Hinweise für Coaches und Lehrende
Das Screening der Filme – zuerst das Filmkapitel "Aladin und die Wunderlampe" aus Die Abenteuer des Prinzen Achmed (D 1926, R: Lotte Reiniger) und dann die beiden Spielfilme Der Dieb von Bagdad (GB/USA 1940, R: Ludwig Berger, Michael Powell u.a.) und Aladdin (USA 1992, R: John Musker, Ron Clements) – ist der zentrale Moment des Programms.
Die Sichtung wird von einem Coach moderiert. Sollte die Vorführung von einem/r Lehrenden geleitet werden, übernimmt dieser die Rolle des Coachs und sollte sich entsprechend in die Filme einarbeiten.
Es wird eine Einführung mit einem Vorgespräch geben, bei dem das Vorwissen der Schüler/innen zusammengeführt wird.
Die Einführung zu den Filmen selbst (jeweils 10-15 Minuten) beinhaltet auch Beobachtungsaufgaben. Die weiterführenden Informationen zu den Filmen, die der/die Lehrende im Vorfeld erhalten, sollen möglichst nur teilweise vorgestellt werden, da die originäre Begegnung der Jugendlichen mit den Filmen im Vordergrund steht.
Nach den Filmsichtungen gibt es jeweils ein ausführliches Nachgespräch (45-60 Minuten), das den Schülern/innen einen Bezug zu den Filmen und auch zu ihrer eigenen Sicht auf Themen, Zeit und Filme ermöglicht.
Mögliche Beobachtungsaufgaben
Achten Sie auf die verwendete Animationstechnik. Wie wurden die Filme angefertigt? Welche Szenen sind Ihnen besonders aufgefallen?
Welche Farben bzw. Viragierungen werden jeweils verwendet? Werden damit besondere Stimmungen hervorgerufen?
Wie wird das Thema Orient visuell dargestellt? Achten Sie dabei auf Formen von Gebäuden und Hintergründen sowie auf Figuren und Kostüme.
Wie wird jeweils das Verhältnis der Figuren untereinander dargestellt? Bestehen erotische Spannungen zwischen ihnen bzw. Gefühle von Abneigung? Setzen Sie die Darstellung dieser Beziehungen in den Kontext der Entstehungszeit sowie anderer Filme, die Ihnen bekannt sind.
Mit welchen Figuren können Sie sich identifizieren? Welche erscheinen Ihnen sympathisch, unheimlich oder albern?
Inwiefern werden ähnliche oder gleiche Handlungsmotive in den verschiedenen Filmen aufgegriffen bzw. wiederholt? Könnte es sich dabei um Zitate handeln? Oder ergeben sich die Ähnlichkeiten nur aufgrund der gemeinsamen literarischen Grundlage?
Die Filme basieren auf den bekannten Märchen aus "Tausendundeine Nacht". Wie verändert sich deren Darstellung im Lauf der Jahrzehnte. Werden romantische, gefährliche oder abenteuerliche Motive hervorgehoben? Beachten Sie auch hier den Kontext der Entstehungszeit.
Achten Sie auch auf die Tonebene der drei Filme. Wird Musik nur in besonderen Momenten oder durchgängig verwendet?
Ablauf des Screenings
Screening: Aladin und die Wunderlampe (4. Akt aus Die Abenteuer des Prinzen Achmed)
15 Minuten
Gespräch nach Die Abenteuer des Prinzen Achmed
(ca. 10-15 Minuten, die Fragen können auch später verwendet und im Vergleich zu den weiteren Filmen gesetzt werden)
persönliche Einschätzung der Schüler/innen
Besonderheit des Scherenschnitts (starke Kontraste, fehlende Mimik, filigrane Details)
Technik des Scherenschnitts (Figuren und Hintergründe)
Besonderheiten der Stummfilmsprache (Zwischentitel für Erklärungen und Dialoge, expressionistische Hervorhebung wichtiger Szenen, langsamer Rhythmus)
Darstellung der Figuren (Prinz Achmed, Fee Pari Banu, Aladin, Zauberer, Hexe, Dämonen und ihre Beziehungen untereinander)
Darstellung wichtiger Szenen (Aladin in der Höhle, der Lampengeist, Seesturm)
Farbgestaltung bzw. Viragierung und deren Wirkung
Gestaltung der Tonebene (Einsatz von Musik und Soundeffekten, Musik als stummfilmtypische Stimmungsgestaltung)
kurze Fragerunde (Q&A)
Kurze Pause vor dem zweiten Screening
Screening: Der Dieb von Bagdad
102 Minuten
Gespräch nach Der Dieb von Bagdad
(ca. 10-15 Minuten, die Fragen können auch später verwendet und im Vergleich zu den weiteren Filmen gesetzt werden)
Persönliche Einschätzung der Schüler/innen
Rolle der Animation im Film: sichtbare Filmtricks und deren Gestaltung (das fliegende Pferd, der fliegende Teppich, der Dschinni und weitere). Erläuterung der Tricktechnik (Blue/Green Screen und Überblendung)
Vermischung von Real- und Animationsfilm. Vergleich mit aktuellen, den Schülern/innen bekannten Filmen, in denen beide Formen vermischt werden, insbesondere im Digitalfilm
Szenenvergleich mit Prinz Achmed, Wiederholung bereits bekannter Motive (Höhle, Wunderlampe, Flaschengeist, Seesturm, die Figur des Zauberers/Großwesirs)
Darstellung der Hintergründe (Matte Paintings, Studiofilm) und Vergleich zur Formensprache in Prinz Achmed
Farb- und Lichtgestaltung
Darstellung der Figuren und ihrer Beziehungen (Abu, Ahmad, Prinzessin, Sultan, Jaffar)
Aufteilung der männlichen Hauptfigur in Ahmad als romantischer Held sowie Abu als junger Abenteurer, Umgang mit Geschlechterrollen
Gestaltung der Tonebene (durchgängiger Score mit adjektivischer Zuordnung musikalischer Themen zu den einzelnen Charakteren)
Verwendung von Songs als Überreste des geplanten Musicals
filmhistorische Einordnung als Studiofilm sowie als Orientfilm britischer Produktion im 1940 immer noch kolonialem Kontext (britisches Empire)
abschließende Q&A-Runde
Kurze Pause vor dem dritten Screening
Screening: Aladdin
91 Minuten
Gespräch nach Aladdin
(speziell zum Film und im Vergleich zu Prinz Achmed und Der Dieb von Bagdad, ca. 45-60 Minuten)
persönliche Einschätzung der Schüler/innen
Technik des Zeichentrickfilms, Vergleich mit anderen, den Schülern/innen bekannten Zeichentrickfilmen und computeranimierten Filmen (mit Menschen- und Tierfiguren)
Figurendesign, evtl. Vergleich mit den Karikaturen von Al Hirschfeld
Szenenvergleich mit Prinz Achmed und Der Dieb von Bagdad, Wiederholung bereits bekannter Motive (Wunderhöhle, Wunderlampe, Dschinni, Seesturm, die Figur des Zauberers/Großwesirs, Liebe zwischen Prinz/Ahmad/Aladdin und Prinzessin)
Hintergrundgestaltung (Stadt, Palast, Wüste)
Farb- und Lichtgestaltung
Identifikation und Gestaltung der (teils computeranimierten) Actionsequenzen und Vergleich mit den anderen Filmen
Darstellung der Figuren und ihrer Beziehungen (Aladdin, Prinzessin Jasmin, Sultan, Dschaffar)
Figur und Rolle Aladdins als alleiniger Held in Liebe und Abenteuer, Darstellung von Geschlechterrollen, Rolle Jasmins (sexuelle Eigenständigkeit, Gefühl des "Eingesperrtseins")
Figur des Dschaffar als Bösewicht, Vergleich mit der Darstellung Conrad Veidts in Der Dieb von Bagdad sowie dem Zauberer in Prinz Achmed
Sprachsynchronisierung: Darstellung des Dschinnis und Robin Williams’ Leistung in der eigenständigen Erschaffung seiner Rolle; Rolle prominenter Stimmen für die Vermarktung eines Films
popkulturelle Anspielungen in der Darstellung des Dschinnis, auch als strategisches Mittel zur Vermarktung an Erwachsene
Gestaltung als Musical mit einprägsamen Songs, die zugleich der Charakterisierung dienen; im Musikunterricht Einordnung in das musikalische Genre (Swing und Jazz); im Englischunterricht evtl. Auseinandersetzung mit den Liedtexten
filmhistorische Einordnung als einer der letzten Zeichentrickfilme vor der Pixar-Revolution
kurze Fragerunde (Q&A)