Klassen: ab 8. Klasse
Fächer: Politik, Sozialkunde/Gesellschaftskunde, Ethik/Religion/Philosophie, Deutsch
Methodisch-didaktischer Kommentar:
Der Dokumentarfilm „Die Autobahn – Kampf um die A49“ lässt Menschen verschiedener Interessengruppen zu Wort kommen. Dennoch wird er vom Publikum sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die einen empfinden den Film als einseitige Propaganda, andere sehen die verschiedenen Positionen ausgewogen dargestellt. Kann ein Dokumentarfilm überhaupt objektiv sein? Oder spiegelt er stets die Sichtweise der Filmschaffenden wider, ob bewusst oder unbewusst? Wie beeinflussen Mittel wie Kameraperspektive, Bildausschnitt, Schnitt, Musik oder Geräusche die Wahrnehmung des Publikums? Diesen Fragen gehen die Unterrichtsvorschläge in dem Arbeitsblatt nach.
1. Wie beeinflussen filmische Mittel die Wahrnehmung?
1. a) Das Genre Dokumentarfilm
Im Wort „Dokumentarfilm“ steckt das Verb „dokumentieren“ – dies legt nahe, dass es sich dabei um eine objektive, sachliche Darstellung dessen handelt, was ist. Doch Regie und Kamera haben auch bei Dokumentarfilmen viele Möglichkeiten, die Realität zu präsentieren. Zum Beispiel beeinflussen die Kameraführung, die Auswahl von Bildausschnitten und Perspektiven, Musik und Geräusche unsere Wahrnehmung von Filmen.
1. b) Analyse von Filmausschnitten
Analysiere im Anschluss, welche dieser Strategien auch im Film „Die Autobahn – Kampf um die A 49“ angewendet werden. Schau dir dazu folgende Szenen vom Anfang des Films an und entwickle Antworten auf die folgenden Fragen.
Die Autobahn – Kampf um die A 49
Filmausschnitt 1
Welche Kameraperspektiven werden gewählt?
Warum wurden diese Perspektiven gewählt – welchen Effekt hat dies auf das Publikum?
Wie wirkt die Musik auf dich?
Wie wirken die gesprochenen Informationen?
Was fällt dir am Sounddesign/ an den Geräuschen noch auf?
Die Autobahn – Kampf um die A 49
Filmausschnitt 2
Wie wirkt die Collage aus historischen Filmausschnitten und Audioaufnahmen auf dich?
Wie wird Musik eingesetzt? Welche Emotionen löst sie aus?
Was meinst du: Warum wurden genau diese Bilder ausgewählt und an den Anfang des Films gesetzt?
Die Autobahn – Kampf um die A 49
Filmausschnitt 3
Welche Kameraperspektiven werden gewählt? Wie wurden die Aufnahmen wohl gemacht?
Wie wirkt die Musik auf dich? Welche Emotionen werden erzeugt?
Welche anderen Geräusche sind wahrnehmbar? Wie wirken sie?
Fasse zusammen, wie diese ersten Minuten des Films insgesamt auf dich wirken:
Welche Stimmung entsteht?
Welche Themen werden angeschnitten?
Kann man aus diesem Filmbeginn ablesen, wie die Filmemacher zu dem Autobahnbau stehen?
Die Autobahn – Kampf um die A 49
Filmausschnitt 4
Man sagt manchmal: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“
Schaut euch den Ausschnitt einmal mit ausgeschaltetem Ton an und einmal mit Ton.
Überlege, was die Filmemacher mit den Bildern in dieser Filmminute, in der nicht gesprochen wird, wohl ausdrücken möchten?
Wie werden Musik und Geräusche eingesetzt? Was bewirken sie?
2. „Die Autobahn“ als Dokumentarfilm: objektive Berichterstattung oder „Propaganda“?
Für Dokumentarfilme gilt, was für viele Medienprodukte und Kunstwerke gilt: Unterschiedliche Betrachter/-innen interpretieren und bewerten das, was sie sehen und hören sehr verschieden und sie haben unterschiedliche Assoziationen. So auch beim Film „Die Autobahn – Kampf um die A49“. Hier werden ein paar Stimmen vorgestellt:
Regisseur Klaus Stern im Interview
In einem Interview sagt der Regisseur des Films Klaus Stern, dass er den Bau der Autobahn für einen Fehler hält. Daraufhin fragt der Journalist:
Journalist (J): Wenn Sie den Bau ablehnen: Wird ein Film von Ihnen über den Bau einer Autobahn nicht immer werten?
Klaus Stern (KS): Finden Sie, dass der Film wertet?
J: Alle Seiten kommen vor und zu Wort.
KS: Genau. Das ist immer so in meinen Filmen. Ich enthalte mich jeden Kommentares und lasse die Menschen sprechen. Aber ich bin sicher nicht objektiv. Ich versuche es. Aktivistinnen und Aktivisten, die den Bau bekämpft haben. Eine Frau aus Dannenrod, die die Autobahn nicht möchte und die die Aktivisten unterstützt. Aber auch Polizisten und Befürworter wie meinen alten Bekannten Andreas Stehl, der stellvertretender Ortsvorsitzender in Wiera, meinem Heimatdorf, ist, und große Hoffnungen in die Autobahn setzt, auch wenn er sie "ästhetisch nicht schön" findet.
Filmkritiker der Süddeutschen Zeitung
Cornelius Pollmer, ein Journalist der Süddeutschen Zeitung schrieb über den Film: "Eine Dokumentation gelingt, wenn kontroverse Positionen fair dargestellt werden und man als Zuschauer etwas lernt über den konkreten Sachverhalt hinaus, wie bei einer Fabel. In diesem Sinne ist der Neunzigminüter „Die Autobahn: Kampf um die A 49“ von Klaus Stern und Frank Marten Pfeiffer mindestens sehr gelungen.“
Cornelius Pollmer, Süddeutsche Zeitung, 24.09.22
Kommentare von Nutzerinnen und Nutzern in einem Online-Magazin
In einem regionalen Online-Magazin aus Mittelhessen