Der Interviewband "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" ist ein Standardwerk der Filmliteratur. Mit der Veröffentlichung revolutionierte der junge Truffaut das Sprechen über Film und verhalf zugleich seinem Idol Hitchcock zur größeren künstlerischen Anerkennung. Kennengelernt hatten sich die beiden Künstler Mitte der 1950er-Jahre bei Hitchcocks Dreharbeiten zu To catch a Thief (Über den Dächern von Nizza, USA 1955). Die Begegnung führte zu einer Serie von Interviews zwischen 1962 und 1972, die in Buchform zunächst in Frankreich und dann in den USA und anderen Ländern veröffentlicht wurden. Auf die erste Ausgabe 1966 folgte 1983, nach Hitchcocks Tod, eine erweiterte Neufassung.
Zum Inhalt des Buches: In chronologischer Reihenfolge, also beginnend mit der Stummfilmzeit, besprechen die beiden Filmemacher Hitchcocks Filme und analysieren dabei oft sehr detailliert Handlung, Besetzung und technische Herausforderungen der Produktion. Der ältere Hitchcock zeigt sich von der Kenntnis seines Gesprächspartners geschmeichelt, übt aber auch immer wieder Selbstkritik. Hitchcocks Punkte bestätigten Truffauts eigene Ansichten, die er bereits selbst als junger Filmrezensent vertreten hatte. Wo er selbst Kritik übte, etwa an weniger gelungenen Ideen seines Vorbilds, gab ihm Hitchcock in der Regel Recht.
Bis zu Hitchcocks Tod blieben beide Filmemacher in Kontakt und schickten sich gegenseitig ihre Drehbücher. Der Brite überlegte gar, seinen präzisen Stil zu ändern und ähnlich wie Truffaut stärker mit Charakteren und Narration zu arbeiten. Dies wäre jedoch, so Hitchcock, "als wollte Mondrian wie Cézanne malen". Das über 50-stündige Gespräch ist nicht zuletzt ein gutes Beispiel für einen generationenübergreifenden Dialog, in dem beide Seiten voneinander lernen.