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Kostüm - Der Stoff, aus dem Kinoträume sind | Filmgewerke | bpb.de

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Kostüm - Der Stoff, aus dem Kinoträume sind Wie Filmfiguren eingekleidet werden

/ 6 Minuten zu lesen

Das Kostümbild eines Films gibt Auskunft über die Persönlichkeit der handelnden Figuren und deren Wandlung innerhalb der Geschichte. Es illustriert ihr Alter, historische und soziale Kontexte, Beruf und Status, Anlässe und das Milieu, in dem sie sich bewegen.

Die Schauspieler Paul Guers, Romy Schneider und Jean Claude Pascal (v. l. n. r.) während der Dreharbeiten zum Film "Die schöne Lügnerin" (1959). (© Foto: AP/Hans Peter Hill)

1. Einführung: Kleider machen Leute

Die Erinnerung des Zuschauers an Filmcharaktere ist eng verknüpft mit ihrer Kleidung – was wäre eine Comicverfilmung ohne Superheldenkostüm oder die bayerische Komödie ohne Dirndl? Verantwortlich dafür ist das Kostümbild eines Films. Es gibt Auskunft über die Persönlichkeit der handelnden Figuren und deren Wandlung innerhalb der Geschichte. Es illustriert ihr Alter, historische und soziale Kontexte, Beruf und Status, Anlässe und das Milieu, in dem sie sich bewegen.

Filmkostüme sind deshalb nicht einfach nur Kleider, sondern ebenso narrative Elemente wie Dialoge, Kameraeinstellungen, Montage oder Filmmusik. Sie unterstützen eine Rolle und legen eine bestimmte Figureninterpretation nahe. Bei der Auswahl von Form, Farbe, Material, Schnitt oder Accessoire bleibt nichts dem Zufall überlassen, damit ein Darsteller in ein Kostüm schlüpfen und sich dadurch dem Charakter seiner Filmrolle annähern kann: Kleider machen Leute und Kostüme schaffen Schauspieler!

2. Wissen: Schnittmuster, Hüte und Lackschuhe

2.1 Vom Entwurf zum Filmkleid

So wie man morgens vor dem gefüllten Kleiderschrank gelegentlich umständlich nach dem passenden Outfit sucht, ist auch die Entscheidung für ein Schauspielkostüm oft langwierig. Neben pragmatischen Überlegungen hat sie immer auch etwas mit erwünschten Wirkungen zu tun. Gute Kostüme verstärken die Haltung oder Verhaltensweise eines Charakters, sodass ein Darsteller sich in seiner Filmkleidung zwar 'zu Hause' fühlt, zugleich aber die Haltung der Filmrolle überstreift.

© 1978 Ingrid Zoré Kostümentwurf für Cilly (Sydne Rome) in: "Schöner Gigolo, armer Gigolo"

  • Ausgangspunkt einer Kostümidee ist die intensive Auseinandersetzung mit dem Drehbuch. Alle Filmfiguren müssen stilistisch passend gekleidet und erste Ideen in Kostümauszügen festgehalten werden. Ziel ist es, eine stimmige Kleiderdramaturgie zu formen, die den Film optisch prägt.

  • Nach umfangreichen Milieu- und Epochenstudien entwickelt ein Kostümbildner Figurinen, die später als Anschauungsmaterial für den Regisseur sowie die Szenen - und Maskenbildner dienen. In gemeinsamen Gesprächen werden die künstlerischen Intentionen abgestimmt und potenzielle Kosten kalkuliert.

  • Obwohl ein Kostümbildner die Filmkleidung kreiert und nicht selbst näht – neben seiner künstlerischen Leitung sind auch die Directrice, Zuschneider, Schneider, Hutmacher oder Rüstmeister am Entstehungsprozess beteiligt –, nimmt er die erforderlichen Körpermaße der Schauspieler und fertigt Schnittmuster an.

  • Entsprechend den künstlerischen Vorgaben und im Rahmen des von ihm verantworteten Kostümetats organisiert er die benötigten Kostüme und Accessoires, überwacht ihre Herstellung sowie alle Anproben.

  • Während der Dreharbeiten betreut hauptsächlich der Garderobier die Darsteller und Kostümwechsel am Set. Der Kostümassistent steht indessen für kurzfristige Änderungen und die Materialbearbeitung zur Verfügung.

  • Nach Beendigung der Dreharbeiten müssen alle Kostüme ordnungsgemäß zurück gegeben bzw. eingelagert und letzte Verpflichtungen mit den Werkstätten, Lieferfirmen oder Kostümdepots abgewickelt werden.

2.2 Grundfertigkeiten eines Kostümbildners

Neben Kreativität, Finesse und einem ausgeprägten Spürsinn bei der Beschaffung von Kostümen und Accessoires greifen Kostümbildner in ihrem Beruf immer auch auf ihr fachliches Können zurück. Zudem beweisen sie ihren Ideenreichtum unter zeitlichen und ökonomischen Zwängen.

Skizze zum Maßnehmen, © 2008 Deutsche Filmakademie e.V.

Unabdingbare Voraussetzung für die Arbeit eines Kostümbildners sind seine handwerklichen Fähigkeiten. Er muss zeichnen können, umfangreiche Material -, Stoff- und Farbkenntnisse besitzen sowie idealerweise eine Schneiderlehre absolviert haben. Je nach Genre und Budget werden Stoffe ausgewählt, Kostüme von ihm entworfen, angefertigt oder im Kostümfundus geliehen, gekauft und abgeändert.

Um Schauspieler authentisch einkleiden zu können, benötigt ein Kostümbildner zudem ein breites geschichtliches und kunsthistorisches Wissen. Modeströmungen, Bekleidungsstile und Rangabzeichen müssen akribisch recherchiert und nachempfunden, Fantasy- oder Horrorkostüme frei gestaltet, aber dennoch überzeugend entworfen werden. Ein historisches Kostümbild ist – selbst wenn es dies vorgibt – niemals vollends authentisch, sondern immer auch ästhetischer Ausdruck der jeweiligen Entstehungszeit des Films.

Um Stoffe und Materialien in ihrer Beschaffenheit verändern bzw. trotz Abnutzungserscheinungen während der Dreharbeiten in ihrer Qualität erhalten zu können, verfügt ein Kostümbildner über Grundlagenkenntnisse im Patinieren: Die Wirkung von Wasser, Säuren oder Licht auf Materialien ist entscheidend, wenn eine Szene z.B. schmutzige oder nasse Kleidung erfordert.

Beim Maßnehmen und Ankleiden kommt der Kostümbildner einem Schauspieler körperlich sehr nah. Selbst die Auswahl der Bekleidung für eine Filmrolle kann niemals ausschließlich gegen den Willen des Darstellers erfolgen. Für den Kostümbildner bedeutet das, nicht nur in intimen Situationen ein psychologisches Gespür für das Körpergefühl, die Bewegungen und 'Problemzonen' des Schauspielers besitzen, sondern auch seine Eitelkeiten diplomatisch ausgleichen zu müssen.

2.3 Wie Kostümfarben von Charakteren und Stimmungen erzählen

Farben sind, physikalisch betrachtet, Schwingungen, die unser Wohlbefinden stark beeinflussen. Neben Kostümschnitten und -stoffen ziehen sie die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich, lösen Gefühle und Assoziationen aus. Denn Kleiderfarben verursachen ebenso wie die einer Kulisse individuelle Wirkungen – abhängig von ihrer Intensität, Helligkeit und gewählten Kontrasten.

Schwarz

Schwarz ist die dunkle Farbe der Lichtlosigkeit. Sie drückt Trauer, Unergründlichkeit, Furchterregendes und Geheimnisse aus. Zugleich ist sie ein Zeichen für Würde und Ansehen, schlichte Eleganz und feierliche Anlässe.

Grau

Grau gleicht einem wolkenverhangenen, trüben Himmel und symbolisiert vollkommene Neutralität. Es signalisiert Zurückhaltung und Kompromissbereitschaft. Diese eher unauffällige Farbe wird auch mit Langeweile und Lebensangst verbunden.

Weiss

Weiß, die Farbe von Eis und Schnee, ist ein Symbol für Reinheit, Erhabenheit und Unschuld. Konträr gilt sie als Zeichen der Unnahbarkeit, kühler Reserviertheit, aber auch eines empfindsamen Menschen.

Lila

Violett ist eine würdevolle Farbe, sie verkörpert Inspiration, Mystik, Magie und Kunst. In ihrer Extravaganz steht sie für Frömmigkeit und Buße, kann als Farbe der Mächtigen aber auch stolz, arrogant und unmoralisch anmuten.

Blau

Blau wirkt generell kühl. Als Farbe des Himmels steht es einerseits für Ruhe, Vertrauen, Pflichttreue und Sehnsucht, andererseits aber auch für kalte Schönheit, Nachlässigkeit oder Traumtänzerei.

Grün

Grün als Farbton der Wiesen und Wälder ist eine beruhigende Farbe. Sie vermittelt Großzügigkeit, Sicherheit, Harmonie und Hoffnung. In ihren Schattierungen wird mit ihr auch Müdigkeit, Stagnation und Neid verbunden.

Gelb

Gelb ist die Farbe der Sonne, sie deutet auf Licht, Heiterkeit und Freude hin. Kulturell steht sie zudem für Wissen, Vernunft und Logik. Schmutzige Gelbtöne assoziiert man hingegen eher negativ mit Täuschung, Rachsucht und Geiz.

Orange

Orange, die Farbe der untergehenden Sonne, symbolisiert Lebensfreude, Selbstvertrauen und Optimismus. Gelegentlich wird sie allerdings als aufdringlich empfunden.

Rot

Das feurige Rot ist die Farbe der Liebe und Leidenschaft. Sie erregt Aufmerksamkeit, illustriert Vitalität und Energie. Da sie zugleich Brutalität und Zorn verkörpert, kann sie auch aggressiv und aufwühlend wirken.

Die beschriebenen Wirkungen müssen nicht ausschließlich von persönlichen Erfahrungen herrühren, sondern sie werden auch durch Traditionen und Konventionen des eigenen, in diesem Fall des westlichen Kulturkreises verinnerlicht. Farben haben folglich immer auch symbolischen Charakter.

Obwohl ein Kostümbildner wesentlich weniger durch Farben beeinflussen kann als ein Maler – abgesehen von farbästhetischen Zuspitzungen wird ein Farbfilm in seiner Kostümwahl in der Regel nicht grell oder bunt sein –, verstärkt er mit gezielt gesetzten Akzenten gewünschte Emotionen und informiert den Zuschauer versteckt über einen Filmcharakter.

3. Unterrichtsmaterialien

4. Weiterführende Literatur und Weblinks

vierundzwanzig.de: Externer Link: Interview mit Kostümbildnerin Gabriele Binder

vierundzwanzig.de: Externer Link: Interview mit Kostümbildnerin Monika Bauert

vierundzwanzig.de: Externer Link: Kostümbild (Link zum Gewerk auf 24 mit Interviewclips, Filmausschnitten und Hintergrundinformationen)

vierundzwanzig.de: Externer Link: Glossar (Von A wie Abspann bis Z wie Zwischentitel - Erklärungen zu allen Fachbegriffen des Dossiers)

Externer Link: http://www.sfk-verband.de (Homepage des Verbands der Szenenbildner, Filmarchitekten und Kostümbildner mit Informationen zum Berufsbild sowie Hinweisen zu Aus- und Weiterbildungsstätten)

Deutsche Kinemathek / Museum der Arbeit (Hrsg.): Filmkostüme! Das Unternehmen Theaterkunst, Bönen 2007. (Ausstellungskatalog über Geschichte und Bedeutung der Kostümausstattung als filmisches Gestaltungsmittel)

Fussnoten

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