Mit Frankensteins Monster und dem Maschinenmenschen aus METROPOLIS standen künstliche Wesen am Anfang der Science-Fiction. Zwischenzeitlich fast verschwunden, sind sie heute kaum mehr wegzudenken. In modernen Science-Fiction-Filmen wimmelt es von mechanischen Robotern, genetisch erzeugten Androiden und von Cyborgs, besonders spektakuläre Wesen aus einer Mischform von organischen Anteilen und künstlichen Prothesen. Im Zeitalter von Gen- und Biotechnik und der durchgehenden Digitalisierung des Alltags – inklusive implantierter Datenchips im menschlichen Körper – erscheinen sie kaum mehr als Utopie. Ihr Ursprung liegt jedoch im antiken Prometheus-Mythos und der Frage: Was ist der Mensch?
Eine neue Welle der Science-Fiction-Literatur in den 1960er- und 1970er-Jahren widmete sich dieser Frage überaus ernsthaft und bewirkte eine generelle Bewegung des Genres weg vom "outer space" (der Weltraum und Außerirdische) hin zum "inner space" menschlicher Erfahrung. Zu ihr gehören neben Autoren und Autorinnen wie der utopischen Feministin Ursula K. Le Guin und J.G. Ballard insbesondere Philip K. Dick, auf dessen Werk u.a. unser Doppelprogramm-Film BLADE RUNNER beruht. Nach der Kurzgeschichte "Superspielzeug hält den ganzen Sommer" von Brian Aldiss entstand später A.I. – ARTIFICIAL INTELLIGENCE (A.I. – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ, USA 2001, R: Steven Spielberg). Behandelt werden philosophische und spirituelle Fragen, die mit der zunehmenden Ähnlichkeit von Mensch und Maschine in den Mittelpunkt rücken. Was ist Intelligenz? Was ist Emotion? Wie wirken sich Veränderungen am Erbgut oder die Selektion anhand genetischer Merkmale wie in GATTACA (1997) auf die menschliche Psyche aus? Sie bilden aber auch das Rückgrat eher kommerziell ausgerichteter Filme wie TERMINATOR (1984) und ROBOCOP (USA 1987, R: Paul Verhoeven), in denen Cyborgs vor allem als Kampfmaschinen auftreten, oder selbst der harmlosen Komödie WEIRD SCIENCE (L.I.S.A. – DER HELLE WAHNSINN, USA 1985, R: John Hughes), in der sich zwei Teenager eine Traumfrau erschaffen – nach Sichtung eines FRANKENSTEIN-Films.
Das Thema künstlicher Intelligenz hat auch eine "körperlose" Variante. Besonders berühmt wurde der Bordcomputer HAL 9000 in 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968), der neurotisches Verhalten entwickelt und die geplante Jupiter-Mission alleine fortführen will. In MINORITY REPORT (USA 2002, R: Steven Spielberg), ebenfalls nach einer Erzählung von Philip K. Dick, erkennt und verhindert die Polizei des Jahres 2054 Verbrechen, bevor sie begangen werden (unter dem Begriff des "Precrime-Policing" wurden entsprechende Algorithmen inzwischen entwickelt). Infrage steht stets die Gefahr, die von diesen ursprünglich menschlichen Erfindungen ausgeht, sobald sie die menschliche Intelligenz übertreffen.
Die noch in den 1950er-Jahren praktikable Lösung, seelenlose Roboter oder auch Außerirdische anhand ihres Mangels an menschlichen Gefühlen wie Empathie, Liebe und Sexualität – etwa durch einen Kuss – eindeutig zu identifizieren, gerät allerdings immer mehr ins Wanken. Gehören doch heutige Androiden und Cyborgs inzwischen zu den Sympathieträgern. Das gilt für den mit einem Emotionschip ausgestatteten Data, eine der beliebtesten Figuren des ENTERPRISE-Nachfolgers STAR TREK: THE NEXT GENERATION (1987-94), die Replikanten von BLADE RUNNER, die traurigen Genmutationen in GATTACA, aber selbst für den unglücklichen HAL 9000.
GlossarDie drei Gesetze der Robotik
Die "drei Gesetze der Robotik" wurden 1942 von dem russisch-amerikanischen Schriftsteller Isaac Asimov (1920-1992) formuliert. Sie wurden unmittelbar zum festen Bestandteil der Science-Fiction und lauten:
Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem ersten oder zweiten Gesetz widerspricht.
Mit diesen seiner Ansicht nach logischen und notwendigen Formeln wollte Asimov dem Frankenstein-Mythos ein positives Bild künstlicher Gehirne entgegensetzen und folgte ihnen in seinen Kurzgeschichten. Teile seiner Erzählungen wurden im Film I, ROBOT (USA/D 2004, R: Alex Proyas) aufgenommen. Auch der berühmte Roboter Robby in FORBIDDEN PLANET (ALARM IM WELTALL, USA 1956, R: Fred M. Wilcox) ist nach diesen Grundsätzen konstruiert. Der Begriff "Roboter" ist eine Schöpfung des tschechischen Dramatikers Karel Čapek aus dem Jahr 1920 (aus dem Tschechischen: "robota" = Fronarbeit). In seinem Stück "R.U.R." rebellieren die Kunstmenschen gegen die Menschheit.