Die digitalen Bildungssalons „Digitale Trickfilmanimation in der Schule“ vom 28. November 2024 und 30. Januar 2025 drehten sich um die digitale Sprachspiel- und Animationsplattform Externer Link: trickmisch.de und wie Kinder und Jugendliche diese zum Erzählen von Geschichten einsetzen können. Das Tool vermittelt einen spielerischen Umgang mit Sprache im Medium Film und stellt das Handwerkszeug zur Verfügung, um eigene Animationsfilme auszuprobieren und zu produzieren.
Die Idee hinter Trickmisch
Julia Kapelle, Filmemacherin und Mitgründerin von Trickmisch, startete das Projekt 2014 mit der Idee, Kindern und Jugendlichen, die aktuell Deutsch lernen und selbst eine Vielzahl an Sprachen mitbringen, in Form eines Peer-to-peer-Projekts einen selbstbestimmten Spracherwerb abseits von Lehrbüchern zu ermöglichen. Über Sprachspiele und eigene, für sie relevante Geschichten sollen die jungen Menschen motiviert und befähigt werden, mit Bildern und Worten Filme zu erstellen und auf diese Weise ihre Perspektiven mit anderen zu teilen.
Die Arbeitsweise mit einfachen Zeichnungen, Scherenschnitten und Schattenrissen ist inspiriert von der Berliner Regisseurin und Scherenschnittkünstlerin Externer Link: Lotte Reiniger. Die reduzierte Schwarz-Weiß-Ästhetik der Trickmisch-Animation schlägt eine Brücke zur Welt der Schriftzeichen und sprachlichen Narrationen.
Vom Analogen ins Digitale
In den Workshops des Trägervereins Trickmisch e.V. erstellen Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern zunächst analoge Zeichnungen und daraus echte Scherenschnitte, die sie an mobilen Leuchttischen per Legetricktechnik zu bunten Filmen animieren. Die Bildsequenzen werden mit beschreibenden Texten versehen und auch selbst vertont. Auf diese Weise ist auch der Beispielfilm „Hundeland und Katzenland werden vereint“ an einer Grundschule entstanden.
Das analoge Hands-on-Prinzip der Filmanimation hat Trickmisch auch ins Digitale übertragen. Kern der Online-Plattform trickmisch.de ist ein immer weiter wachsendes Archiv an in Bildern ausgedrückten Worten („Bildwörter“), die von unterschiedlichsten Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Trickmisch-Workshops angefertigt wurden, darunter neue und seltene Begriffe wie „Computermüdigkeit“ oder Bilder wie „das Ei, das schlauer sein will als die Henne“. Auf der Webseite gelangen Nutzerinnen und Nutzer ohne Anmeldung über den Button „Eigener Trickfilm“ auf die zu Trickmisch gehörende Arbeitsplattform Externer Link: trixmix.tv und können dort auf dem digitalen Tricktisch direkt loslegen. Ein zufälliger Hintergrund und drei zufällige Bild-Worte liegen bereits im Bildrahmen, die als Inspiration genutzt oder über das entsprechende Archiv ausgetauscht bzw. über das Eimer-Symbol verworfen werden können (siehe auch: Externer Link: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Trickmisch-Animation). Der Rest ist Spiel: Aus drei klickbaren Archiven lassen sich passende grafische Bildwörter, Animationsfiguren mit beweglichen Gelenken oder Buchstaben, farbige Hintergründe und unterschiedliche Geräusche auswählen. Diese werden Bild für Bild arrangiert, mit dem Kamerasymbol aufgenommen und als immer länger werdende Bildfolge wie ein Daumenkino zu ganzen Geschichten animiert. Dazwischen können Texttafeln eingebaut werden, die die Erzählung mit Zwischentiteln oder kurzen Texten unterstützen. Mit einem Klick auf das Weltkugel-Symbol werden die Sequenzen gespeichert und damit automatisch Teil der großen Filmsammlung auf Trixmix.tv. Dort sind die Filme allen Nutzerinnen und Nutzern zugänglich – zum Zeigen, Anschauen oder Weiterbearbeiten.
Der eigene Film lässt sich später über den Link in der Adresszeile des Browsers wiederfinden, den man sich dafür speichern sollte, aber auch per Suchfunktion (Lupensymbol) über den Filmtitel oder Wörter, die in den Texttafeln des Films vorkamen. Auch auf einzelne gespeicherte Bearbeitungsversionen eines Films kann man zurückgreifen. Keine Geschichte geht verloren, sofern die Internetverbindung stabil ist und das Projekt regelmäßig zwischengespeichert wird. Die „Trickfilmsprachschule“ wächst täglich und umfasst inzwischen über 11.000 Wortbilder in 20 Sprachen und über 20.000 Animationsfilme – von wenigen Sekunden bis über 360 Minuten Länge (siehe: Externer Link: Trickmisch-Statistik).
Einsatz im Bildungskontext
In den beiden Bildungssalons konnten die Teilnehmenden – darunter Lehrkräfte aus Grundschulen, weiterführenden und beruflichen Schulen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung – das Tool in einer Praxisphase selbst ausprobieren und in Kleingruppen erste Filmsequenzen produzieren. Da die Anwendung des Tools intuitiv ist, richteten sich die anschließenden Fragen der Teilnehmenden vor allem auf die Möglichkeiten, Trickfilmanimation im Unterricht oder im Rahmen von außerschulischen Angeboten einzusetzen.
Dazu berichteten Benjamin Edelstein und Simone Grellmann vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern von Trickmisch haben sie 2024 im Externer Link: Projekt denk!mal FREIHEIT bundesweit Tagesworkshops an Schulen in sozial herausfordernder Lage mit verschiedenen Schulformen, Altersgruppen und Klassenzusammensetzungen organisiert. Ihre Erkenntnis: Auch in Zeiten von Social Media und TikTok-Videos erweist sich das vergleichsweise langsame Medium Animationsfilm für Schülerinnen und Schüler zwischen zehn und 18 Jahren als attraktives Format, das sie teils über das letzte Schulklingeln hinaus an ihren Filmen weiterarbeiten lässt.
Ein wichtiger Faktor bei der Planung solcher Workshops ist die Zeit, die Kinder und Jugendliche brauchen, um sich auf ein Thema einzulassen und ihre Gedanken, Ideen und Geschichten zu entwickeln – denn das ist wesentlicher Teil der Filmarbeit. Für die Umsetzung selbst ist vor allem eine stabile Internetverbindung wichtig. Sowohl an Tablets als auch an Laptops können sich Schülerinnen und Schüler das Prinzip der digitalen Filmanimation mit wenigen Hinweisen selbständig erschließen. Manchen Kindern gelingt der Aufbau einer Geschichte eher über die Bildebene, anderen über die sprachliche. Beides ist möglich, und gerade hier zeigt sich der Vorteil des Mediums für heterogene Gruppen.
Einsatzmöglichkeiten in der politischen Bildung
Für Themen und Projekte der politischen Bildung kann das Tool in ganz unterschiedlichen Formaten zum Einsatz kommen, je nachdem, in welchem zeitlichen und pädagogischen Kontext und mit welcher Zielgruppe gearbeitet wird. So können Kinder und Jugendliche etwa Erklärfilme als Peer-to-Peer-Projekt für andere Kinder und Jugendliche über für sie relevante Themen erstellen, die die Gestaltung ihrer eigenen Lebenswelt betreffen. Sie können ihre eigene Perspektive, Pro/Contra-Argumente oder Utopien über gesellschaftliche Fragen in Szene setzen, die im Unterricht oder im Rahmen einer Projektwoche behandelt wurden. Da es bei Trickmisch auch um einen spielerischen und gestalterischen Umgang mit Sprache geht, lassen sich mithilfe von Sprachspielen, die auf der Plattform angeboten werden, neue Begriffe und Zusammenhänge zu verschiedenen Themen als Ausgangspunkte für eigene Filme finden (siehe: Externer Link: Bereich Wortspiele). Im Bildungssalon nannten Teilnehmende der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit außerdem die Idee, dass sich das Medium Animationsfilm anbiete, um sozial-emotionale Konfliktsituationen unter jungen Menschen zu bearbeiten. Zum Beispiel um ein Problem aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, die eigene Wahrnehmung dabei auch ohne viele Worte zu verdeutlichen und unterschiedliche Lösungsmöglichkeiten filmisch durchspielen zu können. Allen Ansätzen gemein ist, dass Kinder und Jugendliche, mit ihren eigenen Zeichnungen oder gar aus Fotos digital erstellten Scherenschnitt-Avataren von sich selbst, im Zentrum ihrer Filmgeschichten stehen können.
Kontakt zu Trickmisch
Bei Fragen zum Tool oder Workshop-Anfragen können Sie sich direkt per Mail an Trickmisch e.V. wenden: E-Mail Link: post@trickmisch.de.
Auf dieser Seite finden Sie Dokumentationen und Filme aus verschiedenen Projekten und Workshops mit Kindern und Jugendlichen, die Sie als Anregung für eigene Formate nutzen können: Externer Link: https://blog.trickmisch.de.