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Ablauf und Filmgespräch | Klassiker sehen – Filme verstehen | bpb.de

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Ablauf und Filmgespräch

/ 4 Minuten zu lesen

Hinweise für Coaches und Lehrende zum Ablauf

Das Screening der beiden Filme, zuerst Vertigo (Vertigo – Aus dem Reich der Toten, USA 1958, R: Alfred Hitchcock) und im Anschluss La Mariée était en noir (Die Braut trug schwarz, F 1967, R: François Truffaut) ist der zentrale Moment des Programms. Die Sichtung wird von einem Coach moderiert. Sollte die Vorführung von einem/r Lehrenden geleitet werden, übernimmt diese/r die Rolle des Coachs und sollte sich entsprechend in die Filme einarbeiten. Es wird eine Einführung mit einem Vorgespräch geben, bei dem das Vorwissen der Schüler/innen zusammengeführt wird.
Die Einführung zu den Filmen selbst (jeweils 10-15 Minuten) beinhaltet auch Beobachtungsaufgaben. Die weiterführenden Informationen zu den Filmen, die der/die Lehrende im Vorfeld erhalten, sollen möglichst nur teilweise vorgestellt werden, da die originäre Begegnung der Jugendlichen mit den Filmen im Vordergrund steht.

Nach den Filmsichtungen gibt es ein ausführliches Nachgespräch (45-60 Minuten), das den Schüler/innen einen Bezug zu den Filmen und auch zu ihrer eigenen Sicht auf Themen, Zeit und Filme ermöglicht. Die Braut trug schwarz (FSK 16) enthält einige Gewaltszenen, die in ihrer Form und Intensität nicht annähernd mit Gewaltszenen in dem James-Bond-Film Skyfall (James Bond 007 – Skyfall, GB/USA 2012, R: Sam Mendes) oder dem Fantasyfilm The Hobbit: The Desolation of Smaug (Der Hobbit – Smaugs Einöde, USA/NZ 2013, R: Peter Jackson) zu vergleichen sind. Diese beiden Filme haben im Gegensatz zu Die Braut trug schwarz die FSK-Freigabe 12 erhalten, da Filme heute oft anders bewertet werden als vor über zwanzig Jahren. Dennoch sollte in diesem Zusammenhang folgendes beachtet werden:

Hinweis zu Gewaltdarstellung

"Noch wichtiger für die Filmrezeption (…) sind persönliche Medien- und Alltagserfahrungen – auch im Zusammenhang mit Gewalt. Die Wirkung eines Films und die subjektive Wahrnehmung der Gewaltdarstellung lassen sich daher nur annäherungsweise bestimmen. Folglich dürfen Schüler/innen nicht gezwungen werden, den Film zu sehen oder Aufgaben zu bearbeiten, die sich explizit auf die Gewaltszenen beziehen. Sie müssen auf solche Szenen vorab hingewiesen und dabei in ihrem natürlichen Selbstschutzinstinkt bestärkt werden, für kurze Momente die Augen und Ohren zu schließen. Und sie sollten auch das Recht haben, den Kinosaal für wenige Minuten verlassen zu dürfen."

Zitat: Holger Twele: Die Darstellung von Gewalt in 12 Years a Slave, kinofenster.de, 8.1.2014: Externer Link: www.kinofenster.de/film-des-monats/aktueller-film-des-monats/die-darstellung-von-gewalt-in-12-years-a-slave/

Zum Filmgespräch

Nachdem die Schüler/innen im Unterreicht in das Thema, Genre und das Leben und Werk der beiden Regisseure eingeführt wurden, findet direkt vor der Sichtung der beiden Filme im Kino ein kurzes Gespräch statt. Hier werden die wichtigen Punkte zum Vorwissen über die Regisseure gesammelt sowie einige Erfahrungen der Schüler/innen mit Kriminalfilmen abgefragt (ca. 10 Minuten).

Mögliche Beobachtungsaufgaben

Hier finden Sie Anregungen zu möglichen Beobachtungsaufgaben, aus denen der Coach oder ggf. der/die Lehrer/in zwei bis vier für die Schüler/innen auswählt.

  • Wie entwickeln sich in beiden Filmen Kriminalfilm und Liebesgeschichte? Welche Ereignisse sind für die Entwicklung der Spannung (Suspense) entscheidend?

  • Merken Sie sich Szenen, die Sie besonders spannend oder aussagekräftig finden. Achten Sie bei diesen Szenen auf die visuelle Gestaltung:

    • Welche Kamerafahrten werden verwendet?

    • Wie sind Farbe und Licht gesetzt?

    • Achten Sie auch auf die Tonebene: Welche Bedeutung hat die gesprochene Sprache, welche die Geräusche? Wann und in welcher Form wird Musik eingesetzt? Welche Art von Musik (gesungen, symphonisch etc.) Wo gibt es musikalische Leitmotive?

  • Wie wird das Verhältnis der Figuren untereinander dargestellt? Welche Formen von Beziehungen, beziehungsweise erotischen Spannungen werden dargestellt?

  • Vergleichen Sie das Frauenbild beider Filme. Inwiefern erkennen Sie darin auch das Bild einer Gesellschaft und ihrer sich wandelnden Moralvorstellungen?

  • Wie wird Gewalt dargestellt? Was sind ihre kriminellen Motive?

  • Entdecken sie Ähnlichkeiten bei Hitchcock und Truffaut? Oder wirken ihre Filme grundverschieden?

  • Welche Schauspieler/innen fanden Sie besonders eindrücklich? Beschreiben Sie, was Sie an ihren Darstellungen besonders gelungen fanden.

  • Worin unterscheiden sich die Filme von heutigen Kriminalfilmen, etwa im Hinblick auf Kamera und Schnitt aber auch auf Gewaltszenen?

Ablauf des Screenings

Screening

:

Vertigo – Aus dem Reich der Toten
129 Minuten

Gespräch nach Vertigo – Aus dem Reich der Toten
(ca. 10-15 Minuten, die Fragen können auch teilweise im Nachgespräch verwendet werden und in Vergleich zum zweiten Film gesetzt werden)

  • persönliche Einschätzung der Schüler/innen

  • Charakterisierung der Hauptfiguren Scottie und Madeleine/Judy

  • Schauspiel Kim Novaks in der Doppelrolle Madeleine/Judy

  • Spannungsaufbau, Suspense (Mysterium um Carlotta Valdes, Judys Brief)

  • Funktion und Machart von Szenen mit besonders aussagekräftiger Bildsprache (Vorspann, Madeleine auf den Spuren Carlottas, Turmszenen mit Vertigo-Effekt)

  • inhaltliche Verbindung von Filmtitel, Spiralmotiv und Scotties "Schwindel" (engl.: vertigo)

  • Lichtgestaltung, Farbgebung (Rot-Grün-Kontraste)

  • Musik- und Tongestaltung (musikalische Motive, dialogfreie Szenen)

  • kriminelle Handlung (Bezug zu anderen Filmen Hitchcocks und zum Film Noir)

  • Fragerunde (Q&A)

Kurze Pause vor dem zweiten Screening

Screening:

Die Braut trug Schwarz
103 Minuten

Gespräch nach Die Braut trug Schwarz
(speziell zum Film und im Vergleich zum Hitchcock-Film ca. 45-60 Minuten)

  • persönliche Einschätzung der Schüler/innen

  • dramaturgischer Aufbau (Planung und Durchführung der Morde)

  • Form und Funktion der Rückblenden (stückweise Enthüllung der Vorgeschichte)

  • Verlegung der Handlung nach Südfrankreich (statt düsterer amerikanischer Großstadt)

  • Farbgestaltung (Film Noir in Farbe – ein gelungener oder missglückter Versuch?)

  • Musik- und Tongestaltung (Komponist Bernard Herrmann – ähnliche Musik wie in Hitchcock-Filmen, Einsatz von bekannten Musikstücken)

  • Charakterisierung der Hauptfigur

  • Bedeutung der Nebenfiguren für die Narration, Charakterisierung der männlichen Nebenrollen

  • Zitate und Ähnlichkeiten zu Hitchcock (Julie als Femme fatale, suggestive Kamerafahrten, viele Szenen bei Tageslicht)

  • Aufbau der Spannung im Vergleich zu Hitchcock (Entwicklung des Suspense)

  • Darstellung des Lebens in den 1960ern im Vergleich zu den 1950ern

  • Vergleich Kriminalfilme heute zu den beiden gezeigten Filmen unter Einbeziehung der Seherfahrung der Schüler/innen

  • abschließende Fragerunde (Q&A)

Fussnoten