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"Der Kick" | Performing Documentary | bpb.de

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"Der Kick"

Andres Veiel

/ 2 Minuten zu lesen

"Der Kick" ist Andres Veils filmische Adaptation des gleichnamigen Theaterstücks über den brutalen Mord an einem Jugendlichen in dem kleinen brandenburgischen Dorf Potzlow. Veiel und seine Co-Autorin Gesine Schmidt verarbeiteten den Stoff auf der Grundlage weitrechender Recherchen und umfangreicher Gesprächsprotokolle mit den Beteiligten. In der minimalistischen Verfilmung spielen zwei Schauspieler sämtliche Rollen. In dem folgenden Text erklärt der Regisseur Andres Veiel seine filmische Erzählweise.

Szenenfoto aus "Der Kick", Deutschland 2006, 85 min (© Wilfried Böing)

In der Öffentlichkeit wurden die Täter auf kalte, unberührbare Monster reduziert, rechtsradikale Mörder ohne Reue, ohne Reflektion. Das ganze Dorf stand unter dem Generalverdacht, die Tat zu decken. In den Medien und aus der Politik wurden formelhaft die üblichen Klischees als Ursache der Gewalt zitiert: Perspektivlosigkeit, Alkoholismus, Arbeitslosigkeit. Schon beim zweiten Blick auf den Fall wird deutlich, dass diese Zuweisungen nicht weiterhelfen. In den meisten Debatten wurden die Täter in einen Monsterkäfig gesperrt. Wir wollten sie da von Anfang an herausholen. Wir geben den Tätern eine Biografie, sie werden zu Menschen, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Das ist die eigentliche Provokation.

Performing Documentary: Interview mit Andres Veiel

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Performing Documentary: Interview mit Andres Veiel

Im Interview spricht der Regisseur Andres Veiel über seinen Film "Der Kick", der nach seinem gleichnamigen Theaterstück über den Mord an einem Jugendlichen entstanden ist.

Der Mord ist in Potzlow passiert, aber Potzlow ist überall. Es ging uns nicht darum, die Verhältnisse in diesem Dorf naturalistisch abzubilden. Wir wollten einen abstrakten und dabei zugleich universellen Erzählraum für die Geschichte schaffen. Bei "Der Kick" sind Schauspieler und dargestellte Person nicht mehr eins, sondern viele.

Ich hatte mit Susanne-Marie Wrage und Markus Lerch zwei Schauspieler, die mit minimalen Mitteln die verschiedenen Rollen akzentuiert darstellen können. Sie spielen 18 Personen, vom Täter bis zur Mutter des Opfers, dem Pfarrer und dem Bürgermeister. Diese Form der De-Personalisation erzeugt Distanz. Ich wollte ganz bewusst auf vordergründige Illustration verzichten und konzentriere mich auf die Sprache. Die Kargheit der Inszenierung lässt die Bilder im Kopf des Zuschauers entstehen. Nur so ist es möglich, sich in ein Ursachengestrüpp analytisch hineinbegeben zu können, ohne bei der Fassungslosigkeit stehen zu bleiben. Dabei lassen wir weder die Schrecken der Tat aus, noch verharmlosen wir den Fall. Im Theater sind solche abstrakten Formen selbstverständlicher als im Film. Gerade deshalb hat es mich vom ersten Probentag an gereizt, diese radikale Form in einen Film zu transplantieren.

Text: Andres Veiel

Fussnoten

Andres Veiel, geb. 1959, lebt in Berlin. Filme (Auswahl): Wer wenn nicht wir (2011), Der Kick (2006), Die Spielwütigen (2004), Black Box BRD (2001), Die Überlebenden (1996), Balagan (1993), Winternachtstraum (1992).