Großbritannien 1966
Drama, Literaturverfilmung
Kinostart: 1967 (BRD)
Regie: Michelangelo Antonioni
Drehbuch: Michelangelo Antonioni, Tonino Guerra, Edward Bond, nach der Erzählung "Las babas del diablo" (dt. "Die Teufelsgeifer") von Julio Cortázar
Darsteller/innen: David Hemmings, Vanessa Redgrave, Sarah Miles, John Castle, Jane Birkin, Veruschka von Lehndorff u. a.
Kamera: Carlo Di Palma
Laufzeit: 111 Min
Sprachfassung: OmU, dt. F.
Format: 35mm, Farbe
Preise: Internationale Filmfestspiele von Cannes 1967: Goldene Palme (Michelangelo Antonioni)
FSK: ab 16 J.
Altersempfehlung: ab 16 Jahre
Klassenstufen: ab 11. Klasse
Themen: Popkultur, Entfremdung, Kunst, Musik, Filmsprache
Unterrichtsfächer: Deutsch, Englisch, Kunst, Geschichte, Medienkunde, Philosophie
London 1966: Der gefragte Modefotograf Thomas ist der Arbeit mit hübschen Models überdrüssig. Er lässt alles stehen und liegen und streift in seinem Rolls-Royce durch die Stadt. Mehr als die experimentierfreudige Kunst-, Musik- und Partyszene der Swinging Sixties und der überall erhältliche Sex reizen ihn die Fotos eines Liebespaares, die er während dieses Ausflugs heimlich im Park aufgenommen hat. Auf einem der Abzüge entdeckt er einen rätselhaften Fleck in einem Busch und vergrößert den Ausschnitt so lange, bis er eine Pistole erkennt. Thomas ist überzeugt, dass er einem Mord auf der Spur ist.
Bis zum Ende des Films bleibt ungewiss, ob Thomas' Abzüge wirklich zeigen, was er darauf zu sehen glaubt. Der Kriminalplot dient dem italienischen Regisseur Michelangelo Antonioni lediglich als Anlass, den Lebensstil der Bohème in der Pophauptstadt London kritisch unter die Lupe zu nehmen und die menschliche Wahrnehmung zu hinterfragen. Thomas bewegt sich in einem Milieu, das mit Designermöbeln, grellen Kostümen und der Filmmusik von Herbie Hancock als cooles, aber gefühlskaltes Universum präsentiert wird. Thomas modelliert und manipuliert als Fotograf diese zur Oberfläche erstarrte Welt. Antonioni entlarvt mittels einer ausgeklügelten Mise en Scène die gestalterische Macht des Fotografen als Schimäre. Die Kamera nimmt die Position eines außen stehenden Beobachters ein. Durch das Spiel mit Einstellungsgröße, Perspektive und Tiefenschärfe ändert sich immer wieder der Blickwinkel auf das Geschehen, das auf diese Weise permanent in einem neuen Licht gezeigt wird.
In seiner ersten englischsprachigen Produktion versuchte Antonioni mit filmischen Mitteln, die Entfremdung des Menschen in der von sich selbst berauschten Popwelt zu erfassen. So bietet der zum Kultfilm avancierte Blow Up verschiedene pädagogische Anknüpfungspunkte: Zum einen kann er als Dokument der gesellschaftlichen und künstlerischen Aufbrüche der 1960er-Jahre betrachtet werden und auf seinen historischen Gehalt hin untersucht werden. Zum anderen ist Blow Up ein filmisches Meisterwerk, das die Beziehung zwischen Abbild und Original, Realität und Einbildung kritisch hinterfragt. Im Kunst- und Medienkundeunterricht bietet es sich zudem an, den Einfluss von Kameraposition, Kadrierung und Bildbearbeitung auf die Wirkung von Bildern zu untersuchen. Welche Wirklichkeit zeigen sie? Das sind wesentliche Fragen, die der Film stellt und die in der digitalisierten Medienwelt von heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben.
Informationen und Materialien:
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