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Rückblick: Jubiläumskonferenz "Was kommt, was bleibt?" zu zehn Jahren werkstatt.bpb.de

Janis Fifka Mia Schepe

/ 4 Minuten zu lesen

Im Herbst 2021 und in den darauffolgenden Monaten feierte die Werkstatt ihr zehnjähriges Bestehen: Die abschließende Mikrokonferenz im Mai 2022 bot inspirierende Impulse und Gespräche. Ein Rückblick.

Jan Vedder sprach in seiner Keynote unter anderem über die Lehren der Corona-Pandemie für die Bildung. (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de

Was ist passiert?

Am 5. Mai 2022 veranstaltete die Werkstatt ihre Mikrokonferenz "Was kommt, was bleibt? Zukunftstrends in der digitalen Bildung". Mit dabei waren als Keynote-Speaker der Lehrer Jan Vedder und die politische Bildnerin Katrin Hünemörder. Ein Talk zwischen den Verantwortlichen in der Bundeszentrale für politische Bildung und der Redaktion von werkstatt.bpb.de beleuchtete die Entwicklung der Werkstatt seit ihrem Start im November 2011 und gab Impulse für die nächsten Jahre. Daneben brachten sich verschiedene Gäste auf Themeninseln zu den Schwerpunkten "Digitale Politik- und Geschichtsvermittlung", "Digitalität und Medienkompetenzerwerb in einer Gesellschaft der Vielfalt" und "Räume für digitales Lernen und Schulpolitik" ein. Mehr als 40 Teilnehmende vor Ort und rund 80 Beteiligte in einem interaktiven Externer Link: Livestream bereicherten die Veranstaltung mit ihren Beiträgen und Fragen aus verschiedenen Perspektiven der Bildenden- und Lehrenden-Community. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philip Barnstorf und Filli Montag.

Besonders Corona war prägend für die Entwicklung des digitalen Unterrichts, des digitalen Lernens und der Bildungslandschaft in den vergangenen Jahren. Keynote-Speaker und Lehrer Jan Vedder beobachtete, dass uns die letzten zwei Jahre gelehrt hätten, analoge Medien nicht einfach 1:1 ins Digitale zu übersetzen. Digitale Bildung, das sei eben nicht, Bücher auf einem Tablet zu lesen. Eine Schule im Wandel müsse zuallererst eine Haltung entwickeln. Vedder formulierte dafür drei Gelingensbedingungen: Freiräume, Fehlerkultur und Leidenschaft. Erst dann könne digitale Bildung zu einer Kultur der Digitalität weitergedacht, eine neue Lern- statt Lehrkultur etabliert und den Trends der Zukunft mutig gefolgt werden.

Bildung müsse immer wieder adaptiert und verändert werden, bestätigte auch Keynote-Speakerin Katrin Hünemörder von mediale pfade. "Gegen Wände laufen, umdrehen und Schleifen drehen", das gehöre zu diesem Prozess dazu. Diskurse müssten immer wieder hinterfragt werden, um gegebenenfalls bestimmte Entwicklungen umzusteuern. "Wir müssen uns das erlauben und vor allem auch darüber sprechen, nicht hinter vorgehaltener Hand", erläuterte Hünemörder. Als Beispiel für erfolgreiches Protoyping – auch mit geringen Ressourcen – führte sie insbesondere gamebasierte Vermittlungsansätze an. Daneben warb Katrin Hünemörder dafür, während der Pandemie erprobte Formate fortzuführen:

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Die Zukunft ist hybrid

Die Potenziale aller Räume sollten ausgeschöpft, Teilhabe mitgedacht, verschiedene Settings des synchronen und asynchronen Lernens ausprobiert und Partizipation bei der Gestaltung der Räume gefördert werden.

Eine Werkstatt im Wandel der Bildung

Wie die Werkstatt der bpb die Dynamik aufgreifen und in sie eingreifen will, unterstrich die Gesprächsrunde zwischen Tim Schmalfeldt von der bpb sowie Nina Heinrich und Oliver Baumann-Gibbon von der Kooperative Berlin, welche die Werkstatt redaktionell betreut: Der Name "Werkstatt" stehe symbolisch für das Ausprobieren, das Neuerfinden, für einen offenen Prozess. Dabei solle werkstatt.bpb.de immer ein Kanal bleiben, der nicht einseitig funktioniert. Das heißt, die Werkstatt möchte einerseits Impulse bieten, aber auch Zuhören und in den Dialog gehen, wie Oliver Baumann-Gibbon es beschrieb. Schon zu Beginn sei Grundidee gewesen, offen für Methoden, Feedback und neue Ideen zu sein und in den Austausch zu gehen. Gleichzeitig hätten große Transformationen die Themen der Werkstatt in den letzten zehn Jahren enorm geprägt: Von der Kultur des Teilens, Flucht und Migration, den Zuwachs von freien Informationen wie auch Desinformation bis hin zu den globalen Umbrüchen der Corona-Pandemie, erläuterte Tim Schmalfeldt. Auch technisch habe sich viel getan, so etwa der Bedeutungszuwachs von Videos, das Wachstum der sozialen Netzwerke oder Möglichkeiten kollaborativen Arbeitens.

Eine Werkstatt für die Community

Bei der Begleitung dieser Entwicklungen spiegeln Austauschformate den Kern der Werkstatt wider: "Für uns steht die Zusammenarbeit mit der Community ganz stark im Mittelpunkt", erläutert Redaktionsleiterin Nina Heinrich die Vorgehensweise. Als Beispiele aus dem redaktionellen Angebot nannte sie die Einbindung von Gastbeiträgen und Interviews, die Interner Link: Bildungssalons, die Webvideoreihe Interner Link: "Bildungshacks" zu Methodentipps oder die wiederaufgelegte Interner Link: Ausprobiert-Aktion zum Test von Bildungsmaterialien. "Es spielt eine große Rolle, dass wir diese Impulse erhalten und diese möchten wir auch zurückgeben", stellte Heinrich heraus. Aktuell fokussiert sich die Werkstatt auf die Themenbereiche Interner Link: Künstliche Intelligenz und Friedenspädagogik.

Einblicke in die Veranstaltung

(Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violetta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de (Violeta Martinez) Lizenz: cc by-sa/4.0/deed.de

Weniger Digital vs. Analog

Die Themeninseln bildeten den dritten Block der Mikrokonferenz und unterstrichen nicht nur den Community-Charakter, sondern förderten auch viele neue Fragen zutage, die für die Zukunft der Bildung im digitalen Wandel und die Gestaltung der Arbeit bei werkstatt.bpb.de bedeutsam sein werden. Die Inseln gaben neben den eingeladenen Experten und Expertinnen besonders auch den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, das Gespräch zu suchen.

So wurde viel darüber diskutiert, welche Schlüsse aus der Pandemie gezogen werden können und wie an den Schulen aus einem auf Notwendigkeiten basierenden Handeln nun produktive Prozesse entstehen können. Jacob Chammon vom Forum Bildung Digitalisierung und selbst ehemaliger Schulleiter sagte:

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Es geht in der Schule um Begegnungen und Beziehungen, und die können überall passieren, im Analogen wie im Digitalen.

Die Beziehungsebene gelte es zu stärken, unabhängig vom Ort oder Medium. Die Tincon-Projektleiterin Sheherazade Becker betonte mit Blick auf Medienkompetenz ebenfalls das Gemeinsame: "In Schulen wird Medienkompetenz oft als getrennter Bereich gesehen, der sporadisch behandelt wird. Aber eigentlich geht es ja darum: Wie komme ich mit Medien zu Information zu verschiedenen Themen? Medienkompetenz ist fächerübergreifend." Auch für Medienpädagogin Amanda Brennan, Redaktionsleiterin der Medieninitiative MESH Collective, war klar: "Das Digitale und das Analoge können super zusammenkommen. Der Pool an Videos, der in sozialen Medien existiert, ist ideal, um im Unterricht erste Berührungspunkte zu schaffen." Und eine Teilnehmerin führte den Punkt weiter aus, indem sie feststellte:

Zitat

Das sind keine Parallelwelten. Was in den sozialen Netzwerken passiert, hat Auswirkungen auf das Klassenzimmer und andersherum.

Was kommt, was bleibt?

Für die Werkstatt werden zukünftig gesellschaftliche Fragen, etwa zum gemeinsamen Gestalten zeitgemäßer Bildungsangebote, aber auch die Rückbesinnung auf ganz praktische, bastlerische Ansätze wieder stärker im Fokus stehen. Manchmal fühlten sich Lehrende von technologischen Entwicklungen erschlagen, so Tim Schmalfeldt. Da sei eine Rückbesinnung auf Gedanken von Aufbruch, Emanzipation und Empowerment förderlich, um auch zeitgemäße politische Bildung im digitalen Wandel nicht getrieben, sondern proaktiv mitzugestalten.

Über die Speakerinnen und Speaker

Oliver Baumann-Gibbon studierte Kommunikationswissenschaften, Politik und Betriebswirtschaft. Danach folgten Stationen u.a. beim ZDF und der Bertelsmann Stiftung. Heute ist er Co-Geschäftsführer der Kooperative Berlin Medienproduktion KBM GmbH. Bei der Kooperative ist 2011 auf seine Initiative hin das Projekt werkstatt.bpb.de in Zusammenarbeit mit der bpb entstanden.

Sheherazade Becker hat Geschichte und Germanistik studiert, mit dem Master of Arts abgeschlossen und dann auch gleich ein Volontariat im Literarischen Zentrum Göttingen für Literaturmanagement gemacht. Seit 2018 koordiniert Sheherazade die Projekte und das Team der Jugendkonferenz TINCON als Projektleitung. Sie umgibt sich also mit Digital- und Popkultur, unterstützt junge Menschen Ihre Themen in die Öffentlichkeit zu tragen und spricht vor Erwachsenen, um denen diese Themen näher zu bringen.

Amanda Brennan ist Redaktionsleitung der außerschulischen Bildungsinitiative MESH Collective. Gemeinsam mit reichweitenstarken Creator*innen holt sie gesellschaftspolitische Themen für junge Menschen auf den Radar. Ziel ist es, die großen Fragen unserer Zeit greifbar zu machen und Jugendlichen so zu ermöglichen eine eigene kritische Haltung zu finden. Amanda hat an der Universität Wien und der Manchester Metropolitan University Film- und Medienwissenschaften studiert.

Jacob Chammon ist geschäftsführender Vorstand des Forum Bildung Digitalisierung. Er war Schulleiter der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule in Berlin und hat dort den Entwicklungsprozess zu einer digitalen Schule erfolgreich gestaltet. Dabei konnte er auf seine Erfahrungen aus Dänemark zurückgreifen, wo er als Berater und Coach für Schulleitungen und Schulverwaltungen tätig war. Als ausgebildeter Lehrer hat er zudem zahlreiche didaktische Bücher und Unterrichtsmaterialien veröffentlicht.

Julia Hastädt ist Lehrerin am John-Brinckman-Gymnasium Güstrow und Verantwortliche für die Medienbildung sowie die Berufs- und Studienorientierung an ihrer Schule.

Nina Heinrich ist Kulturwissenschaftlerin und -managerin. Sie initiierte ein internationales Festival für Webserien und kam nach einer Phase als freie Autorin und Leiterin für Medienprojekte vor allem für die Zielgruppe junger Menschen dann zur Kooperative Berlin Medienproduktion KBM GmbH. Dort ist sie heute als Redaktionsleiterin bei werkstatt.bpb.de.

Katrin Hünemörder ist politische Bildnerin und Projektmanagerin und seit 1999 in der außerschulischen Jugendbildung in Europa und Lateinamerika unterwegs. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind digitale Organisationsentwicklung in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Bei mediale pfade arbeitet sie an der Schnittstelle von politischer Bildung, kultureller Bildung und Medienbildung und ist spezialisiert in digitaler Formatentwicklung.

Ole Jantschek ist Bundestutor und Pädagogischer Leiter der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung (et). Seine fachlichen Schwerpunkte liegen auf diversitätsbewusster Demokratiebildung und politischer Medienbildung. Dabei verantwortet er unter anderem Projekte, die sich mit den Folgen der Digitalisierung für Gesellschaft und Demokratie auseinandersetzen und innovative Formate der politischen Jugendbildung entwickeln.

Verena Lucia Nägel arbeitet im Team der Digitalen Interview-Sammlungen an der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin und ist dort unter anderem für das Visual History Archive der USC Shoah Foundation und das Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies zuständig. Außerdem wirkt sie an der Konzeption und Entwicklung von digitalen Lern- und Lehranwendungen und Archivumgebungen mit. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Oral History, Geschichte des Nationalsozialismus und Holocaust, Erziehung nach und über Auschwitz in Deutschland, Geschichtspolitik, Digital Humanities.

Anja Neubert ist Geschichtsdidaktikerin an der Universität Leipzig und ist insbesondere in der Aus- und Weiterbildung von Geschichtslehrkräften tätig. Ihr Schwerpunkt liegt in der digitalen Geschichtskultur.

Tim Schmalfeldt ist Referent in der Online-Redaktion der Bundeszentrale für politische Bildung und seit 2013 Projektverantwortlicher für werkstatt.bpb.de. Der studierte Kulturwissenschaftler lebt in Berlin und war zuvor als freier Lektor und Redakteur für öffentliche Institutionen, Publikums- und Bildungsverlage tätig.

Jan Vedder ist Lehrer und Mitglied des Didaktik-Teams an einer Oberschule in der Region Hannover, ehemaliger pädagogischer Seminarleiter am Studienseminar und Mitgründer der Plattform STUDYPOINT teacher. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Schul- und Unterrichtsentwicklung rund um das 'Lernen unter den Bedingungen der Digitalität' und einer 'Schule im Wandel’. An seiner Schule unterstützt er den Prozess der Schulentwicklung an seiner Schule ist darüberhinaus als Referent zu Themen der Schulentwicklung in Deutschland unterwegs.

Weitere Inhalte

Janis Fifka studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Publizistik in Münster und Berlin. Seit Oktober 2021 unterstützt er die Werkstatt-Redaktion als Redakteur für Social Media und Community Management. Zuvor war er an verschiedenen Stationen in den Feldern Politik, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Bildung im digitalen Wandel sowie politisch-historische Bildung begleiten ihn seit 2015 in seiner Arbeit als freier Bildner.

Mia Schepe unterstützt die Werkstatt-Redaktion seit Januar 2022. Sie studiert Politikwissenschaft im Master und ist in der politischen Bildung aktiv. Darüber hinaus interessieren sie die Themen digitale Bildung, Nachhaltigkeit, Klimapolitik und Zeitgeschichte.