1952
Produktionsland: USA
Regie: Fred Zinnemann
Laufzeit: 85 Minuten
Format: s/w, Standardformat (1:1:33)
Altersfreigabe: FSK: 12
Darsteller/innen
Will Kane: Gary Cooper
Amy Kane: Grace Kelly
Helen Ramírez: Katy Jurado
Deputy Harvey Pell: Lloyd Bridges
Bürgermeister Henderson: Thomas Mitchell
Friedensrichter Mettrick: Otto Kruger
Frank Miller: Ian McDonald
Inhalt
Es ist kurz nach halb elf an einem Sommersonntag in den 1880er-Jahren. In der kleinen Westernstadt Hadleyville hat der verdienstvolle Marshal Will Kane (in der deutschen Synchronisation ist er Sheriff, was inhaltlich falsch ist, da ein Town-Marshal im 19. Jahrhundert nur für eine Stadt, ein Sheriff aber für einen ganzen Bezirk zuständig war) soeben die junge Quäkerin Amy geheiratet. Obwohl sein Nachfolger erst am Folgetag seinen Dienst antreten wird, gibt der frisch Vermählte seiner Frau zuliebe sein Amt auf, denn er will mit ihr woanders ein neues Leben beginnen.
Doch dann erhält Kane ein Telegramm, das die Ankunft des Mörders Frank Miller, den Kane fünf Jahre zuvor ins Gefängnis gebracht hat, mit dem Mittagszug ankündigt. Miller will sich an Kane rächen.
Der Ex-Marshal wird von den verängstigen Bürgern/innen zur Abreise gedrängt, entschließt sich aber gegen den Willen seiner Frau zum Bleiben. Er will den Konflikt austragen und die Stadt nicht den Banditen überlassen. Während drei Mitglieder der Miller-Band am Bahnhof auf ihren Anführer warten, sucht Kane in Hadleyville vergeblich nach tatkräftiger Unterstützung und muss sich schließlich allein der drohenden Gefahr stellen.
Die Mittagszeit rückt näher. Amy macht ihre Drohung wahr und verlässt die Stadt und damit auch ihren Mann. Gemeinsam mit der Saloon-Betreiberin Helen Ramirez, einst die Geliebte von Marshal Kane und des Banditen Miller, besteigt sie den Zug, mit dem Miller in Hadleyville ankommt. Dieser macht sich mit seinen Kumpanen auf die Suche nach Kane. Als der erste Schuss fällt, springt Amy aus dem Zug und eilt zurück in die Stadt, um ihren Mann zu unterstützen.
Bei einem Showdown auf der menschenleeren Hauptstraße erschießt Kane mit Hilfe seiner Frau, die entgegen ihrer religiösen Prinzipien zu Waffe greift, die Angreifer. Als die Stadtbewohner/innen Kane feiern wollen, wirft er ihnen seinen Marshal-Stern vor die Füße und verlässt mit Amy ein zweites Mal die Stadt.
Hintergrund / Drehbuch
Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte von John Cunningham "The Tin Star" aus dem Jahr 1947. Der Drehbuchautor Carl Foreman begann bereits 1948 im Auftrag des Produzenten Stanley Kramer für die Produktionsgesellschaft United Artists mit den Vorarbeiten. Nachdem Kramer einen Großteil des Teams seines erfolgreichen Films The Men (Die Männer, USA 1951) inklusive des Regisseurs Fred Zinnemann unter Vertrag nehmen konnte, wurde der Film im Herbst 1951 innerhalb von vier Wochen gedreht.
Das Budget belief sich auf 794.000 US-Dollar und unterlief damit die damals durchschnittlichen Spielfilmkosten von circa 900.000 US-Dollar. Zwölf Uhr mittags spielte bereits im Erscheinungsjahr 1952 weltweit 18 Millionen US-Dollar ein. (Vgl.: Philip Drummond: Zwölf Uhr mittags. Mythos und Geschichte eines Filmklassikers. Europa Verlag, Hamburg 2000, S. 44ff.).
Genrebezug
Zwölf Uhr mittags vereint viele Bestandteile des klassischen Western-Genres: eine einsame Kleinstadt im Westen Amerikas, staubige Straßen mit Pferden und Kutschen, den "guten" Gesetzeshüter und die "bösen" Banditen, das damit verbundene Rachemotiv, eine Liebesgeschichte zwischen Pflicht und Gefühl sowie die Zuspitzung der Geschichte auf ein Schlussduell, das sogenannte shootout.
Das Rachemotiv der Banditen ist ein rein persönliches: Sie wollen Vergeltung dafür, dass ihr Anführer eingesperrt wurde. Kane tritt diesem Rachefeldzug als Vertreter des Gesetzes entgegen. Er will die Gemeinschaft schützen, handelt also nicht aus Selbstsucht, sondern im Dienste einer höheren Moral, die ihn innerlich zu seinem Handeln verpflichtet: "I‘ve got to, that‘s the whole thing", erklärt Will Kane seinen Entschluss.
Zwölf Uhr mittags ist ein kritischer "adult western", der mit starken psychologischen Mitteln arbeitet und zeigt, wie ein Einzelner sein Durchhaltevermögen und seine innere Überzeugung ohne wirkliche Unterstützung von außen aufrechterhält. Dem normalerweise geradezu übermenschlichen Heldentum, Teil der romantischen Westernlegende, wird hier die Realität von menschlichen Ängsten und Schwächen der Allgemeinheit und auch der Hauptfigur gegenübergestellt.
Dieses Spannungsverhältnis macht den Film neben seinen dramaturgischen und filmsprachlichen Mitteln sehenswert: Die Allegorie auf die menschliche Gesellschaft, die fehlende Zivilcourage der Bevölkerung und die Gewissenskonflikte des Einzelnen geben Zwölf Uhr mittags eine zeitlose Qualität.
Filmfiguren
Grace Kelly, Gary Cooper und Katy Jurado (v.l.n.r.) in Zwölf Uhr mittags (© Studio Canal/Deutsches Filminstitut, Frankfurt)
Grace Kelly, Gary Cooper und Katy Jurado (v.l.n.r.) in Zwölf Uhr mittags (© Studio Canal/Deutsches Filminstitut, Frankfurt)
Hauptfigur des Films ist der in die Jahre gekommene Marshal Will Kane. Er stellt eine Variante des einsamen Westerners dar. Seine Isolation ist jedoch nicht die beständige und selbst gewählte Einsamkeit des Cowboys oder Trappers. Er wird erst durch soziale Ausgrenzung zum einsamen Helden.
Kanes moralisches Dilemma, hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Frau, die Gewalt ablehnt, und seinem Pflichtgefühl als ehemaliger Marshal, spiegelt sich in seinem Gesicht und seiner Haltung wider. Schlussendlich vermag Kane den Konflikt nur mit Gewalt zu lösen und am Ende ist er der Held, der seine Überzeugungen verteidigt und die Stadt vor den Banditen gerettet hat. Durch das Hinwerfen seines Marshal-Sterns zeigt er aber auch, dass er nicht mehr Teil dieser Gewaltspirale und einer Gesellschaft voller Mitläufer/innen sein möchte.
Die auflauernden Banditen sind genretypisch dunkel gekleidet und zeigen wenig Mimik, dadurch wirken sie umso gefährlicher. Sie verkörpern, trotz prägnanter Physiognomien, weniger einzelne Charaktere als vielmehr das bedrohliche und von allen Seiten lauernde Böse. Den Kleinstadtbewohnern/innen ist in unterschiedlichen Abstufungen die Angst im Gesicht abzulesen.
Der Friedensrichter verschwindet, nachdem er die amerikanische Flagge, Gesetzbuch und eine Waage als Symbol für Gerechtigkeit eingepackt hat, sogar vollständig aus der Stadt. Andere verschanzen sich in ihren Häusern, in der Kirche oder im Saloon und hinter fadenscheinigen Begründungen, mit denen sie Kane ihre Unterstützung verweigern.
Kanes Stellvertreter, Deputy Harvey Pell hilft Kane aus gekränkter Eitelkeit heraus nicht, da dieser ihm bei seinen Karriereplänen im Weg steht. Den zahlreichen Männercharakteren im Film stehen zwei weibliche Charaktere gegenüber, die auf den ersten Blick prototypisch wirken. Zum einen die junge und naivunschuldig wirkende Ehefrau Kanes, die blonde Quäkerin Amy.
Zum anderen die temperamentvolle Mexikanerin Helen Ramírez, "the other woman", ehemalige Geliebte Kanes und eine eigenständige Geschäftsfrau und Besitzerin des Saloons. Im Verlauf des Films freunden sich die beiden "Konkurrentinnen" an – und es werden auch gegenläufige Charakterzüge sichtbar. So lässt die unschuldige Amy in Bezug auf ihren Mann Eifersucht und sexuelles Begehren aufblitzen und greift sogar – trotz ihrer Ablehnung von Gewalt – zur Waffe.
Helen Ramirez, die nach außen hin Begehren und Leidenschaft verkörpert, zeigt, dass sie dieser Gefühlswallungen müde ist und möchte nur noch fernab ihres bisherigen Lebens Ruhe und Frieden finden. Die anfängliche Rollenkonstellation der Protagonistinnen, der "reinen" und naiven Ehefrau und der "zweifelhaften", libidinösen Geschäftsfrau hat sich somit am Ende teilweise ins Gegenteil verkehrt.
Besetzung
Gary Cooper als Will Kane in Zwölf Uhr mittags (© Studio Canal/Deutsches Filminstitut, Frankfurt)
Gary Cooper als Will Kane in Zwölf Uhr mittags (© Studio Canal/Deutsches Filminstitut, Frankfurt)
Der uneingeschränkte Star des Films und damit auch "Kassenzugpferd" war Gary Cooper als Will Kane – damals bereits 51 Jahre alt –, der zu den größten Hollywoodstars der 1930er bis 1950er gehörte. Auch wenn heute John Wayne als der Western-Darsteller schlechthin gilt, war Cooper damals, neben Gregory Peck und James Stewart, gleichfalls ein bekannter Western-Protagonist.
Im Gegensatz zu Wayne rührt sein Bekanntheitsgrad aber auch von zahlreichen Filmen anderer Genres her. Seinen ersten Oscar© gewann Cooper für die Titelrolle in dem Kriegsfilm Sergeant York (USA 1941, R: Howard Hawks), für die Darstellung des Will Kane erhielt er 1953 einen weiteren. Da das Budget nicht übermäßig groß war, konnte man für die anderen Rollen keine weiteren berühmten Stars verpflichten. Für die junge Grace Kelly, die spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco, war dies die erste große Rolle und Beginn einer steilen und kurzen Karriere. Sie ist vor allem in der Rolle der eleganten, kühlen Blondine in Krimis von Alfred Hitchcock dem Publikum auch heute noch ein Begriff.
Katy Jurado war in Mexiko eine bekannte Schauspielerin, in den USA und anderen Ländern wurde sie erst in Rolle der Saloon-Besitzerin Helen Ramírez bekannt. In den folgenden Jahren spielte sie erfolgreich in weiteren US-amerikanischen Western ähnlich angelegte Rollen. In einer Nebenrolle war (als Bandit Jack Colby) Lee van Cleef zu sehen, der in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre neben Clint Eastwood und Franco Nero einer der führenden Stars des Italo-Westerns war.
Drehorte / Bildmotive
Eigentlich sollten die Dreharbeiten im amerikanischen Südwesten, in der historischen Umgebung von Mother Lode in Südkalifornien stattfinden. Da die Bäume kurz vor Drehbeginn bereits belaubt waren, was nicht zur gewünschten, kargen Westernatmosphäre gepasst hätte, wurden die Straßenszenen in den Westernkulissen der Columbia-Studios in Hollywood gedreht. Weitere Bildmotive waren die Kirche im südkalifornischen Tuolomne City und die Iverson Ranch in Los Angeles.
Bildgestaltung (Licht, Kamera, Einstellungsgrößen, Perspektiven)
Es war zur Entstehungszeit von Zwölf Uhr mittags üblich, Westernatmosphäre durch besonders harmonisch wirkende Natur- und Panoramabilder zu erzeugen. Für diesen harmonischen Eindruck verwendete man meist farbige Filter.
Zinnemann und der Kameramann Floyd Crosby wollten aber keinen grauen Himmel mit malerischen Wolken, sondern einen heißen, ausgebrannten Hintergrund, der wie in einer fiktiven Wochenschau aus den 1880ern wirken sollte und den Fotografien Matthew Bradys aus dem amerikanischen Bürgerkrieg nachempfunden war. Deswegen wurden die Filter weggelassen wodurch das Licht flach und eintönig wirkte. Die grobkörnige Schwarz-Weiß-Fotografie unterstrich den real wirkenden Bildcharakter. Die bewusst angelegte Kargheit wird auch durch das Weglassen von Landschaftsansichten. In vielen dramatischen und klassischen Western gibt es in der Regel Panoramaeinstellungen, in der die Landschaft ohne sichtbare Menschen gezeigt wird. Der Zuschauer erhält so einen Eindruck davon, wie weit und "gewaltig" die freie Natur ist.
In Zwölf Uhr mittags gibt es dagegen keine dieser typischen Panoramaaufnahmen, was die Enge der Kleinstadt betont. Der überwiegende Teil der Aufnahmen spielt in den Straßen des kleinen Ortes und in Innenräumen. Der einzige Blick in die Ferne führt auf die Bahnschienen. Dieser vermittelt jedoch kein Gefühl von Freiheit und Abenteuer, sondern verweist auf die zu erwartende Bedrohung durch Frank Miller.
Ebenfalls typisch für den Western ist die sogenannte "Amerikanische Einstellung", in der die Figuren vom Oberschenkel bis zum Kopf – also vom Colt am Gürtel bis zum Cowboyhut – gezeigt werden (zu Kameraeinstellungen vgl. z.B.: Martin Ganguly: Filmanalyse, Stuttgart 2011). So kann das Kinopublikum sowohl die Gesichter als auch den Colt sehen und erkennen, wer beim Duell als Erster zieht.
Um das Innenleben der Protagonist/innen zu verdeutlichen, gibt es viele Momente mit Naheinstellungen auf Gesichter, die sich, um die Unruhe der Wartesituation rhythmisch zu verstärken, mit Halbnahen und Halbtotalen abwechseln. Die Kamera zeigt durch genaue Beachtungen der Blickachsen und Kameraschwenks mehrfach die Verbindung der Figuren untereinander. Als Amy Kane und Helen Ramírez in der Kutsche zum Bahnhof an Will Kane vorbeifahren, wird die Blickrichtung in Kombination mit der Kutsch- und Kamerafahrt so eingefangen, das der Blickachsenanschluss (Eyeline-Match) genau stimmt und dem Zuschauenden vermittelt wird, dass sich die Figuren intensiv anschauen.
Kurz vor dem Schlussduell führt eine Kranfahrt über die Dächer der Hauptstraße hinweg dem Publikum bildnerisch aus der Vogelperspektive die Verlassenheit Kanes vor Augen, der sich als "lonely hero" dem Geschehen stellen muss.
Zeit im Film und Montage
Der kammerspielartige Film spielt – beinahe – in der Realzeit. Die Handlungszeit von etwa 100 Minuten wird in 85 Minuten dargestellt. Die unaufhaltsam voranschreitende Zeit, die bis zur Ankunft von Frank Miller immer schneller zu vergehen scheint, wird durch eine fast unmerkliche Erhöhung der Schnittgeschwindigkeit wie auch durch viele Schnitte auf verschiedene Uhrzifferblätter in Nah- und Detailaufnahmen sowie in Untersicht und auf die bedrohlich ins Bild laufenden Schienensträngen der Bahn suggestiv in Szene gesetzt. (vgl. z.B.: Martin Ganguly: Filmanalyse, Stuttgart 2011, S.19 f).
Die bewusst gesetzte rhythmisierende Montage, in der sich die oben genannten Einstellungsgrößen abwechseln, trägt erheblich zum Spannungsaufbau bei. Durch diese sogenannte Parallelmontage – Handlungen oder Handlungselemente an verschiedenen Orten werden in der Abfolge A-B-A-B... parallel gezeigt, um dann in einem Handlungshöhepunkt zusammenzutreffen (vgl. z.B.: Martin Ganguly: Filmanalyse, Stuttgart 2011, S. 37 ff.) – wird die Erwartungshaltung des Zuschauenden verstärkt, da dadurch der Wettlauf mit der Zeit verdeutlicht wird.
Alle – Kinopublikum und Filmfiguren – wissen, dass um 12 Uhr, wenn der Zug mit Frank Miller eintrifft, auch die tödliche Konfrontation zwischen dem Protagonisten Kane und den Antagonisten, der Miller-Gang, unausweichlich ist.
Für ihre genau rhythmisierte Bildmontage erhielten Elmo Williams und Harry W. Gerstad 1953 den Oscar® für den besten Schnitt.
Filmmusik
Ebenfalls mit je einem Oscar® ausgezeichnet wurde die Filmmusik sowie der Titelsong aus der Feder von Dimitri Tiomkin "The Ballad of High Noon", besser bekannt als "Do Not Forsake Me, Oh My Darlin'" bezieht sich inhaltlich auf die Handlung des Films und wird im Film mit und ohne Gesangsstimme leitmotivisch mehrmals wiederholt, was zur Atmosphäre und auch zum Erfolg des Films nicht unwesentlich beigetragen hat, da die Melodie überaus eingängig ist.
High Noon Songtext
-
Do not forsake me, oh my darlin‘
On this, our weddin‘ day
Do not forsake me, oh my darlin‘
Wait, wait along
The noon day train will bring Frank Miller
If I‘m a man I must be brave
For I must face that deadly killer
Or lie a coward, a craven coward
Or lie a coward in my grave
Oh, to be torn ‚twixt love and duty
supposin‘ I lose my fair-haired beauty
Look at that big hand move along
Nearin‘ high noon He made a vow while in state prison
Vowed it would be my life or his‘n
I‘m not afraid of death but oh
What will I do if you leave me?
Do not forsake me, oh my darlin‘
You made that promise when we wed
Do not forsake me, oh my darlin‘
Although you‘re grievin‘, don‘t think of leavin‘
until I shoot Frank Miller dead
Wait along, wait along
Wait along, wait along
(Quelle: Externer Link: http://www.golyr.de/tex-ritter/songtext-high-noon-524011.html)
Der Rhythmus der Musik, die zugleich sehnsuchtsvoll und angstbesetzt klingt, unterstreicht die Bedrohung durch die angekündigten Banditen sowie die verzweifelte Situation von Will Kane und den Bürger/innen der Stadt. Die Verwendung eines Songs als Leitmotiv wurde durch den Erfolg des Soundtracks von Zwölf Uhr mittags von der Musikindustrie aufgenommen und seitdem wirtschaftlich erfolgreich vermarktet. Der Originalsong wurde von dem Schauspieler und populären Country-Sänger Tex Ritter interpretiert, in den Jahrzehnten danach gab es unzählige Coverversionen in unterschiedlichen Sprachen. 2001 wurde eine CD mit 27 Variationen veröffentlicht.
Rezeption / Intermedialität
Zwölf Uhr mittags war und ist laut eigenen Aussagen der Lieblingsfilm dreier US-amerikanischer Präsidenten: Dwight D. Eisenhower, Bill Clinton und George Bush (Quelle: Fernsehdokumentation Inside High Noon, USA 2003), die vor allem die Durchhaltekraft des Protagonisten bewundern.
Der Film entstand in der nach dem US-Senator Joseph McCarthy benannten McCarthy-Ära (1947 bis 1956), der stark antikommunistischen Anfangsphase des Kalten Krieges. In dieser Zeitspanne wurden in den USA vor allem viele Künstler/innen auf Verbindungen zum Kommunismus hin befragt und teilweise mit Berufsverbot belegt.
Zwölf Uhr mittags wurde und wird deswegen mit verschiedenen politischen Bezügen der damaligen Zeit in Verbindung gebracht, die jedoch unterschiedlich interpretiert werden. Drehbuchautor Foreman, in den 1930ern Mitglied der kommunistischen Partei, wurde als Verdächtiger vor das "Komitee für unamerikanische Umtriebe" zitiert und konnte deswegen nach Zwölf Uhr mittags in Hollywood faktisch nicht mehr arbeiten.
So sehen manche Interpreten/innen in der Filmhandlung Kane als Symbol für die Opfer dieser Ausschüsse, denen sich in einem Klima der Angst niemand entgegenzustellen wagt. Die Freiheit und das Recht auf Meinungsäußerung wird allegorisch – wie die US-Flagge des Friedensrichters – einfach zusammengerollt und weggepackt.
Andere Interpreten/innen sehen dagegen Kane als Personifizierung den US-Senators McCarthy selbst und die Banditen als kommunistische Bedrohung der USA. Regisseur Zinnemann verweigerte sich allen politischen Deutungen und wollte sich dazu nicht äußern.
Der republikanisch orientierte Western-Darsteller John Wayne, der selbst Kollegen/innen auf die schwarzen Listen des McCarthy-Komitees brachte, verachtete wie auch Western-Regisseur Howard Hawks diesen Film als antiamerikanisch. Ihrer Ansicht nach würden sich US-Bürger/innen nie so feige wie die Bewohner/innen von Hadleyville verhalten (vgl.: Joe Hembus: Western-Lexikon, Hanser Verlag, München/Wien, 1976, S.738).
Unter der Regie von Howard Hawks drehte Wayne gut sechs Jahre später den als Gegenfilm zu Zwölf Uhr mittags bezeichneten Film Rio Bravo (USA 1959), eine konservativ-reaktionäre Variante des Themas mit wenig beziehungsweise gar keinen Selbstzweifeln der Figuren. In diesem Klassiker erhält der Gesetzeshüter (John Wayne als Sheriff Chance) bei der Bewältigung einer gefahrenvollen Aufgabe eine klare Unterstützung durch seine Mitmenschen.
Zwölf Uhr mittags wird in vielen Filmen und Fernsehserien zitiert. So warten in der Anfangsszene des Italo-Westerns Spiel mir das Lied vom Tod ebenfalls einige Banditen auf die Ankunft eines Zuges. Der erste Satz des Films "Where is Frank?" kann nur von Kenner/innen von Zwölf Uhr mittags verstanden und intertextuell eingeordnet werden.
Auch in der US-amerikanischen Fernsehserie The Sopranos (USA 1999-2007, HBO, sechs Staffeln) zitiert der Hauptcharakter, der Mafiaboss Tony Soprano, häufig Zinnemanns Western und seufzt immer wieder "Whatever happened to Gary Cooper?".
Für ihn ist Will Kane das ideale Männerrollenvorbild – willensstark und hart. So sieht er sich selbst ebenfalls als den "strong, silent type", was im Gesamtzusammenhang mit seinem Mafiacharakter jedoch für das Publikum eher erheiternd wirkt, da er vornehmlich wenig schweigsam und auch nicht immer willensstark ist.