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Fortbildung "Interkulturelle Filmbildung" für Multiplikator/-innen | Interkulturelle Filmbildung | bpb.de

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Fortbildung "Interkulturelle Filmbildung" für Multiplikator/-innen Konzept: Dr. Martin Ganguly und Aurora Rodonò

Aurora Rodonò Martin Ganguly

/ 4 Minuten zu lesen

Begegnung & Perspektive

Gegenstand der Fortbildung Interkulturelle Filmbildung ist die Befragung einer interkulturellen und diskriminierungskritischen Haltung im Kontext von Filmen, die die Themen Migration, Flucht sowie die Kategorien bzw. Denkfiguren Race und Exotismus verhandeln. Dabei steht die konkrete Begegnung mit dem Film im Zentrum. Gleichzeitig geht es darum, den eigenen Blick zu befragen und dominante Narrative und Ikonographien zu demontieren. Ausgehend von der Beschreibung filmisch-künstlerischer Strategien und der Erarbeitung von Kontextwissen, wollen wir die unterschiedlichen Bildpolitiken sowie die (Un-)Möglichkeiten einer emanzipatorischen Filmbildung erforschen. Die Fortbildung ist nicht als "Anleitung" für eine interkulturelle Filmarbeit konzipiert und stellt folglich keinen fertigen Werkzeugkasten zur Verfügung. Vielmehr geht es darum, verschiedene Lektüre- und Produktionsmodi kennenzulernen, diese (und die Filme) historisch einzuordnen und sie darüber hinaus mit der außerfilmischen Realität gegen zu lesen, um für die Herausbildung eines (diskriminierungs-)kritischen und transkulturellen Auges zu sensibilisieren.

Modul 1: Vorstellungsrunde (60 Minuten)

* Kennenlernspiel I
* Kurze Einführung ins Thema "rassismuskritische Filmvermittlung"
* Klärung des Gegenstandes und der Begriffe
Methode: Spiel - Input/Kurzvortrag – Diskussion im Plenum
Ziel: Lernsetting etablieren und Inhalte präsentieren, Begriffsklärung, Absprachen für die gemeinsame Arbeit

Modul 2: Begegnungen im Film 1 – die Konfrontation in der Begegnung

(75 Minuten)
Zwei Filmausschnitte – zwei historisch verortete Begegnungen mit immanenten rassistisch geprägten Konfrontationen. Beide Filmgeschichten spielen in den USA. Bei Anthony Mann (1860er-Jahre – Unterdrückung der indigenen Bevölkerung) wird physische Gewalt angewandt, bei Spike Lee (1970er – Unterdrückung von Afroamerikanern) verbale Gewalt.

* Filmausschnitt aus "Devil’s Doorway" (Anthony Mann, USA 1950, 84 min)
* Filmausschnitt aus "BlacKkKlansman" (Spike Lee, USA 2018, 136 min)

Analyse der Szenen und der interpersonellen Kommunikation/Konfrontation auf verschiedenen Ebenen. Reflexion des historischen Kontexts. Bezug zu Möglichkeiten der Auseinandersetzung bei rassistischen "Angriffen" in der heutigen Zeit.
Sozialformen: Präsentation, Gruppengespräch, Diskussion
Didaktisch-methodische Lernaspekte: Durch Vergleich von drei Zeitebenen (im Film/ Eigenerfahrungen) und mehrerer Angriffs- und Verteidigungsstrategien sowohl in der Analyse wie auch im interaktiven Gespräch erfahren die Teilnehmer/innen verschiedene Positionen und Blickwinkel und übertragen diese Begegnung von Abgebildeten und Sehendem auf eigene Selbst- und Fremdwahrnehmung in unterschiedlichen Kontexten.

Modul 3: Perspektive & Begegnung (75 Minuten)

Filmlektüre: Eine Frage der Haltung - Das Kino und die Perspektive der Migration, Reflexion zu den Themen Blickregime, Perspektive & Autonomie der Migration am Beispiel zweier Filme migrantischer Filmemacher/innen.
Lektüre eines Textausschnittes von Stuart Hall zur kulturellen Identität.

* Filmausschnitt "Kleine Freiheit" (Yüksel Yavuz, D 2004, 97 min)
* Filmausschnitt "Fremde Haut" (Angelina Maccarone, D 2005, 97 min)

Methode: Sichtung im Vergleich – Lektüre – Diskussion im Plenum
Didaktisch-methodische Lernaspekte:
* Sichtungspraxis und kollektive Bildbeschreibung,
* Vermittlung von Kontextwissen: Migrationsgeschichte, Filmgeschichte

Modul 4: Begegnungen im Film 2 - Die Unsicherheit der Begegnung

(75 Minuten)
Filmausschnitte/Standbilder zu Begegnungen unterschiedlicher "Paare", die verschiedene Herkunftsgeschichten, Hautfarben und sexuelle Orientierungen aufweisen. Bei Fassbinder sind es die 60jährige deutsche Frau und der ungefähr zwanzig Jahre jüngere, marokkanische, eingewanderte Mann, bei Frears zwei britische junge Männer, der eine mit pakistanischen Vorfahren. Es werden Strategien des Zusammenkommens der jeweiligen Paare aufgezeigt, die trotz ablehnendem/ausgrenzendem Verhalten der umgebenden (Peer-)Gruppen diese Begegnungen ermöglichen und etablieren.

* Filmausschnitt aus "Angst essen Seele auf" (Rainer Werner Fassbinder, D 1974, 94 min) (auch Standbilder etc.)
* Filmausschnitt aus "My beautiful Laundrette" (Stephen Frears, GB 1985, 93 min)

Assoziationsspiel (soziometrisch im Raum oder bildnerisch auf Papier) zum Titel "Angst essen Seele auf", Analyse von Figurenkonstellation & Raum zu den einzelnen Filmausschnitten und dann im Vergleich, Reflexion zu Begegnungen "unterschiedlicher" Menschen im Kontext einer (Peer-)Gruppe.

Sozialformen: Spiel/Einzel- oder Partnerarbeit (je nach Gruppe), Präsentation, Gruppengespräch, Diskussion
Didaktisch-methodische Lernaspekte: Durch den Vergleich unterschiedlicher Beziehungsebenen, sowohl innerhalb der jeweiligen Gruppen (zu denen die Einzelpersonen der Filmpaare gehören) wie auch der jeweiligen Paar-Konstellationen sollen in der Analyse, wie auch im interaktiven Gespräch die Teilnehmer/innen Strategien erkennen und verstehen, die Begegnungen trotz gesellschaftlicher Vorurteile und Ablehnung möglich machen. Die genaue Reflexion der verschiedenen Positionen und Blickwinkel soll den Zuschauer/innen dazu verhelfen, diese Strategien auf die eigene Selbst- und Fremdwahrnehmung in unterschiedlichen Kontexten anzuwenden.

Modul 5: Perspektivenwechsel (75 Minuten)

Filmlektüre: Counter-Narratives & Migrantische Selbstrepräsentationen:
Analyse von Filmen/Videos, die sich explizit als Selbstrepräsentationen verstehen bzw. in denen der Film zur politischen Praxis, zur Aktion wird, um in hegemoniale (Bild-) Ordnungen zu intervenieren.

* Filmausschnitt aus "An der Seite der Braut" (Antonio Augugliaro, Gabriele del Grande und Khaled Soliman Al Nassiry, IT 2014, 90 min)
* Filmausschnitt aus "Asmat" (Dagmawi Yimer, IT 2014, 18 min)
* Kurzfilm “Semra Ertan” (Cana Bilir-Meier, D 2013, 7:30 min)


Methode: Sichtung im Vergleich – Diskussion im Plenum
Didaktische-methodische Lernaspekte:
* Sichtungspraxis und kollektive Bildbeschreibung,
* Vermittlung von Kontextwissen: Migrationsgeschichte, Filmgeschichte europäisch,
* Formanalyse: das Politische der Form

Modul 6: Wrap-Up (30 Minuten)

Zusammenfassung des Tages und Feedback an die Dozent/innen
Methode: Blitzlicht im Plenum
Ziel: Vergewisserung des Lernprozesses, Manöverkritik und emotionales Check-Out

Fussnoten

Aurora Rodonò ist Diversity-Managerin am Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, außerdem Lecturer am Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln und freie Kulturarbeiterin/Kuratorin an der Schnittstelle zwischen Migration, Antirassismus und Kunst/Kultur. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V. (DOMiD) und hat hier das Forschungs- und Ausstellungsprojekt Projekt Migration mitrealisiert. Anschließend war sie Juniorprofessorin (in Vertretung) für italienische Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Romanistik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, von 2012 bis 2014 Projektreferentin bei der Akademie der Künste der Welt/Köln. Aurora Rodonò ist aktiv im Bündnis Tribunal NSU-Komplex auflösen und Mitglied im Kölner »Filmclub 813«.

Dr. Martin Ganguly ist Filmpädagoge, Autor, Lehrer, Coach und Dozent in der Lehrer/-innenausbildung. Er leitet als Filmpädagoge das Schulprojekt der Sektion Generation der Internationalen Filmfestspiele Berlin und ist im Auswahlgremium der Schulkinowochen und war langjähriger Prüfer der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle Kino).