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Quelle: Auszüge aus dem offenen Brief von Niels Bohr, "Für eine offene Welt" (1950)

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"Die gestohlene Bombe" endet mit der Utopie, die Atomenergie friedlich zu nutzen und sie zum segensreichen Allgemeingut zu machen. Eine solche Vision von der zivilen Nutzung der Atomenergie formulierte bereits der dänische Atomphysiker Niels Bohr im Jahr 1950 in einem Offenen Brief an die Vereinten Nationen.

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    [...] Da es für die Menschheit schwerlich in Frage kommen kann, der Aussicht auf Verbesserung der materiellen Grundlagen der Zivilisation durch Atomenergiequellen freiwillig zu entsagen, ist eine radikale Neuordnung der internationalen Verhältnisse offenbar unerläßlich, wenn die Zivilisation überleben soll. [...]

    Die Lage verlangt eine Haltung ohne jedes Vorurteil gegenüber allen Fragen des internationalen Zusammenlebens. Ein richtiges Verständnis der Pflichten und Verantwortlichkeiten, die sich daraus ergeben, daß ein jeder Bürger dieser Welt ist, erscheint in unserer Zeit jedoch notwendiger als je zuvor. Auf der einen Seite hat der Fortschritt der Wissenschaft und der Technik die Schicksale aller Nationen unlösbar miteinander verbunden, und andererseits vollziehen sich die kräftigen Bemühungen um nationale Selbstbehauptung und soziale Entwicklung in den verschiedenen Teilen unserer Erde auf einem überaus unterschiedlichen kulturellen Hintergrund.

    Eine offene Welt, in der jede Nation sich selbst nur in dem Umfang geltend machen kann, in dem sie zur gemeinsamen Kultur beizutragen vermag und fähig ist, anderen mit Erfahrungen und Hilfsquellen zu helfen, muß das Ziel sein, das über allem anderen steht. Freilich kann ein Beispiel in solcher Hinsicht nur dann wirksam sein, wenn die Isolierung aufgegeben und freie Diskussion der kulturellen und sozialen Entwicklungen über alle Grenzen hinweg gestattet wird. In jeder Gemeinschaft können die Bürger nur auf Grund öffentlicher Kenntnis der allgemeinen Verhältnisse ihres Landes zusammen nach gemeinsamer Wohlfahrt streben. Genau so setzt wirkliche Zusammenarbeit der Völker an gemeinsamen Fragen freien Zugang zu allen Informationen voraus, die für ihre Beziehungen von Bedeutung sind. Jedes Argument für die Aufrechterhaltung von Hindernissen für Informationen und Verkehr, das auf die Sorge um nationale Ideale und Interessen gegründet ist, muß abgewogen werden gegen die heilsamen Wirkungen gemeinsamer Aufklärung und die aus Offenheit entspringende Minderung der Spannung. [...]

    Gerade die Tatsache, daß Wissen an sich die Grundlage der Zivilisation ist, weist unmittelbar auf die Offenheit als dem Weg zur Überwindung der gegenwärtigen Krise hin. Welche internationalen Gerichts- und Verwaltungsbehörden auch schließlich geschaffen werden müssen, um die Weltlage zu stabilisieren, man muß sich klar machen, daß nur volle gegenseitige Offenheit das Vertrauen fördern und die gemeinsame Sicherheit wirksam garantieren kann. [...]

    Quelle: Bohr, Niels: Für eine "Offene Welt". In: Die neue Gesellschaft, 2. Jg. 12. Heft, März/April 1955, S. 8-9. Die Erstausgabe des Texts erschien 1950 in dänischer und englischer Sprache im Kopenhagener Verlagshaus J. H. Schultz.

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