung: dt. F., OmU
Format: 35mm, Farbe
Preise: Internationales Filmfestival von Locarno 1989: Bronzener Leopard (Abbas Kiarostami), FIPRESCI Preis - Besondere Erwähnung (Abbas Kiorastami), Preis der ökumenischen Jury - Besondere Erwähnung (Abbas Kiorastami)
FSK: o. Al.
Altersempfehlung: ab 8 J.
Klassenstufen: ab 3. Klasse
Themen: Kindheit/Kinder, Freundschaft, Schule, Autorität(en), Gesellschaft, Filmsprache
Unterrichtsfächer: Deutsch, Ethik, Religion, Sozialkunde/Gemeinschaftskunde
Mohammad, Zweitklässler einer iranischen Dorfschule, wird von seinem Lehrer ermahnt, die Hausaufgaben nicht auf lose Blätter, sondern in sein Heft zu schreiben. Sollte er dies ein weiteres Mal vergessen, droht ihm der Schulverweis. Auf dem Heimweg steckt Achmed, Freund des Gescholtenen, versehentlich dessen Schulheft ein. Trotz des elterlichen Verbots macht er sich auf den Weg ins Nachbardorf, um es Mohammad zurückzugeben, findet das Haus seines Freundes aber nicht. Am nächsten Morgen erwartet dieser den Tränen nah den Tadel des Lehrers, doch im letzten Augenblick steckt ihm Achmed das Heft mit den bereits gemachten Hausaufgaben zu.
In autoritären Regimes hat es geradezu Tradition, dass sich Filmemacher/innen scheinbar harmlosen Genres wie dem Kinderfilm zuwenden, um unter dem Deckmantel des Naiven etwas freier erzählen zu können. Im iranischen Kino hat sich so eine bemerkenswerte Filmblüte entwickelt, für die beispielhaft Abbas Kiorastamis Erzählung steht. In ästhetischer Hinsicht sucht Kiarostami die Nähe zum klassischen Dokumentarfilm: Die Kamera beobachtet das Geschehen in langen Einstellungen, zeigt Achmed auf seinem Weg zum Dorf in einer Panoramaansicht, und bewegt sich nur, wenn sie den Bewegungen des Jungen in der labyrinthischen Enge des Dorfes mit Schwenks folgt.
Die inhaltliche Kritik am iranischen Mullah-Regime ist geschickt in der Handlung verborgen: Obwohl der Junge Achmed ein berechtigtes Anliegen hat – er will seinem Freund helfen – nehmen ihn die meisten Erwachsenen nicht ernst und bevormunden ihn. Ähnlich fühlen sich viele Iraner/innen von ihrem Staat gegängelt. Diese gleichnishafte Erzählweise findet sich auch in anderen Klassikern des iranischen Kinos, etwa in Bahram Beizais Baschu, der kleine Fremde (Baschu gharibeh kutschak, Iran 1986) und könnte mit der expliziten Regimekritik der Exiliranerin Marjane Satrapi in ihrem Animationsfilm Persepolis (Frankreich, USA 2007) verglichen werden. Daran anschließend ließe sich in höheren Klassenstufen erörtern, inwiefern autoritäre Staaten eher indirekt operierende Kunstformen hervorbringen – eine geeignete Vergleichsgröße sind "Ostblock"-Filme wie Andrej Tarkowskis Stalker (UdSSR 1979). In der Grundschule bieten die inneren Konflikte des jungen Helden hingegen viele Anknüpfungspunkte, um Erfahrungen der Schüler/innen mit Autoritäten und Kindsein anzusprechen.
Informationen und Materialien
Externer Link: Jury der evangelischen Filmarbeit: Film des Monats Oktober 1992
Externer Link: KinderJugendfilm Korrespondenz: Interview mit Abbas Kiorastami
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Externer Link: Bad o meh – Wind und Nebel (Filmbesprechung vom 06.10.2011)
Externer Link: Kinder des Himmels (Pädagogisches Begleitmaterial vom 29.09.2006)
Externer Link: Schildkröten können fliegen (01.05.2005)