Hinweise für Coaches und Lehrende zum Ablauf
Das Screening der beiden Filme, zuerst High Noon (Zwölf Uhr mittags, USA 1952, R: Fred Zinnemann), dann Unforgiven (Erbarmungslos, USA 1992, R: Clint Eastwood), ist der zentrale Moment des Programms.
Die Sichtung wird von einem Coach moderiert. Sollte die Vorführung von einem/r Lehrenden geleitet werden, übernimmt diese/r die Rolle des Coachs und sollte sich entsprechend in die Filme einarbeiten.
Es wird eine Einführung mit einem Vorgespräch geben, bei dem das Vorwissen der Schüler/innen zusammengeführt wird. Die Einführung zu den Filmen selbst (jeweils 10-15 Minuten) beinhaltet auch Beobachtungsaufgaben.
Die weiterführenden Informationen zu den Filmen, die der/die Lehrende im Vorfeld erhalten, sollen möglichst nur teilweise vorgestellt werden, da die originäre Begegnung der Jugendlichen mit den Filmen im Vordergrund steht.
Nach den Filmsichtungen gibt es jeweils ein ausführliches Nachgespräch (45-60 Minuten), das den Schüler/innen einen Bezug zu den Filmen und auch zu ihrer eigenen Sicht auf Themen, Zeit und Filme ermöglicht.
Erbarmungslos (FSK 16) enthält einige Gewaltszenen, die in ihrer Form und Intensität ungefähr mit Gewaltszenen in dem James-Bond-Film Skyfall (James Bond 007 – Skyfall, GB/USA 2012, R: Sam Mendes) oder dem Fantasyfilm The Hobbit: The Desolation of Smaug (Der Hobbit – Smaugs Einöde, USA/NZ 2013, R: Peter Jackson) zu vergleichen sind. Diese beiden Filme haben im Gegensatz zu Erbarmungslos die FSK-Freigabe 12 erhalten, da Filme heute oft anders bewertet werden als vor über zwanzig Jahren. Dennoch sollte in diesem Zusammenhang folgendes beachtet werden:
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"Noch wichtiger für die Filmrezeption (…) sind persönliche Medien- und Alltagserfahrungen – auch im Zusammenhang mit Gewalt. Die Wirkung eines Films und die subjektive Wahrnehmung der Gewaltdarstellung lassen sich daher nur annäherungsweise bestimmen. Folglich dürfen Schüler/innen nicht gezwungen werden, den Film zu sehen oder Aufgaben zu bearbeiten, die sich explizit auf die Gewaltszenen beziehen. Sie müssen auf solche Szenen vorab hingewiesen und dabei in ihrem natürlichen Selbstschutzinstinkt bestärkt werden, für kurze Momente die Augen und Ohren zu schließen. Und sie sollten auch das Recht haben, den Kinosaal für wenige Minuten verlassen zu dürfen."
(Zitat: Holger Twele: Die Darstellung von Gewalt in 12 Years a Slave, kinofenster.de, 8.1.2014 : Externer Link: www.kinofenster.de/film-des-monats/aktueller-film-des-monats/die-darstellung-von-gewalt-in-12-years-a-slave/).
Erbarmungslos sollte deswegen unbedingt inhaltlich und formal gut vor- und nachbereitet werden.
Vor der Vorführung der beiden Filme können wichtige Punkte zum Vorwissen über die historische Verortung des Western, die Motive und Figuren des Genres, die unterschiedlichen Phasen des Western sowie Vorkenntnisse über bereits gesehene Western gesammelt werden (ca. 10 - 15 Minuten).
Mögliche Beobachtungsaufgaben
Was erfährt man über den "Wilden Westen" und über die Menschen, die dort lebten?
Wie sind die Filmerzählungen dramaturgisch strukturiert?
Welche Konflikte werden dargestellt und wie werden diese gelöst?
Welchen Stellenwert haben Rache bzw. Vergebung in den Filmerzählungen?
Beschreibung Sie das Produktionsdesign (Schauplätze, Landschaften)
Wie und mit welchen Begründungen werden Personen und ihre Handlungen moralisch kategorisiert?
Achten Sie auf Kostüme und Maske. Wie sind die Männer gekleidet, wie die Frauen? Was ist daran im Vergleich zur heutigen Zeit anders? Was verraten sie über die historische Zeit, was in diesem Zusammenhang über die Filmcharaktere?
Welche unterschiedlichen männlichen und weiblichen Charaktere werden im Film gezeigt?
Welche schauspielerischen Momente finden Sie in den folgenden Filmen besonders beeindruckend? Überlegen Sie, was Sie an diesen Darstellungen – auch im Zusammenhang mit der Gesamtinszenierung – für besonders gelungen halten und begründen Sie Ihre Meinung.
Welche Funktion hat das jeweilige Schlussduell (shootout) und wie wird dieses inszeniert?
Achten Sie bei Abschlusskonflikt beider Filme auf die visuelle Gestaltung:
Welche Einstellungsgrößen werden verwendet?
Welche Kamerafahrten und -schwenks fallen Ihnen auf?
Wie werden die Schnitte zur Spannungssteigerung eingesetzt?
Achten Sie auch auf die Tonebene beider Filme:
Wann und in welcher Form wird Musik in beiden Filmen eingesetzt?
Was trägt das zur spezifischen Western-Atmosphäre bei?
Beachten Sie die musikalische Form und Funktion der Leitmotive und ihre dramaturgische Funktion für den Film.
Ablauf des Screenings
Screening: Zwölf Uhr mittags
85 Minuten
Gespräch nach Zwölf Uhr mittags
(ca. 10-15 Minuten, die Fragen können auch teilweise im Nachgespräch verwendet und in Vergleich zum zweiten Film gesetzt werden)
persönliche Einschätzung der Schüler/innen
Darstellung des Wilden Westens (Landschaft, Architektur, Gerätschaften, Fortbewegungsmittel, Tiere)
Darstellung der Gesellschaft und der unterschiedlichen Charaktere in der Western-Kleinstadt Hadleyville
Besetzung, Charakterisierung und Beziehungen der Hauptfiguren und Nebenfiguren (moralische Kategorisierungen, Männer- und Frauenfiguren)
dramaturgische, die Spannung steigernde Elemente (Konflikt, Rachemotiv, Realzeit)
Bildkomposition und Bildmotivik (Uhr, Schienenstränge)
Musik und Leitmotiv als dramaturgisches und atmosphärisches Element
Bedeutung und Darstellung des Schlussduells (Kameraposition, Schnitte)
kurze Fragerunde (Q&A)
Kurze Pause vor dem zweiten Screening
Screening: Erbarmungslos
108 Minuten
Gespräch nach Erbarmungslos
(speziell zum Film und im Vergleich zu Zwölf Uhr mittags ca. 45-60 Minuten)
Persönliche Einschätzung der Schüler/innen
Darstellung des Wilden Westens (Landschaft, Architektur, Gerätschaften, Fortbewegungsmittel, Tiere)
Mythos des Western
Darstellung der Gesellschaft und der unterschiedlichen Charaktere in der Western-Kleinstadt Big Whiskey
Besetzung, Charakterisierung und Beziehungen der Hauptfiguren und Nebenfiguren (moralische Kategorisierungen)
Dramaturgische, die Spannung steigernde Elemente (Konflikt, Rachemotive der Männer und der Frauen)
Vergleiche zu unterschiedlichen Bildformaten und zur Schwarz-Weiß-Fotografie im Gegensatz zur Farbfotografie
Darstellung der Helden im Filmvergleich
Gary Cooper im Vergleich zu Clint Eastwood
Darstellung und Funktion der Frauencharaktere in beiden Filmen im Vergleich
Darstellung von Gut und Böse in beiden Filmen im Vergleich
Darstellung von Gewalt
Ähnlichkeit und Unterschiede in der Darstellung der Schlussduelle (Kameraposition, Schnitte, Aussage)
Ähnlichkeiten und Unterschiede im Einsatz von Filmmusik und musikalischem Leitmotiv
Vergleich Klassischer Western zum Spätwestern
Produktionsbedingungen der beiden Filme (Studiosystem, Stars und Budgetierung)
Form und Möglichkeiten des Western-Genres heute
abschließende Q&A-Runde
kurze Hinweise zu
Interner Link: "Phase 3: Begleitfilme und Arbeitsblätter für Schüler/innen" und den Bezugsfilmen