Im 3x3 stellen wir drei Akteurinnen und Akteuren dieselben drei Fragen. Zum Thema Eltern-Lehrenden-Kommunikation in der Corona-Pandemie haben wir drei Lehrerinnen und drei Mütter interviewt.
Lehrenden-Perspektive
Wie hat sich die Art und Häufigkeit Ihrer Kommunikation mit den Eltern Ihrer Schülerinnen und Schüler durch die Corona-Pandemie verändert?
Lehrerin Hülya Atasoyi (© Samografie: Samet Bozçelik)
Lehrerin Hülya Atasoyi (© Samografie: Samet Bozçelik)
Hülya Atasoyi: Vor der Corona-Pandemie hat die Kommunikation mit den Eltern meiner Schülerinnen und Schüler überwiegend per Mail stattgefunden. Bei wichtigen Informationen rief ich den Klassenpflegschaftsvorsitzenden
Lehrerin Katja Wehrend (© privat)
Lehrerin Katja Wehrend (© privat)
Katja Wehrend: Ich habe bereits vor der Pandemie eher offen und häufig per E-Mail mit den Eltern kommuniziert und z.B. schöne Dinge aus dem Unterrichtsgeschehen mitgeteilt. Dies habe ich auch zu Beginn der Pandemie fortgesetzt. Neu hinzugekommen waren 2020 vermehrt Telefonate, denn wir sollten damals einmal pro Woche mit den Schülerinnen und Schülern Kontakt aufnehmen
Lehrerin Lisa Dopke (© Philipp Poppe)
Lehrerin Lisa Dopke (© Philipp Poppe)
Lisa Dopke: Im Rahmen der Elternarbeit haben wir vor allem Einschnitte im persönlichen Face-to-Face-Kontakt, trotzdem ist der Kontakt immer noch gut. Alle paar Monate frage ich, wie es zuhause mit dem Distanzlernen läuft. Der Kontakt zu meinen Schülerinnen und Schülern hat sich sehr ausgebaut: Sie haben meine Handynummer und können mir jederzeit schreiben, wenn sie Redebedarf haben und das geschieht dann auch – egal, ob es die Aufgabenbearbeitung oder das Vermissen des Crushs
Was war/ist die größte Herausforderung für den Austausch mit den Eltern Ihrer Schülerinnen und Schüler?
Hülya Atasoyi: Während der Corona-Pandemie habe ich immer versucht, allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden und alle Moodle-Abgaben zu kontrollieren. Bei nicht abgegebenen Aufgaben versuchte ich die Eltern auf verschiedenen Kommunikationskanälen (E-Mail, Moodle, Messenger, Telefon) zu informieren. Teilweise erfolglos. Die größte Herausforderung für den Austausch mit einigen Eltern war demzufolge, dass sie nicht immer erreichbar waren oder erreicht werden konnten. Dies hat die Weitergabe von wichtigen Schüler-Informationen an die Eltern sehr erschwert.
Katja Wehrend: Ich habe leider nicht alle Eltern erreicht, und dabei habe ich z.T. sogar die Unterrichtsmaterialien nach Hause gebracht. Für einige Eltern wären Informationen in den jeweiligen Landessprachen hilfreich. Dieser Aspekt wird bei Informationen/ Formularen/ etc. seitens des Ministeriums nicht bedacht. Außerdem hatten und haben viele Eltern Existenzängste, dann noch die Sorgen über die "verlorene" Schulzeit ihrer Kinder, oder auch, dass sie als Eltern die Aufgaben des Distanzlernens nicht (ausreichend) unterstützen können – das aufzufangen war und ist schwierig.
Lisa Dopke: Bis klar war, welche Grenzen ich in Bezug auf telefonische Erreichbarkeit oder Anfragen per WhatsApp habe, war der Kontakt sehr schwergängig. Normalerweise rufen Lehrkräfte ja auch nur zuhause an, wenn sich die Kinder nicht benehmen. Diese Angst zu überwinden und dann auch persönlich und offen zu sprechen, fand ich am schwierigsten. Mittlerweile geht das aber ganz gut und ich telefoniere auch regelmäßig mit meinen Schülerinnen und Schülern. Mit den Eltern nur, wenn es wirklich außergewöhnliches Lob gibt oder große Probleme bestehen.
Fühlen Sie sich von den Eltern gut über die Wirksamkeit Ihrer Methoden im Fernunterricht informiert?
Hülya Atasoyi: Ja, denn die Eltern teilen mir bei möglichen Telefonaten oder über den Messenger mit, dass sie mit den Methoden im Fernunterricht sehr zufrieden sind. Sie sind dankbar, dass in allen Fächern unserer Schule Videokonferenzen stattfinden und die Moodle-Kurse für die Schülerinnen und Schüler strukturiert und schülergerecht gestaltet werden. Die Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Eltern ist mir besonders wichtig, da auf diese Weise eine gegenseitige Wertschätzung stattfinden kann. Der regelmäßige Austausch ist meines Erachtens eine Grundlage für eine gelingende Elternarbeit.
Katja Wehrend: Ja, durchaus. Es gab einige gute Rückmeldungen, auch konkrete Ideen zur Veränderung. Meine Eltern waren da vergleichsweisekommunikativ und konstruktiv. Aber ich weiß auch, dass es leider an vielen anderen Schulen nicht so ist. Da wird der Frust gern in den sozialen Medien abgelassen, statt den direkten Kontakt zur Lehrkraft oder auch nur zur Schule zu suchen. Das macht mich oft traurig und wütend.
Lisa Dopke: Ich bekomme von einigen Eltern sehr positive Rückmeldungen und auch Grenzen aufgezeigt, wenn eine Aufgabe oder Methode zu komplex ist. Es gab eine Phase, in der meine 8. Klasse sehr viele Videos schneiden sollte, parallel aber noch Unterricht qua Videokonferenz hatte. Das hat die Bildschirmzeiten extrem ansteigen lassen und zu großem Unmut geführt, sodass wir nachjustiert haben. Ein Methodenwechsel ist da unabdingbar.
Über unsere Interviewpartnerinnen
Hülya Atasoyi arbeitet als Mathematik- und Englischlehrerin für die Jahrgangsstufen 5-10 an einer Gesamtschule in NRW.
Katja Wehrend ist ehemals Gymnasiallehrerin und unterrichtet aktuell als Englisch- und Biologie/Naturwissenschaften-Lehrerin an einer IGS (Integrierten Gesamtschule) in Niedersachsen die Klassenstufen 5-13.
Lisa Dopke unterrichtet die Fächer Deutsch, Geschichte und Gesellschaftslehre an einer IGS (Integrierten Gesamtschule) für die Klassenstufen 5-13 in Niedersachsen.