Auf den britischen Premierminister Winston Churchill (1874-1965) geht das Zitat zurück: "Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen." In demokratischen Prozessen geht es demzufolge immer darum, einen – wenn auch kleinsten – gemeinsamen Nenner zu finden. Gleichzeitig kann eine Entscheidung von einzelnen Bürgerinnen, Bürgern oder Gruppen auch als falsch empfunden werden. In den vergangenen 15 Monaten trat dies angesichts der hitzig geführten Diskussionen um die notwendigen gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie deutlich zutage.
Die letzten Monate waren auch begleitet von einer Verschiebung ins Digitale – besonders für Menschen an Schulen und Universitäten, aber auch an außerschulischen Bildungsstätten. Für Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Studierende veränderten sich bedeutende Teile des Lebens von Grund auf: Der Unterricht oder das Seminar, traditionell soziale Ereignisse, das gemeinsame Lernen in den dafür vorgesehenen Räumlichkeiten und nach klaren Strukturen, wich einer Welt aus Gesichtern in Videokonferenz-Kacheln. Das Thema Digitalisierung bekam innerhalb der Bildungslandschaft einen noch prominenteren Stellenwert. In der Praxis herrschte jedoch häufig Stillstand im Schulnetz.
In dieser Gemengelage und nach Monaten weitreichender Entscheidungen des Bundes und der Länder, die einen unmittelbaren Einfluss auf alle Lebensbereiche hatten, steuert Deutschland auf die vielleicht wichtigste Bundestagswahl seit 16 Jahren zu. Digitale Medien werden dabei eine zentrale Rolle spielen. So stellte die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien: Externer Link: https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2020/JIM-Studie-2020_Web_final.pdf) einen deutlich erhöhten Medienkonsum unter Jugendlichen im Jahr 2020 fest. Viel mehr als sonst zogen junge Lernende ihre Informationen auch über politische Entscheidungen und deren Zusammenhänge aus digitalen Quellen. Und nicht selten gingen diese Informationen einher mit virtuellen Hasskommentaren oder stammten bisweilen selbst aus zweifelhaften Quellen.
Schulische und außerschulische Lehrende, die gesellschaftliche Veränderungen mit ihren Lernenden während der Pandemie nicht so begleiten konnten, wie es in Anbetracht der gesellschaftlichen Diskurse und der anstehenden Wahl naheliegend gewesen wäre, können jetzt an Netzdiskurse andocken und diese in einen hybriden Unterrichtsrahmen übertragen: sei es mit Hilfe von Übungen zum Erkennen von Desinformation, über die selbstständige Medienproduktion zu politischen Themen, Tools und Lernspiele, die verschiedene parteipolitische Szenarien verstehbar machen, oder auch durch eine Analyse der Auftritte von Politikerinnen und Politikern in den sozialen Medien.
Auf interaktive Weise im analogen Raum und mit digitalen Verbindungsstücken kann die politische Verstehens- und Entscheidungsfähigkeit junger Menschen nach der langen Phase des Distanzunterrichts in einem pädagogisch gestützten, sozialen Austauschrahmen wieder gestärkt werden. Die Erstwählerinnen und -wähler bringen neben einem Fokus auf Bildung vor allem Umwelt und Klima als Schwerpunktthemen mit und stellen gleichzeitig althergebrachte Parteien-Konstellationen infrage.
Diese Prozesse möchte die Werkstatt mit ihrem neuen Themenschwerpunkt "
So geben wir in den kommenden Wochen Tipps für den schulischen Unterricht rund um die Auseinandersetzung mit Demokratiethemen im Digitalen und sprechen mit Menschen, die spannende Projekte im außerschulischen Bereich anschieben oder uns fachkundige Einblicke geben können.
Wir befragen das Projekt "Games machen Schule" der Stiftung Digitale Spielekultur, um herauszufinden, wie Lehrende digitale Spiele zur Demokratiebildung einsetzen können und wir erhalten
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