Kurz und Knapp:
Ganztagsunterricht, Gesamtschulen, Inklusion und Digitalisierung: Den neuen Anforderungen in der Bildung wird mit innovativen Lernraumkonzepten begegnet.
Bereits in den 1960er und 1970er gab es die ersten "Schulen ohne Klassenzimmer". Offene Räume sind nun wieder auf dem Vormarsch.
"Beim Thema Inklusion spielt uns die Architektur unserer Schule in die Hände", sagt Lasse Reichstein, Leiter der Hellerup Skole in Dänemark. Offene Räume können eine individuelle Förderung oft erleichtern.
Nach München und Herford in Nordrhein-Westfalen hat nun als erstes Bundesland auch Berlin ein neues Gebäudekonzept für Schulen eingeführt.
Früher war klar, wie Unterricht auszusehen hat: Der Lehrer oder die Lehrerin steht vorne und erklärt, die Schülerinnen und Schüler hören zu und schreiben auf engen Bänken eifrig mit. Bis heute sind die meisten Schulen – zumindest architektonisch ¬– auf eben diesen Frontalunterricht ausgerichtet: Ein Klassenzimmer reiht sich ans nächste entlang langer Flure, vorne eine Tafel oder ein Whiteboard, dazu ein Pausenraum und eine Turnhalle. Auch wenn der klassische vortragende Unterricht immer noch eine wichtige Säule der didaktischen Palette bildet, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Erkenntnis durchgesetzt, dass Schülerinnen und Schüler nicht in der Lage sind, sechs bis acht Stunden am Tag Wissen in sich "aufzusaugen". Längst wird der Frontalunterricht vom problemlösenden und selbständigen Lernen wie Gruppen- oder Einzelarbeit flankiert. Kurz, die Lehrmethoden haben sich in den letzten 100 Jahren grundlegend geändert. Die Architektur von Schulen entspricht dagegen – ganz im Gegensatz zu vielen Büros, Krankenhäusern oder Fabrikgebäuden – meistens immer noch der Bauweise des frühen 20. Jahrhunderts.
Neue Schulen für neue Prämissen in der Bildung
Das könnte sich bald ändern. Die zunehmende Verbreitung von Ganztagsschulen, Inklusion, die Integration von Kindern mit geringen Deutschkenntnissen und nicht zuletzt die Digitalisierung drängen die Schulen zum Handeln: "65 Prozent der Kinder, die heute in die Grundschule kommen, werden später Berufe haben, die es noch nicht gibt. Schulen müssen daher selbstständiges Lernen ermöglichen, um die Kinder fit für die Zukunft zu machen. Design kann diesen Prozess unterstützen, indem es uns dazu anregt, unser Verhalten zu ändern", erklärt die Architektin Rosan Bosch, die sich mit ihrem Design- und Architekturstudio unter anderem auf die Gestaltung von Schulen spezialisiert hat. Die Halbwertszeit wissenschaftlicher Erkenntnisse liegt derzeit bei unter zehn Jahren. Können rangiert entsprechend vor Wissen, oder anders gesagt: Das Lernen selbst muss gelernt werden. Externer Link: "Kinder und Jugendliche werden sich ihres Lernens dann bewusst, wenn sie vielfältige und häufige Perspektivwechsel einnehmen können: hier Zuhörer, dort Redner, hier Beobachteter, dort Beobachter, hier Lerner, dort Lehrer", erklärt Otto Seydel, Leiter des Instituts für Schulentwicklung. Für ein solches individuelles und selbstbestimmtes Lernen sind herkömmliche Klassenräume eher ungeeignet, denn, so Seydel: "Wenn ich die Kinder einsperre in engen Bänken, wie sie vor 100 Jahren produziert wurden, dann kann sich daraus keine Selbstlernkompetenz entwickeln. Ich muss Fläche haben, damit Individualität sich auch entfalten kann."
Mehr Flexibilität im Schulraum: Über die Ursprünge der Lernraumdiskussion
Welche alternativen Modelle gibt es? In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Schulen – allen voran in Skandinavien – neue Lernraumkonzepte entwickelt und umgesetzt, um individuelles und problemlösendes Lernen zu fördern. Dabei ist die Diskussion um die Bedeutung des Lernraums für das Lernen nichts Neues: Bereits in den 1960er und 1970er Jahren wurde mit offenen Lernräumen experimentiert. Loris Malaguzzi, einer der Begründer der frühkindlichen Reggio-Pädagogik, prägte den Begriff vom "Raum als dritten Pädagogen" – ein Konzept, das auch im schulischen Kontext auf Zustimmung stieß. 1968 veranstaltete der Europarat ein internationales Symposium, bei dem bereits eine "größere Flexibilität des Schulraumes" gefordert wurde und auch zahlreiche Architekturzeitschriften beschäftigten sich in dieser Zeit mit dem Thema (vgl. Externer Link: Christian Kühn: "Die Schule als ‚Raum für Teams‘")
Vor allem im englischen Sprachraum breiteten sich offene Klassenzimmer ("open classrom" bzw. "open plan"-Schulen) aus. Der Ansatz, der zuerst an britischen Grundschulen nach dem Zweiten Weltkrieg erprobt wurde, fand vor allem in den USA großen Anklang. Offene Räume fördern Kreativität und Vorstellungskraft und bringen so offenere, mündigere Bürgerinnen und Bürger hervor, so die Idee. Im Zeitgeist der 1960er Jahre wurden zahlreiche Schulen "ohne Wände" gebaut, doch noch bevor der Ansatz wirklich zur Reife gebracht werden konnte, wurde ihm in den 1970er Jahren wieder ein Ende gesetzt: Zum einen brachte die neue politische Lage durch die Wirtschaftskrise und die Wirren des Vietnamkrieges eine Rückbesinnung auf Althergebrachtes mit sich (vlg. „Externer Link: The open classroom“ von Larry Cubin). Zum anderen wurde die Geräuschkulisse in diese ersten "open plan"-Schulen häufig als zu hoch empfunden – nicht zuletzt, da die Lehrkräfte ihre Unterrichtskonzepte nicht ausreichend an die neuen Räumlichkeiten angepasst hatten. Christian Kühn, Studiendekan für Architektur an der TU Wien (vgl. Externer Link: "Die Schule als ‚Raum für Teams‘". S. 5) sieht die Schuld hierfür jedoch nicht bei den Lehrenden, sondern den Schulplanerinnen und -planern, die Pädagoginnen und Pädagoginnen nicht in den Planungsprozess miteinbezogen und ihnen somit keine Chance gaben, sich auf die neuen Räumlichkeiten einzustellen.
Die neuen Ansätze gerieten folglich zunächst wieder in Vergessenheit. Als jedoch ab den späten 1980er Jahren Bildungskonzepte wie individualisiertes Lernen wieder Eingang in die Bildungsdiskussion fanden, nahm auch die Lernraumdebatte rund um das „offene Klassenzimmer“ wieder an Fahrt auf (vlg. "Externer Link: The open classroom" von Larry Cubin).
Lernraum neu denken – was die Zukunft bringt
Was muss der Raum in Schulen leisten, um Lernerfolg zu fördern? Externer Link: Studien legen nahe: Akustik, Temperatur und ein einladendes, sprich motivierendes Umfeld beeinflussen den Lernerfolg. Eine Klasse, ein Lehrer, ein Unterrichtskonzept – in zwei verschieden gestalteten Räumen kann ein und dasselbe Lernsetting zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen führen.
In einem Externer Link: Interview für die Montag-Stiftungen nennt Dr. Otto Seydel vom Institut für Schulentwicklung als Schlüsselerlebnis einen Schulbesuch im Rahmen einer Schulinspektion: "In einem zu kleinen, schlecht ausgerüsteten, schlecht belichteten und akustisch ungünstigen Raum war kaum zu unterrichten. In einer Raumsituation, in der Bewegung und Differenzierung möglich war, war dieselbe Klasse dagegen wie verwandelt."
Eine angenehme Lernumgebung ist das eine. Gleichzeitig sagen Expertinnen und Experten, dass Schulräume auch die Flexibilität widerspiegeln sollten, die von Schülerinnen und Schülern später im Arbeitsleben erwartet wird. Durch flexible Elemente können Architektur und Design sowohl kooperatives als auch individuelles Lernen ermöglichen und damit problemlösendes und kreatives Denken fördern – Fähigkeiten, die die Initiative "Externer Link: P21 Partnership for 21st century learning", ein Zusammenschluss aus Unternehmen, Bildungsexperten und politischen Entscheiderinnen und Entscheidern, als wesentlich für das Leben und Arbeiten des 21. Jahrhunderts identifiziert. Der neue Klassenraum wird somit zu einer "Werkstatt", in dem sich verschiedenste Unterrichtsformen integrieren lassen. Sitzecken – vielleicht mit Pflanzen oder bunten Sitzkissen – signalisieren: Ich kann in Stillarbeit eigene Ideen entwickeln oder aber in Ruhephasen den Geist freimachen. Neue Raumkonzepte bieten Möglichkeiten für Gruppenarbeiten, und natürlich dürfen auch die klassischen "Instruktionsräume" nicht fehlen – nur, dass diese nicht unbedingt voneinander abgegrenzte Klassenzimmer sein müssen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche "Versammlungszonen" auch in Schulen mit offenen Klassenzimmern einzurichten. Rosan Bosch zum Beispiel entwirft mit ihrem Designstudio Raumelemente, die den Raum auch ohne Wände strukturieren.
Sport- und Außenanlagen sorgen für den nötigen Ausgleich und auf Präsentations- und Ausstellungsflächen können die Kinder ihren Klassenkameraden ihre Arbeiten vorstellen. Schulen, die durch Architektur und Design Offenheit signalisieren, heißen Lernende willkommen und ermutigen sie, dem neuen Schultag mit Neugierde und ihrerseits mit Offenheit zu begegnen. Die schulische Umgebung sollte Externer Link: laut Bosch dazu beitragen, dass sich Kinder ihre Neugier bewahren und Lust aufs Lernen bekommen. Letztendlich müsse man sie dafür aktivieren: Sie müssten von der passiven in eine aktive Rolle treten, sich Inhalte – einzeln oder in der Gruppe selbst erarbeiten. Denn schließlich wird eben dies später auch im Berufsleben von ihnen gefordert. Raumkonzepte können diese Aktivierung der Schülerinnen und Schüler fördern – allerdings nur, wenn der pädagogische Ansatz entsprechend an die neuen Raumkonstruktionen angepasst wird. "Alter" Unterricht in neuen Räumen wird schnell zu Lärmüberforderung führen.
Auch die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft fordert flexible architektonische Strukturen: Eine monofunktionale Sichtweise nach dem Prinzip ‚Ein Raum = eine Funktion‘ sei nicht mehr zeitgemäß, heißt es in dem in dem Standardwerk "Schulen Planen und Bauen 2.0", und widerspräche den vielfältigen Lernformen, deren Anwendung heute erforderlich sei. In jüngster Zeit haben sich drei verschiedene Organisationsmodelle durchgesetzt, die eine flexible und individuellere Raumnutzung möglich machen:
das Klassenraum-Plus-Modell, bei dem das herkömmliche Klassenzimmer um weitere Flächen ergänzt wird, die eine größere Differenzierung möglich machen. So werden beispielsweise Rückzugsorte oder Gruppenräume geschaffen oder die Klassenzimmer so vergrößert, dass eine Differenzierung innerhalb eines Raumen möglich ist.
das Cluster-Modell, bei dem mehrere Klassen einen Pool von Räumen nutzen. Die Räume sind hier so angeordnet, dass verschiedene Kombinations- und Trennungsvarianten möglich sind.
die Lernlandschaft, die völlig ohne Klassenzimmer auskommen kann und bei der Lernsituationen in einem offenen Raum geschaffen werden.
Ein wichtiger Bestandteil vieler neuer Schulbauten ist außerdem die Einbindung der Schule in die städtische Umgebung. Daher werden Schulen so konzipiert, dass zentrale Funktionsbereiche von den Anwohnerinnen und Anwohnern oder auch Institutionen und Vereinen mitgenutzt werden können. Nicht zuletzt müssen auch die Lehrenden in dem neuen Raum mitgedacht werden: Ihre Rolle ist dabei nicht die von Einzelkämpfern, sondern sie arbeiten im Team. Das neue Schulkonzept sieht daher auch für Lehrkräfte genug Teamräume vor. Um die Fehler der ersten offenen Schulen der 1960er und 1970er Jahre zu vermeiden, ist es wichtig, die Pädagoginnen und Pädagogen in die Umstrukturierungsprozesse bzw. den Neubau von Schulen einzubinden. Eines laut Christian Kühn "der radikalsten, aber auch erfolgreichsten Beispiele" für einen solchen partizipativen Planungsprozess ist die Hellerup Skole in der Gemeinde Gentofte bei Kopenhagen (vgl. „Externer Link: Die Schule als ‚Raum für Teams‘“. S. 5/6). Das räumlich-pädagogische Konzept für den Neubau entwickelten die Architekten gemeinsam mit Lehrenden, Vertretern der Gemeinde, Eltern und Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer zwei Jahre dauernden Entwurfsphase.
Vom Computerraum hin zur digitalen Schule?
Auch digitales Lernen will heute in Schulbau und -design mitgedacht werden: Eine gute technische Infrastruktur ist dafür eine Grundvoraussetzung. Spezielle Computerräume dagegen werden obsolet und durch Laptop- oder Tabletklassen ersetzt. Ihren Platz werden IT-Werkräume einnehmen, beispielsweise mit 3D-Druckern.
Noch etwas weiter gedacht bedeutet dies: Wissen ist heutzutage überall abrufbar und auch gemeinschaftliches Arbeiten ist dank digitaler Technologien von überall aus möglich, was die klassische Definition von Lernräumen beliebig weit ausdehnt. Schülerinnen und Schüler müssen sich nicht zwangsläufig in der Schule aufhalten, um zu lernen, sondern auch Parks, Cafés und ihre eigenen Häuser und Wohnungen werden so zu informellen Lernorten (vgl. "Schulen planen und bauen 2.0", S. 48). Die Aufhebung der Grenze von Schule und Zuhause kann auch Probleme aufwerfen. Kommunizieren beispielsweise Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften per Video-Chat, erhalten letztere Einblicke in das Privatleben ihrer Schülerinnen und Schüler, die ihnen bewusste oder unbewusste Rückschlüsse erlauben: Ist das Kinderzimmer aufgeräumt? Welche Bücher stehen im Regal? Der Schutz der Privatsphäre, aber auch der Freizeit der Kinder muss bei neuen Lernraum-Konzepten mitgedacht werden.
Neue Lernräume in der Praxis
Noch ist die klassische "Flurschule" das meist verbreitete Schulmodell. Doch es bewegt sich einiges – innerhalb konventioneller Klassenräume und im Rahmen eigens designter Lernlandschaften. In Kopenhagen erhielt das Ørestad Gymnasium als "Schule ohne Wände" international große Aufmerksamkeit. Die ganze Schule ist ein einziger offener Raum, eine große Treppe dient dabei als zentrales Verbindungselement. Ähnlich sieht es bei der Hellerup Skole, ebenfalls in Dänemark, aus. Um einen möglichst flexiblen Unterricht zu gewährleisten, gibt es auch hier keine herkömmlichen Klassenräume. An bestimmten Tagen im Jahr dürfen die Schülerinnen und Schüler sich auch aussuchen, von wo aus sie arbeiten – im Café, von Zuhause oder im Park. Ansonsten ist der Unterricht an der Hellerup Skole aufgeteilt in möglichst kurze Instruktionsphasen, für die sich Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler in hexagonalen Einbauten zurückziehen können. Im Anschluss suchen sich die Kinder und Jugendlichen einen Platz innerhalb der offenen Lernzone, um gemeinschaftlich an Projekten zu arbeiten. Das Raumkonzept fördert so nicht nur die Kooperation zwischen den Schülerinnen und Schülern, sondern damit auch den Gemeinschaftssinn, wie Lasse Reichstein, Direktor der Hellerup Skole, erklärt: "Wir versuchen, jeden Schüler und jede Schülerin individuell zu fördern. Trotzdem steht für uns der gemeinschaftliche Aspekt des Lernens im Vordergrund. Wir sind der festen Überzeugung – und die Forschung gibt uns hier Recht –, dass von einem gemeinschaftlichen Lernen, bei dem die einzelnen Schülerinnen und Schüler nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch die Gruppe übernehmen, am Ende jeder Einzelne profitiert".
Nicht nur Gemeinschaftssinn, auch Inklusion kann durch flexible Lernräume gefördert werden. "Beim Thema Inklusion spielt uns die Architektur unserer Schule in die Hände", so Lasse Reichstein. "In traditionellen Schulen gibt es nur das Klassenzimmer – und den Raum außerhalb des Klassenzimmers. Wenn ein Kind Probleme hat, stillzusitzen oder sich leise zu verhalten, stört es die anderen. Er oder sie wird möglicherweise gebeten, das Zimmer zu verlassen – und ist damit nicht mehr Teil der Klasse. Vielleicht wird dieser Schüler oder diese Schülerin langfristig sogar gar nicht in der gleichen Klasse unterrichtet werden können. In einer offenen Lernumgebung gibt es diese Dichotomie nicht. Hier kann sich die Lehrkraft einem solchen Kind in einer ruhigeren Ecke widmen oder das Kind kann kurz aufstehen, herumrennen, und danach weiterarbeiten, ohne dabei von seiner Klasse isoliert zu werden."
Dänemark ist Vorreiter in Bezug auf das "offene Klassenzimmer", doch auch in Deutschland wurden in den letzten Jahren bereits einige neue Konzepte umgesetzt. Die Interner Link: Alemannenschule in Wutöschingen zum Beispiel verbindet geschlossene "Inputräume" mit offenen Orten des gemeinschaftlichen und eigenständigen Lernens. Auch politische Bestrebungen, neue Raumkonzepte flächendeckend umzusetzen, gibt es bereits. Als erstes Bundesland hat Berlin im Februar 2018 neue Standards im Schulbau eingeführt. Zuvor haben bereits München und Herford in Nordrhein-Westfalen das von dem ehemaligen Stadtschulrat von München Interner Link: Rainer Schweppe entwickelte Lern- und Teamhauskonzept zum Standard für Schulbauten erhoben.
Die Schule besteht nach diesem Ansatz aus mehreren Lern- und Teamhäusern. In deren Mitte befindet sich ein großes Forum, um das herum Unterrichtsräume angeordnet sind, die durch Trennwände wiederum flexibel teil- und erweiterbar sind. All diese Räume haben mindestens eine gläserne Wand, durch die hindurch man zum Forum in der Mitte blicken kann. Vorteil dieser Aufteilung im Sinne des Cluster-Modells ist es, dass ein Teil der Kinder eigenständig in den kleineren Unterrichtsräumen arbeiten kann und dabei jedoch die Verbindung zu den anderen Klassenkameradinnen und -kameraden und der Lehrkraft visuell aufrechterhalten wird. Hinzu kommt jeweils ein Ruheraum und eine Teamzone für die Lehrerinnen und Lehrer (vlg. Externer Link: Deutsches Schulportal, 1. Mai 2018), wodurch auch das kollaborative Arbeiten der Lehrenden unterstützt wird.
Entwickelt wurde das Lernhauskonzept, um den Anforderungen des Ganztagsunterrichts gerecht zu werden. Die kleinen Lernhäuser innerhalb einer Schule sollen ein engeres Miteinander von Schülerinnen und Schülern wie auch Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen. Die flexible Raumgestaltung gewährleistet darüber hinaus methodische Vielfalt und damit einen individuellen und inklusiven Unterricht. Bereits jetzt zahlt sich die Investition in die neuen Lernräume in größeren Lernerfolgen aus: Die Abschlussquoten in den neu gestalteten Schulen ist höher, die Wiederholungsraten geringer (vgl. Deutsches Schulportal, 3. Mai 2018).
In Berlin sind bereits Externer Link: 51 Schulen nach dem neuen Prinzip geplant, die ersten zehn davon sollen schon in den nächsten fünf Jahren (bis 2021) fertiggestellt werden. Ob sich das Konzept deutschlandweit ausbreiten wird, wird sich zeigen. In dem Maße wie sich die Unterrichtsmethoden in den vergangenen Jahren vervielfältigt haben, haben auch in Schularchitektur und -design neue Konzepte Eingang gefunden, die das Lernen in Schulen revolutionieren könnten.