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"This Ain't California" | "This Ain't California" | bpb.de

"This Ain't California" Über das Spezial "This Ain't California" – Ein Skater-Märchen Trailer – "This Ain't California" Interview mit Marten Persiel und Ronald Vietz Fake-Dokumentarfilme Freiheit auf Rollen – Ein Skater-Portrait Kommentierte Filmografie Arbeitsblatt Links Redaktion

"This Ain't California"

Kirsten Taylor

/ 2 Minuten zu lesen

Filmplakat "This ain't California" (© Wildfremd Production GmbH)

Ein Film über Skateboarder in der DDR? Gab es die denn überhaupt im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat? Sehr wohl, wie der Film "This Ain't California" von Marten Persiel zeigt, der am 16. August 2012 bundesweit gestartet ist. In 90 Minuten taucht der Film in das künstlerisch nachempfundene Lebensgefühl junger DDR-Skater ein und erzählt, wie sich diese Subkultur in den 1980er-Jahren zu einer kleinen und informellen, aber äußerst lebendigen Szene entwickelte, die sich vor allem in Berlin und Leipzig zusammenfand. "This Ain't California" zeigt einfühlsam einen meist ausgeblendeten Teil des DDR-Alltags, einen, in dem man jede Menge Spaß haben konnte.

Dennoch spaltet Marten Persiels DDR-Skater-Film Kritik und Publikum. Denn die vermeintliche Dokumentation ist, ohne dies je im Film kenntlich zu machen, zum Großteil inszeniert. Die erzählte Geschichte ist, gleichwohl auf Recherchen basierend, von den Filmschaffenden erdacht. Deshalb und wegen etlicher Unklarheiten hinsichtlich der Materiallage fühlen sich die einen massiv getäuscht und werfen der Regie "Geschichtsklitterung" vor. Andere schätzen wiederum die filmischen und erzählerischen Qualitäten von "This Ain't California" und drücken ein Auge zu oder stören sich erst gar nicht an dem undurchschaubaren Mix von Fakten und Fiktion.

Eine Auseinandersetzung mit der Genrefrage und die unterschiedlichen Rezeptionsansätze zum Film stehen daher auch im Mittelpunkt dieses Online-Spezials. Entsprechend analysiert die Filmrezension nicht nur filmsprachliche und dramaturgische Aspekte, sondern auch, ob und inwiefern die Machart von "This Ain't California" den Meinungsbildungsprozess des Publikums in Bezug auf den Film und sein historisches Thema beeinflusst – eine Fragestellung, mit der sich auch das ergänzende filmpädagogische Arbeitsblatt befasst. Die Kritik, es mit den Fakten nicht allzu genau zu nehmen, wollen die Filmemacher jedoch nicht stehen lassen. Es geht ihnen vielmehr um eine "gefühlte Wahrheit", wie Regisseur Marten Persiel und Produzent Ronald Vietz im Interview erklären, und damit um einen interessanten, aber auch streitbaren dokumentarischen Ansatz. Dass innerhalb des Dokumentarfilm-Genres die Grenzen zum Spielfilm verwischen, ist kein neues Phänomen, wie die Autorin Luc-Carolin Ziemann in ihrem Artikel über "Fake-Dokus" aufzeigt. Nicht um filmische Freiheiten, sondern um eine individuelle Jugendrinnerung geht es schließlich in Jenni Zylkas Porträt eines ehemaligen DDR-Skaters.

Ziel dieses Spezials ist es, den Blick des Kinopublikums zu sensibilisieren für den freien künstlerischen Umgang mit filmischen Formen, wie er beispielhaft in "This Ain't California" zu beobachten ist. Nicht zuletzt wollen diese Texte aber auch zur Diskussion anregen – über Erwartungen an das Genre Dokumentarfilm oder über die Frage, mit welchen Methoden Zeitgeschichte im Film vermittelt werden kann oder sollte.

Fussnoten

Kirsten Taylor ist Filmredakteurin von fluter.de und kinofenster.de und u.a. Autorin von filmpädagogischen Begleitmaterial. Für den Berliner JugendKulturService wie auch für die Schulkinowochen Berlin führt sie als Referentin regelmäßig medienpädagogische Filmgespräche mit Schulklassen durch.