MARYANNE REDPATH ist gebürtige Neuseeländerin. Während der 1980er Jahre arbeitete sie als Performance-Künstlerin und unterrichtete als Theater- und Kunstlehrerin Aborigine-Kinder und -Jugendliche in Australien. Seit 1985 lebt und arbeitet sie in Berlin. Sie leitet die Sektion Berlinale Generation und ist die offizielle Berlinale-Delegierte für Australien und Neuseeland. Sie ist stimmberechtigtes Mitglied der Asian Pacific Film Awards (APSA), und war in die Konzeption des neu geschaffenen Young Audience Award (YAA) der European Film Academy involviert. Sie war Chefkuratorin der Berlinale-Sonderreihe NATIVe – A Journey into Indigenous Cinema.
In ihrer Filmliste präsentiert Maryanne Redpath eine Auswahl an Filmen, die in der Berlinale Sektion Generation Kplus zu sehen waren. Im Fokus stehen Filme, die in ihren Erzählungen und ihrer Filmsprache Kinder und Jugendliche ernst nehmen, aus der Sicht ihrer jungen Protagonist/innen erzählt werden und deren Welt erfahrbar machen. Filme, die Mut einfordern, intersektionale Perspektiven aufzeigen, gemeinsame Lösungsansätze fördern und der Welt der Erwachsenen einen Spiegel vorhalten.
Anbessa
(I/ETH/USA 2019, R: Mo Scarpelli, 85 Min.)
Asalif und seine Mutter trotzen den allerorts in Äthiopien gebauten Planstädten und führen ihr traditionelles Leben in der Dorfgemeinschaft fort: lassen ihre Tiere weiden, bewirtschaften die Gärten, ernten Früchte von den Bäumen. Während es in der Hütte der Mutter keinen Strom gibt, leuchten die Fenster der Hochhäuser nachts heller als der Mond. In den Straßen der neuen Stadt sucht Asalif nach Elektroschrott. Baut ein Raumschiff mit Motor. Die Mutter erzählt alte Legenden. Grundstücksmakler kaufen Land. Asalif fühlt sich zunehmend bedroht, verfolgt von der unsichtbaren Hyäne, die um die Siedlung schleicht. Mit aufmerksamem Blick für seine Gefühlswelt begleitet die Dokumentarfilmerin und Kamerafrau Mo Scarpelli den Wandel ihres Protagonisten zu Anbessa, dem Löwen.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2019/02_programm_2019/02_filmdatenblatt_2019_201911613.html#tab=filmStills
Ein aufmerksamer Blick auf – und in - die Gefühlswelt eines Jungen, der am Rande eine äthiopischen Hochhaussiedlung mit seiner Mutter versucht, ‚traditionell‘ zu leben. Kein Strom, die Natur allgegenwärtig, umgeben von altem Wissen. Kluge Darstellung von mystischen, schamanischen Ebenen. Ein interkultureller Blick.
Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Originalsprachen: Amharisch
Armed Lullaby
(D 2019, R: Yana Ugrekhelidze, 9 Min.)
Vier Fluchtwege, die Kinder nehmen mussten, um aus ihrer Heimatstadt zu fliehen. Ein Junge reist mit dem letzten Schiff, der andere Junge mit dem letzten Flugzeug, das Mädchen mit dem letzten Zug, und noch ein Junge, der keines dieser Fluchtmittel nutzen konnte, geht zu Fuß über die Berge. Die Fluchtszenarien entsprechen den tatsächlichen Gegebenheiten während des Massakers von Sochumi 1993, das die georgische Zivilbevölkerung der abchasischen Hauptstadt erleiden musste.
Quelle: Externer Link: https://ffmop.de/programm/film_detail/movie-5dfa4819e959f
Eine poetische und eindringliche Darstellung von Kindern im Krieg und Kindern als Geflüchtete. Bringt schwierige Lebenswelten nah und stellt Traumata auf Augenhöhe dar, auch für ein junges Publikum.
Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: keine gesprochene Sprache
Ceres
(B/NL 2018, R: Janet Van den Brand, 73 Min.)
Ferkel werden geboren, Kälber, Lämmer und Küken. Es wird gesät, gepflanzt und geerntet. Tiere werden geschlachtet. Die Kamera ist hautnah dabei; sie folgt Koen, Daan, Sven und Jeanine durch ihren Alltag. Die vier Kinder wachsen auf Bauernhöfen auf, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Von klein auf helfen sie bei der Arbeit, lernen Verantwortung zu tragen und Abschied zu nehmen. Werden sie die Höfe ihrer Eltern einmal übernehmen? In ihrem Langfilmdebüt porträtiert Janet van den Brand junge Menschen, ihre innige Verbundenheit mit der Natur, ihre Vorstellungen und Wünsche.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2018/02_programm_2018/02_filmdatenblatt_2018_201811807.html#tab=filmStills
Dokumentation über Realitäten im landwirtschaftlichen Milieu. Kinder auf dem Lande, ihr Alltag, ihre Wünsche, Sorgen und Träume. Interkulturalität als Augenöffner für Stadtkinder.
Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Niederländisch
Die Adern der Welt
(D/MN 2020, R: Byambasuren Davaa, 95 Min.)
Mitten in der der mongolischen Steppe wächst der elfjährige Amra in einer traditionellen Nomadengemeinschaft auf. Morgens wird er von seinem Vater in die Schule gefahren, abends hilft er, die Herde mit den Schafen und Ziegen zur Jurte zu treiben. Mit seinen gleichaltrigen Freunden schaut er YouTube-Videos und träumt davon bei Mongolia´s Got Talent aufzutreten. Daheim treffen sich die Erwachsenen, um über die Zukunft der Gemeinschaft zu beraten. Auf der Suche nach Gold bedrohen globale Bergbaukonzerne die Lebensgrundlage in der Steppe. Der unerwartete Tod des Vaters lässt Amras Träume den Ansprüchen der Realität weichen. Mit aller Macht und weit über seine Kräfte hinaus nimmt der Junge sich vor, dem Vermächtnis seines Vaters gerecht zu werden.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv2020/programm/detail/202002200.html
Eine nomadische Familie in der mongolischen Steppe ist bedroht vom Fortschritt und dem drohenden Klimawandel. Tiefe Einblicke in das Leben einer traditionellen Familie, authentisch erzählt von einer mongolischen Regisseurin und ihrer Crew.
Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Originalsprachen: Mongolisch
Fridas Sommer (Estiu 1993)
(ESP 2017, R: Carla Simón, 97 Min.)
Schweigend sieht die sechsjährige Frida zu, wie die letzten Gegenstände aus der Wohnung ihrer verstorbenen Mutter verpackt werden. Zum Abschied laufen Freunde winkend hinter dem Auto her. Obgleich sie von der Familie ihres Onkels liebevoll aufgenommen wird, gewöhnt sich Frida fernab ihrer Heimatstadt Barcelona nur zögerlich an ihr neues Zuhause auf dem Land. Momente kindlicher Ausgelassenheit wandeln sich zu nachdenklicher Distanziertheit. Abends betet Frida für ihre Mutter, die sie schmerzlich vermisst, tagsüber versucht sie ihren Platz in diesem neuen Leben zu finden. Trotz der sommerlichen Farben berühren die ernsten Untertöne dieses Coming of Age Dramas, das in behutsamen Bildern die Folgen einer unberechenbaren Krankheit verhandelt.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2017/02_programm_2017/02_filmdatenblatt_2017_201715609.html#tab=filmStills
Spanien 1993. Ein junges Mädchen trauert über den Tod ihrer an AIDS gestorbenen Mutter. Dazu muss sie als Stadtkind mit ihrem neuen Leben auf dem Land zurechtkommen. Was gibt Halt? Welche Unterstützung bekommt sie, um ihre unausgesprochene Trauer zu bewältigen? Gelebte Interkultur im abrupten Wohnortwechsel eines Kindes.
Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 11 Jahren
Originalsprachen: Katalanisch
Meine wunderbar seltsame Woche mit Tess (Mijn bijzonder rare week met Tess)
(NL/D 2019, R: Steven Wouterlood, 82 Min.)
Eine Woche Ferien mit der Familie am Meer! Für Sam ist es eine Woche voller Rätsel über den Tod, das Leben und Tess. Ihn treibt der Gedanke um, dass seine Eltern und sein Bruder einmal sterben werden. Wahrscheinlich sogar vor ihm, weil er der Jüngste ist. Also bereitet sich Sam auf diesen wohl unabwendbaren Moment vor: mit einem täglichen Alleinsein-Training. Blöd nur, dass er gleich am ersten Tag die so chaotische wie faszinierende Tess kennen lernt und viel lieber mit ihr durch die Dünen streifen möchte. Als sie ihm ihr wohlgehütetes Geheimnis verrät, gerät Sams Welt noch mehr ins Wanken. In der sommerlichen Hitze einer niederländischen Ferieninsel stellen sich die Teenager den großen Fragen des Lebens und entwickeln ganz eigene Antworten.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2019/02_programm_2019/02_filmdatenblatt_2019_201911930.html#tab=filmStills
Ein Junge stellt sich den großen Fragen des Lebens und entwickelt ganz eigene Antworten. Wie in mehreren Filmen dieser Liste geht es darum, wie mit Trauer und Tod, aber auch mit Angst um die Zukunft umgegangen wird.
Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 9 Jahren
Originalsprachen: Niederländisch, Deutsch
Schnee für Wasser (Snijeg za Vodu)
(GB/BH 2018, R: Christopher Villiers, 15 Min.)
Eingehüllt in eine Decke stehen Ema und ihr jüngerer Bruder Adi am Fenster. Es schneit in der belagerten Stadt Sarajevo. In der Ferne das Donnern von Geschützen. Eimer für Eimer schleppen die Kinder Schnee in die Badewanne, um Wasser zu gewinnen, träumen von einem Marmeladenbrot, toben ausgelassen im Hof. Im zerbombten Haus gegenüber lauern Heckenschützen mit geladenen Gewehren. Sensibel, ohne zu schonen, nähert sich Villiers einer Kindheit im Krieg.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2018/02_programm_2018/02_filmdatenblatt_2018_201810229.html#tab=filmStills
Sarajevo, während des Krieges. Scharfschützen lauern überall. Zwei Kinder müssen Wasser holen. Der Film bringt andere, gefährliche, schonungslose Realitäten nahe.
Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Bosnisch
Supa Modo
(D/C 2018, R: Likation Wainaina, 74 Min.)
Die neunjährige Jo liebt Actionfilme und träumt davon, selbst eine Superheldin zu sein. Ihr größter Wunsch wäre es, einen Film zu drehen, in dem sie selbst die Hauptrolle spielt. In ihrer Fantasie vergisst das Mädchen völlig, dass es unheilbar krank ist. Irgendwann kann Jos Schwester nicht mehr mit ansehen, wie das lebensfrohe Kind die kostbare Zeit, die ihm noch bleibt, einfach im Bett verbringt. Sie ermutigt Jo, an ihre magischen Kräfte zu glauben, und in der Folge animiert sie das ganze Dorf, Jos Traum wahr werden zu lassen. Alle beteiligen sich daran.
Quelle: Externer Link: https://www.trigon-film.org/de/movies/Supa_Modo
Ein Film, der einen Einblick in eine uns fremde Welt, Kenia, bietet. Bevor die junge, aber unheilbar kranke Protagonistin stirbt, versucht sie auf wundersame Weise, den Schmerz ihrer Freunde und Familie zu lindern. Ein ungewöhnlicher, anderer Weg des Abschiednehmens.
Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Originalsprachen: Swahili, Englisch, Kikuyu
Unterwegs (En route)
(NL 2019, R: Marit Weerheijm, 10 Min.)
Inay und ihr Bruder stehen ohne Murren auf, geben der gerade von der Nachtschicht heimgekehrten Mutter einen Abschiedskuss und starten mit dem Vater in den Tag. Perfekt beherrschen sie die Balance zwischen seinem strammen Schritt und zielstrebiger Trödelei, um am Ende mit Sahnepudding belohnt zu werden. Einfühlsam porträtiert die Regisseurin den Zusammenhalt zwischen den Geschwistern, deren kindlicher Blick die prekären Lebensumstände nur erahnen lässt.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv-2020/programm/detail/202002468.html
Die Herausforderungen einer von Armut geprägten Familie, Tag für Tag das Essen auf den Tisch zu bringen. Unterlegt von einem latenten Rassismus, aber durchzogen von Momenten der interkulturellen Solidarität. Erzählt auf eine sehr menschliche Art und Weise. Kinder bleiben, soweit es geht, Kinder.
Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Originalsprachen: Niederländisch
Wallay
(F/BF 2017, R: Berni Goldblatt, 87 Min.)
Durch die Augen des 13-jährigen Ady porträtiert der Schweizer Regisseur das alltägliche Leben in Burkina Faso. Ady lebt eigentlich in Frankreich; sein Vater hat ihn auf die lange Reise zu Verwandten nach Westafrika geschickt. Der Junge hofft auf einen lässigen Urlaub im Herkunftsland seines Vaters und freut sich riesig. Doch endlich angekommen, bereitet ihm sein Onkel einen überaus kühlen Empfang und macht ihm heftige Vorwürfe. Die anderen Familienmitglieder sind glücklich über den Besuch aus der Ferne und versuchen zu vermitteln, aber Ady merkt bald, dass dies keine Vergnügungsreise wird.
Quelle: Externer Link: https://www.berlinale.de/de/archiv/jahresarchive/2017/02_programm_2017/02_filmdatenblatt_2017_201714190.html#tab=filmStills
Ein authentischer Blick in das Alltagsleben in der Heimat des Regisseurs, Burkina Faso. Altes und neues Wissen kollidieren. Ein für deutsche Kinder und Jugendliche zugänglicher Film, der zum Nachdenken über die eigene Kultur anregt.
Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Französisch, Dyula