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Filmliste von Martina Döcker | Interkulturelle Filmbildung | bpb.de

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Filmliste von Martina Döcker

Martina Döcker

/ 7 Minuten zu lesen

Martina Döcker (© Max Münch)

MARTINA DÖCKER lebt und arbeitet als Filmautorin und Hochschullehrerin in Berlin. Sie unterrichtet Film an der Filmakademie Baden-Württemberg und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Ihre Dokumentarfilme waren auf Festivals, im Kino und im Fernsehen zu sehen. Gemeinsam mit Alejandro Bachmann gestaltete sie verschiedene Fortbildungen für Multiplikator/innen und Autor/innen für das Projekt Interkulturelle Filmbildung.

Martina Döcker versteht ihre Liste nicht als einen unverrückbaren Filmkanon, sondern ein Zusammentragen von Inspirationen, die wie das Leben selbst, ständiger Wechsel sowie Entwicklung bedeutet. Für sie ist dabei das Thema der Interkultur nicht nur von gesellschaftlicher Relevanz, sondern es muss immer verbunden sein mit einer inneren Arbeit an sich selbst. In jeder (wirklichen und filmischen) Begegnung steckt eine persönliche Herausforderung, steckt der Schock des Anderen, der überwunden werden will, nicht durch das Gleichmachen des Fremden, sondern durch die Akzeptanz der Existenz des Anderen an sich.

Angst essen Seele Auf

(BRD 1974, R: Rainer Werner Fassbinder, 89 Min.)
Die verwitwete Putzfrau Emmi und der 20 Jahre jüngere Marokkaner Ali passen auf den ersten Blick nicht zusammen, sind aber glücklich miteinander - für Emmis Umgebung eine absurde Vorstellung. In seiner (...) Synthese von klassischem Hollywood-Melodram und kritischer Gesellschaftsstudie bewies Rainer Werner Fassbinder, wie man Gegensätze überwindet.
Quelle: Externer Link: https://programm.ard.de/TV/3sat/angst-essen-seele-auf/eid_280071526292023

Ein wichtiges Thema sind hier die Grenzen zwischen Menschen und ihre filmische Inszenierung – durch den Raum, die Kameraarbeit, den Blick, das Schauspiel und die Figurenführung. Diese Grenzarbeit spitzt sich zu, wenn der Film zeigt, wie die Protagonistin schließlich an ihre eigenen Grenzen in sich selbst gelangt.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Deutsch, Arabisch


Armageddon

(Ö 2018, R: Kurdwin Ayub, 5 Min.)
Anton und Franz leben zusammen seitdem sie 1938 gebissen und in Vampire verwandelt wurden. Nun haben wir das Jahr 2138. Sie erzählen von den Schwierigkeiten Vampire zu sein und von der Zeit, die sich immer zu wiederholen scheint.
Quelle: Externer Link: https://www.sixpackfilm.com/de/catalogue/2481/

Humor und Satire werden hier unglaublich gut genutzt, um Rassismus und kleinbürgerliche Menschenverachtung vorzuführen. Auch wenn die Regisseurin als Filmfigur aufgefressen wird, als Künstlerin wird sie den Kampf gewinnen!

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Deutsch


Arrival

(USA/CAN 2016, R: Denis Villeneuve, 116 Min.)
"Language is the first weapon drawn in a conflict“, zitiert der Physiker Ian Donnelly die ihm gegenübersitzende Linguistikprofessorin Dr. Louise Banks. Doch befinden sich die beiden nicht bei einer Tagung, sondern in einem Militärhubschrauber auf dem Weg zu einem in Montana gelandeten unbekannten Flugobjekt. [...] Banks hat als Sprachexpertin den Auftrag, die Kommunikation zwischen ihrer Regierung und den sich passiv verhaltenden Ankömmlingen aufzubauen. Weitaus schwieriger als die Kontaktaufnahme mit einer außerirdischen Lebensform gestaltet sich jedoch die Korrespondenz der Staaten untereinander. Meinungsverschiedenheiten auch innerhalb der Regierungen führen zu internationalen Spannungen, wodurch dieses historische Ereignis in eine globale Katastrophe zu münden droht.
Quelle: Externer Link: https://www.shivers.de/arrival/

Kombination von Interkultur und Science-Fiction, wobei hier dieser Aspekt zunächst nicht erwartet wird, obwohl das Genre eigentlich prädestiniert dafür wäre. Die Übersetzung des Begriffes "Alien“ vereint schließlich die Begriffe Fremder, Ausländer und Außerirdischer.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Englisch, Russisch, Mandarin


BlacKkKlansman

(USA 2018, R: Spike Lee, 136 Min.)
1972 tritt Ron Stallworth als erster Afroamerikaner seinen Polizeidienst in Colorado Springs an. Zunächst wird er im Archiv beschäftigt und muss rassistische Anfeindungen mancher Kollegen aushalten. Doch bald steigt der motivierte Neuling zum verdeckten Ermittler auf. Er kontaktiert den örtlichen Verband des Ku-Klux-Klan, der zur Gewinnung neuer Mitglieder in der Zeitung inseriert hatte. Am Telefon gibt er sich als überzeugter Rassist aus. Weil Ron aber nicht in persona auftreten kann, übernimmt das sein Kollege Flip Zimmerman. Während Ron telefonisch eine radikale Gesinnung vorgaukelt, infiltriert Flip die Organisation als sein weißes Double. Der Film zieht klare Parallelen zur Gegenwart.
Quelle der Synopsis: Externer Link: https://www.schulkinowochen-hessen.de/blackkklansman/

Ein angriffslustiger und satirischer Film gegen Rassismus, der trotz seiner Ernsthaftigkeit äußerst witzig, bissig und selbstironisch an das Thema herangeht.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Englisch


Der Elefantenmensch (The Elefant Man)

(USA/GB 1980, R: David Lynch, 123 Min.)
England im späten 19. Jahrhundert. Der "Elefantenmensch“ John Merrick leidet seit seiner Kindheit unter schwerwiegenden körperlichen Missbildungen, vor allem sein Kopf und Oberkörper sind stark deformiert. Von einem [...] Schausteller wird er auf Jahrmärkten als seltene Kuriosität ausgestellt und vom sensationslüsternen Publikum begafft. Doch dann wird der Chirurg Frederick Treves auf seinen Fall aufmerksam und nimmt ihn mit sich nach London, um ihn dort zu untersuchen und ihm ein menschenwürdiges Zuhause im Hospital zu geben. Nach anfänglicher Skepsis ist schließlich auch das dortige Personal einverstanden, als sich zeigt, dass in dem "Elefantenmenschen“ ein sensibler und intelligenter Charakter schlummert. Doch trotz der fruchtbaren Bemühungen des Arztes, John Merrick in die Gesellschaft einzuführen, ist dieser auch hier nicht sicher vor der menschlichen Grausamkeit.
Quelle: Externer Link: https://www.arthaus.de/der_elefantenmensch

In der Begegnung zwischen dem "Elephant Man“ und der Frau des Arztes liegt eine ganz besondere Qualität: die Fähigkeit von sich selbst zu abstrahieren, das heißt, nicht sich selbst im Anderen zu suchen, sondern den anderen in all seiner Fremdheit wahrzunehmen.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Englisch


Isadoras Kinder (Les Enfants D'Isadora)

(F/KOR 2019, R: Damien Manivel, 84 Min.)
Nach dem Unfalltod ihrer beiden Kinder im April 1913 choreografierte Isadora Duncan, die Begründerin des modernen Tanzes, ein Solo mit dem Titel Mutter, in dem sie dieses traumatische Erlebnis in einem zarten Bewegungszauber zu exorzieren versuchte. Ein Jahrhundert später konfrontieren sich vier sehr unterschiedliche Tänzerinnen mit dem künstlerischen Erbe einer persönlichen Tragik.
Quelle: Externer Link: https://lestudio.at/programm/isadoras-kinder-les-enfants-disadora/

Ein Film, der interkulturelle Grenzen auflöst, indem er in der Bewertung von Abläufen nicht nach Andersartigkeit, sondern nach Wahrhaftigkeit fragt. Der Blick richtet sich dabei auf das zutiefst Humane im Menschen, und forscht auf existentielle Art und Weise nach dem ganz eigenen Ausdruck eines Jeden.

Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Französisch


Moonlight

(USA 2016, R: Barry Jenkins, 151 Min.)
In MOONLIGHT erzählt Regisseur Barry Jenkins die berührende Geschichte von Chirons Heranwachsen, aufgeteilt in drei Kapitel. Wir begegnen Chiron zuerst als schüchternem, in sich gekehrten Zehnjährigen, der von seinen Mitschülern gehänselt und verächtlich "Little“ genannt wird. Ausgerechnet der in der Nachbarschaft gefürchtete Drogendealer Juan avanciert zu seinem Ziehvater. Er schenkt dem Jungen die Aufmerksamkeit und Geborgenheit, die Chiron zu Hause schon lange nicht mehr bekommt, und zeigt ihm, was Vertrauen bedeutet: zu anderen und in sich selbst.
Quelle: Externer Link: https://www.fluter.de/moonlight-filmkritik

Ein Film, in dem gängige Klischeevorstellungen von Hautfarbe und Konzepte von Legalität bzw. Illegalität überwunden werden und völlig neue Wertungen entstehen. Wichtig ist dabei der persönliche Weg von Unsicherheit zu Vertrauen im Protagonisten.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Englisch


Om

(GB 1986, R: John Smith, 4 Min.)
Die Konfrontation mit unserem eigenen hermeneutischen Vorgehen: Wie entsteht unser Bild von der Welt und wie sehr können wir uns doch damit täuschen!

Altersfreigabe: nicht geprüft
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: keine gesprochene Sprache


Philadelphia

(USA 1993, R: Jonathan Demme, 125 Min.)
Anwalt Andrew Beckett gewinnt gegen seinen Kollegen Joe Miller vor Gericht und auch sonst läuft es gut für den karrierebewussten jungen Mann. Doch wenige Monate später wird Beckett von seiner Kanzlei entlassen, als seine Chefs herausfinden, dass er homosexuell ist und Aids hat. Ausgerechnet mit Hilfe Millers, der selbst eine Abneigung gegen Homosexuelle hegt, will Beckett gegen seine früheren Arbeitgeber klagen. Dieser weigert sich zunächst, nimmt sich dann aber doch des Falles an.
Quelle: Externer Link: https://programm.ard.de/TV/arte/philadelphia/eid_287241705641478

Beeindruckend, wie die Haltung des Publikums geführt wird: wem stehe ich nahe, wem nicht? Filmisch ganz besonders genau inszeniert wird der Moment, in dem in Anwalt Miller die Abwehr gegenüber dem Fremden zusammenbricht – und wie er sich dadurch selbst verändert.

Altersfreigabe: freigeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 12 Jahren.
Originalsprachen: Englisch


Solange es Menschen gibt (Imitation of Life)

(USA 1959, R: Douglas Sirk, 124 Min.)
Die junge Witwe Lora Meredith möchte trotz ihrer kleinen Tochter Susie Karriere als Schauspielerin machen. So freut sie sich über die Bekanntschaft mit der Afroamerikanerin Annie Johnson, die ebenfalls ihre kleine Tochter Sarah Jane allein erzieht, und engagiert sie als Kindermädchen. Als die Mädchen heranwachsen, verschärfen sich die Konflikte mit ihren Müttern. Während Susie ihrer Mutter Vernachlässigung vorwirft, verleugnet Sarah Jane ihre Abstammung. Quelle: Externer Link: https://programm.ard.de/TV/arte/solange-es-menschen-gibt/eid_28724550219893

Ein offenkundig nicht politisch korrekter, aufklärerischer Film. Vielmehr interessiert hier die Frage, wer wie auf wen blickt. Auch der/die Zuschauer/in muss sich mit seinem/ihrem Blick auf die Figuren und die Narration auseinandersetzen. Dabei werden Rollenvorstellungen sowohl bestätigt, als auch unterlaufen.

Altersfreigabe: freigegeben ab 12 Jahren
Altersempfehlung: ab 12 Jahren
Originalsprachen: Englisch


The Farewell

(USA 2019, R: Lulu Wang, 101 Min.)
Als die in New York aufgewachsene Billi von ihren Eltern erfährt, dass ihre geliebte Großmutter Nai Nai in China nur noch kurz zu leben hat, steht ihr Leben Kopf. Die Familie beschließt, Nai Nai im Ungewissen zu lassen und ihr die tödliche Krankheit zu verschweigen. Um die plötzliche Anwesenheit der ganzen Familie plausibel zu erklären, wird kurzerhand eine Spontan-Hochzeit organisiert. Während Billi versucht, die Lüge aufrecht zu erhalten, stößt sie auf Dinge, die ihr eigenes Leben verändern. Es ist die Chance, sowohl das Land ihrer Eltern als auch den wundersamen Geist ihrer Großmutter wieder zu entdecken. Quelle: Externer Link: https://www.polyfilm.at/film/the-farewell/

In dieser Beziehung zwischen der Großmutter und ihrer Enkelin, zwischen China und Amerika, wird all das inszeniert, was Interkultur bedeutet.

Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Originalsprachen: Mandarin, Englisch, Japanisch, Italienisch

Fussnoten

Martina Döcker lebt und arbeitet als Filmautorin und Hochschullehrerin in Berlin. Sie unterrichtet Film an der Filmakademie Baden-Württemberg und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste in Berlin. Ihre Dokumentarfilme waren auf Festivals, im Kino und im Fernsehen zu sehen.