Dieses Programm verwendet für den Animationsfilm den Begriff Gattung. Der der Literaturwissenschaft entlehnte Begriff Genre (von französisch: genre = Gattung) wird zur Kategorisierung von Filmen verwendet und bezieht sich auf eingeführte und im Laufe der Zeit gefestigte Erzählmuster, Motive, Handlungsschemata oder zeitliche und räumliche Aspekte. Häufig auftretende Genres sind beispielsweise Komödien, Thriller, Western, Action-, Abenteuer-, Fantasy- oder Science-Fiction-Filme. Filmgenres sind jedoch nicht mit Filmgattungen zu verwechseln, die übergeordnete Kategorien bilden und sich im Gegensatz zu Genres vielmehr auf die Form beziehen. Zu Filmgattungen zählen etwa Spielfilme, Dokumentarfilme, Experimentalfilme oder Animationsfilme.
Quelle: Externer Link: http://www.kinofenster.de/lehrmaterial/glossar/GHIJ
Einführung in das Projekt
Animationsfilme, fälschlicherweise häufig als Zeichentrickfilme bezeichnet, gelten vorrangig als Filme für Kinder. Dabei ist gerade diese Filmgattung (s. Kasten) nicht nur in Bezug auf die Zielgruppe, sondern auch im Hinblick auf ihre filmgeschichtliche Entwicklung überaus vielfältig. Mit einem Triple-Feature, bestehend aus einem Vorfilm und zwei Langfilmen, bietet dieses Programm einen möglichst umfassenden Einblick in die Fülle von Animationsformen des 20. Jahrhunderts. Alle drei Filme erzählen auf unterschiedliche Weise und mit verschiedenen Genreelementen eine Variation des Märchens "Aladin und die Wunderlampe" aus der Geschichtensammlung von "Tausendundeiner Nacht".
Die Abenteuer des Prinzen Achmed (D 1926, R: Lotte Reiniger) gilt als ältester noch erhaltener abendfüllender Animationsfilm. In der ihr eigenen Silhouettentechnik (Scherenschnitt) schuf Lotte Reiniger noch zur Zeit des Stummfilms ein bis heute bewundertes Meisterwerk. In der Form eines Vorfilms, also ähnlich wie animierte Kurzfilme bis in die 1960er-Jahre hinein im Kino eingesetzt wurden, zeigt das Programm daraus das abgeschlossene Filmkapitel "Aladin und die Wunderlampe".
The Thief of Bagdad (Der Dieb von Bagdad, GB/USA 1940, R: Ludwig Berger, Michael Powell u.a.) ist eine aufwendige Produktion, die für ihre gekonnte Verbindung von Realfilm mit Puppentrickfilmelementen und Spezialeffekten 1941 einen von drei Oscars® erhielt. Dass diese Effekte als solche erkennbar sind, macht den in farbenprächtigem Technicolor gedrehten Abenteuer- und Fantasyfilm, der insgesamt durch seine sorgfältige Machart und virtuose Kameraarbeit besticht, umso liebenswerter und für Jugendliche und Erwachsene unterhaltsam.
Aladdin (USA 1992, R: John Musker, Ron Clements), eine voll animierte Adaption des Themas, ist der zweite Langfilm dieses Programms. Er verbindet Elemente des klassischen, in 2D animierten Disney-Films der 1930er- bis 1960er-Jahre mit moderner Computeranimation. Mit seiner Geschwindigkeit, seinem Humor und seinen Anspielungen ist er für ein Publikum aller Altersklassen gedacht. Besonders virtuos sind die Stimme und die Sprachmodulationen des Schauspielers Robin Williams, der den Dschinni, den Geist aus der Flasche, in der englischen Originalfassung spricht. Neben den Dialogen gibt es zahlreiche, von Alan Menken komponierte Songeinlagen, die das Märchenabenteuer auch zu einem Beispiel für das Genre des Filmmusicals machen.
Die drei Filme zeigen in eindrücklicher Form, wie sich der Blick auf ein Thema inhaltlich und technisch über fast siebzig Jahre verändert hat, wobei sich trotz unterschiedlicher Animationstechniken, Herkunftsländer und Darstellungsformen der Figuren auch zahlreiche Bezüge finden. Viele Figuren von Aladdin basieren beispielsweise auf den realen Darstellungen aus Der Dieb von Bagdad: So trägt Disneys Schurke, der Großwesir Jaffar, deutlich die Züge des deutschstämmigen Schauspielers Conradt Veidt, der diese Figur 1940 verkörpert hat.
Genaueres dazu findet sich in den vorbereitenden Texten (